Theater Basel: Das letzte Jahr der Intendanz von Andreas Beck

Ab 2020 wird Benedikt von Peter das Basler Dreispartenhaus leiten

Für Freunde des Schauspiels ist und bleibt es ein schwerer Schlag: Andreas Beck, Intendant des Theater Basel, wird sich nach seinem vierten Jahr vorzeitig verabschieden. Dabei teilt sich das Dreispartenhaus in der Kritikerumfrage der Deutschen Bühne zur vergangenen Spielzeit den ersten Platz mit den Bühnen Frankfurt und der Berliner Volksbühne.

Die letzte Spielzeit unter Andreas Beck wird am 13. September mit einem Gesamtkunstwerk, an dem Oper, Ballett und Schauspiel beteiligt sind, eröffnet. Henry Purcells Oper „König Arthur“ führt in historisch-mythische Zeiten zurück, in der reale Kriege geführt werden und Luft- und Erdgeister die Landschaft beleben. Ewald Palmetshofer hat den Text John Drydens bearbeitet, Stephan Kimmig wird Regie führen.

Weiter geht es noch im gleichen Monat mit einem Auftragswerk von Peter Licht, der Molières „Tartuffe“ für das Theater Basel bearbeitet hat. Überhaupt gibt man sich im Schauspiel sehr traditionsbewusst. Auch Nuran David Calis‘ Othello-Inszenierung ist ein Auftragswerk und mit Schillers „Die Räuber“ steht ein Werk des Sturm und Drang auf dem Spielplan, das von Shakespeare geprägt ist. Die Inszenierung des Isländers Thorleifur Örn Arnarsson wird am 28. März Premiere haben.

Ein Schwerpunkt bildet Schweizer Literatur. So richtet Thom Luz, bekannt für seine extremen Verlangsamungen, Max Frischs Erzählung „Der Mensch erscheint im Holozän“ ein, während Nora Schlocker Friedrich Dürrenmatts Roman „Das Versprechen“ im Schauspielhaus zeigen wird. Ebenfalls Prosa ist Robert Walsers „Der Gehülfe“, der von Julia Hölscher für die Bühne adaptiert wird. Zu den Klassikern zählen mittlerweile auch Arthur Millers „Hexenjagd“ und „Yerma“ von Federico García Lorca, inszeniert von Mateja Koleznik. Nach der Premiere am Wiener Burgtheater wird Simon Stones Inszenierung von „Hotel Strindberg“ ab dem 16. Januar auch in Basel zu sehen sein. Man braucht ein bisschen Sitzfleisch, die Vorstellung, u.a. mit Caroline Peters und Martin Wuttke, dauert vier Stunden, 45 Minuten.

Im Ballett Basel wird in der Spielzeit 2019/20 eine ganze Bandbreite auf die Bühne gebracht. Nachdem Richard Wherlock 2010 „Carmen“ inszenierte, überlässt er in diesem Jahr seinem schwedischen Kollegen Johan Inger das Feld. Dieser bringt seine Uraufführung aus dem Jahr 2015, die in Madrid stattfand, nach Basel mit. Und mit Choreografien von Thomas Noone und Jiri Pokorný werden ab dem 14. Februar noch weitere Handschriften zu sehen sein. Wherlock selbst wird in dieser Saison mit „Don’t tell the Kids“ einen Familienabend mit Musik von Velvet Underground für die Kleine Bühne choreografieren. Seine Fans werden mit „The Comedy of Error (Z)“ jedoch nicht auf eine Produktion für das Große Haus verzichten müssen.

Auch das Musiktheater kann mit einem Auftragswerk aufwarten. So greifen Michael Wertmüller und Dea Loher in „Diodati. Unendlich“ die Zusammenkunft von sechs Briten in der Schweiz im Jahr ohne Sommer 1818 auf, bei der unter anderem Mary Shelleys „Frankenstein“ entstand. Ansonsten gibt es viele klassische Stoffe. Olivier Py wird Gaetano Donizettis Oper „Lucia di Lammermoor“ inszenieren, für die Sir Walter Scott den Stoff lieferte. Nicht weniger dramatisch ist Giacomo Puccinis Oper „Madame Butterfly“, die von den Hoffnungen und Verletzungen der Geisha Cio-Cio-San erzählt, interpretiert von Vasily Barkhatov.

In die Antike führt hingegen „Didone Abbandonata“ von Niccolò Jommelli. Die niederländische Regisseurin Lotte de Beer inszeniert die Geschichte über den Widerstreit von Vernunft und Gefühl, in dem Äneas sich gegen Dido und für Rom entscheidet. Ein Heimspiel ist die Inszenierung von „Pelléas et Mélisande“ von Barbora Horáková Joly, die in Basel ihre Karriere startete und 2017 Finalistin beim Regiewettbewerb Ring Award in Graz war.

Eine besondere Geschichte hat Viktor Ullmanns Kammeroper „Der Kaiser von Atlantis oder die Todverweigerung“, die 1943/44 im KZ Theresienstadt entstand und als Parabel über die NS-Diktatur und den Holocaust gelesen werden kann. Ullmann selbst wurde 1944 in Auschwitz ermordet. Leichte Kost ist hingegen Jerry Hermans und Harvey Fiersteins Musical „Ein Käfig voller Narren“, das am 14. Dezember auf der Großen Bühne Premiere haben wird.

Ab 2020 wird dann Benedikt von Peter die Leitung des Theater Basel übernehmen. Der Deutsche wurde 1977 geboren und kommt vom Musiktheater, derzeit ist er Intendant beim Luzerner Theater. In Basel hat er bereits zwei Opern inszeniert.

Was: Neue Spielzeit des Theater Basel
Wann: ab 13. September 2018
Wo: Theater Basel, Elisabethenstrasse 16, 4051 Basel
Web: www.theater-basel.ch

Bildquellen

  • kultur_joker_theater_basel_benedikt_von_peter_foto_david_roethlisberger: David Roethlisberger