Zur Zukunft des Kunsthauses „L6“ in Freiburg

Jury-Abstimmung in der Mehlwaage, im Vordergrund: Heinrich Mutter

In der Lameystraße 6 im nördlichen Vorort Zähringen stand einst ein Umspannwerk der Post. Dann erwarb ein privater Investor das Objekt. Zum selben Zeitpunkt gab die Stadt Freiburg die erste Etage des ‚Schwarzen Klosters‘ auf, wo sich bis dahin die Städtische Galerie befand, und veräußerte für ‚kleines Geld‘ – beileibe keine ihrer Sternstunden – auch das Gebäude an der Mehlwaage, wo seit Jahrzehnten die Druckwerkstatt Freiburger Künstler*innen ihre Heimat hatte (lange Zeit gemeinsam mit dem Büro des BBK-Südbaden). Der BBK zog in den Geiges-Turm in der Talstraße 66 (T 66) um. Seit 2004 werden die Räume im „L 6“ bespielt.
Jetzt steht das Ende des Mietverhältnisses in Zähringen an (Mitte 2024, so heißt es). Man könnte meinen, das sei ja noch fern. Aber wenn Kosten anfielen für Nachfolgelösungen, müssten die rechtzeitig ‚verankert‘ sein: Die Beratungen über den städtischen Doppelhaushalt 2023/24 beginnen bald. Also gilt es heute (und in nachfolgenden Berichten) für das Thema zu sensibilisieren. Im „L 6“ befinden sich: der städtische Ausstellungsraum, die Künstlerwerkstatt, zehn Künstlerateliers, acht Band-Probenräume im Untergeschoss. Das wird so künftig nicht zusammenbleiben (müssen). Musik wird sich an eigenem Ort konzentrieren, noch scheint das Umfeld des Güterbahnhofs nicht ganz aus der Debatte. Die Ateliers können tatsächlich an die Peripherie der Stadt, vielleicht in den Schildacker. Aber wohin mit der Städtischen Galerie, die eigentlich ins Zentrum gehört, und eben der Druckwerkstatt?

Blick zurück: die „Mehlwaage“
Das ehemalige „Stechhäusle“, ein Barockbau von 1763, in der Metzgerau 4, sollte Ende der 1960er Jahre (wie die meisten historischen Gebäude im Umfeld) abgerissen werden, um dem Neubau des KG III der Universität samt Tiefgarage und Zufahrt Platz zu machen. Dem Einschreiten der ArGe Freiburger Stadtbild (1968) ist es zu verdanken, dass das nicht passierte. Einst Schlachthaus, niemals Mehlwaage (die lag um die Ecke), dann Eichamt, zuletzt, wie Eberhard Brügel erinnert, eine Art „Depot des Ordnungsamts für Absperrungen bei Demonstrationen“, wurden dann kulturelle Nutzungen diskutiert. Am Ende setzte sich der BBK-Südbaden durch, sein Büro, vor allem die Druckwerkstatt hielten im Mai 1976 Einzug.
Sinnfällig im Quartier, das seit dem Mittelalter als „Schneckenvorstadt“ Handwerk und Handel beherbergte. Der politische Impuls kam von der damaligen BBK-Vorsitzenden Bettina Eichin (die kaum später auch treibende Kraft bei der Einrichtung der Villa Mitscherlich zum städtischen Atelierhaus gewesen ist). Alle halfen mit beim Ausmisten des Altbaus. Der Architekt Ferdinand Merkenthaler besorgte die Umbauplanung. Die Werkstatt wurde kreativer Magnet, viele Ausstellungen folgten. Das Projekt sprach sich herum: Im Oktober 1983 stellten Künstler*innen aus der Mehlwaage auf Einladung im Künstlerhaus Stuttgart aus. Reinhard Klessinger steuert ein Foto aus seinem Archiv bei und notiert: „Im Vordergrund sieht man Heinrich Mutter, der das wichtigste Gründungsmitglied der Mehlwaage war.“Es lohnt zu erinnern – und zugleich für die Zukunft Sorge zu tragen.

Bildquellen

  • Jury-Abstimmung in der Mehlwaage, im Vordergrund: Heinrich Mutter: Foto: Reinhard Klessinger
  • Die Mehlwaage, Metzgerau 2, um 1900: Foto: Georg Röbcke, Stadtarchiv Freiburg