Weiterhin auf Weltempfang: Peter Carp am Theater Freiburg

Am 27. September 2018 beginnt die zweite Spielzeit des Intendanten

Noch ist es für eine Zwischenbilanz zu früh, doch Schwerpunkte zeichnen sich ab. Auch in seiner zweiten Spielzeit prägt Intendant Peter Carp das Bild des Theaters als Weltempfänger. Unter den internationalen Regisseurinnen und Regisseuren, die 2018/19 am Theater Freiburg arbeiten werden, sind mit Ewelina Marciniak und Amir Reza Koohestani auch zwei darunter, deren Handschrift man bereits kennen lernen konnte.

Marciniaks viel gelobter „Sommernachtstraum“ wird nicht nur wiederaufgenommen, sie wird im Januar auch „Die Bartholomäusnacht“ nach Alexandre Dumas inszenieren. Koohestani hingegen, der die vergangene Saison mit einer Adaption von Tschechows „Der Kirschgarten“ eröffnete, wird in Arnold Weskers Stück „Die Küche“ das Kleine Haus in eine solche verwandeln und zu einem Ort kapitalistischer Ausbeutung, aber auch einer multikulturellen Gesellschaft machen. An Tschechow knüpft dann Peter Carp persönlich mit einer Inszenierung von „Onkel Wanja“ im Frühjahr an.

Ansonsten steckt viel britische Dramatik im Spielplan. Neben Stücken von Dennis Kelly und Mark Ravenhill wird die deutschsprachige Erstaufführung von Enda Walshs „Ballyturk“zu sehen sein. Daneben gibt es Ausblicke auf die USA. So wurde der belgische Theatermann Stef Lernous eingeladen, um die Geschichte der Rockband „Velvet Underground“ und Andy Warhols Factory zu beleuchten und der New Yorker Film- und Theaterregisseur Daniel Fish wird Don DeLillos Roman „Weißes Rauschen“ auf die Bühne bringen.

Sehr deutsch wird es hingegen mit dem „Nibelungenlied“, das der Slowene Jernej Lorenci inszenieren wird. Es wird nicht beim edlen Streit der Recken bleiben, Lorenci bezieht auch die Rezeption des Epos in seine Arbeit ein. Gleich zwei Inszenierungen befassen sich im Nachklapp mit 1968: sowohl die methusalems als auch das norwegische Performancekollektiv by Proxy.

Eröffnet wird die neue Spielzeit jedoch durch den Tanz am 27. September im Großen Haus mit Angelin Preljocajs „Gravity“. Wenn das kein Bekenntnis ist, überhaupt war ja der Tanz bislang die Sparte mit der avanciertersten zeitgenössischen Handschrift. Das Theater Freiburg baut weiterhin das System der Koproduktionen und Gastspiele aus und wird in diesem Jahr vier Künstler zu Residenzen nach Freiburg einladen. Es ist gleichermaßen geografisch wie künstlerisch naheliegend nach Frankreich zu schauen. Nicht nur das Eingangsstück auch „Le mouvement de l’air“ sowie Sarah Baltzingers „Fury“ kommen von dort wie auch die Hommage von Radhouane El Meddeb „À mon père“ und Noé Souliers „From within“. Weitere internationale Gastspiele stammen wie „Bacantes – Prelùdio para uma purga“ aus Portugal, aus Griechenland „Fades“ und aus Schweden „Debris“.

Der Spielplan des Musiktheaters zeichnet sich durch Klassiker aus. In der Oper setzt Peter Carp seine Auseinandersetzung mit der russischen Literatur fort und wird „Eugen Onegin“ inszenieren. Peter Tschaikowskys Oper basiert auf dem Versroman von Alexander Puschkin. Neben einem „Don Giovanni“, inszeniert von Katazyna Borkowska wird Claude Debussys „Pelléas et Mélisande“ zu hören sein wie auch Johann Strauss‘ Operette „Die Fledermaus“.

„Hulda“ wurde zwar bereits 1885 geschrieben, doch erst jetzt wird César Francks Oper in Deutschland erstaufgeführt. Das Thema ist archaisch, nachdem Hulda von einem anderen Stamm verschleppt wird, sinnt sie auf Rache. Auch in der Uraufführung „Schau mich an“ steht eine Frau im Zentrum. Es ist die Zauberin Alcina, die ihre ehemaligen Liebhaber in Pflanzen und Tiere verwandelt. Studierende der Hochschule für Musik Freiburg werden die Musik Händels auf ihre Zeitgemäßheit untersuchen.

Was: Neue Spielzeit des Theater Freiburg
Wann: ab 27. September 2018
Wo: Theater Freiburg, Bertoldstraße 46, 79098 Freiburg im Breisgau
Web: www.theater.freiburg.de

Bildquellen

  • Peter Carp: Foto: Britt Schilling