Zeitmaschine: USA, 1973.

1973 ebnete das Grundsatzurteil „Roe v. Wade“ Frauen in den USA das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch

Seit einigen Wochen scheinen wir in einer Zeitmaschine zu sitzen, die uns jüngst zurück ins Jahr 1973 katapultierte. Damals ebnete das Grundsatzurteil „Roe v. Wade“ Frauen in den USA das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch – der Rechtsstreit trieb tausende Frauen auf die Straße. Nun sind es wieder abertausende Frauen, die in den USA für ihr Recht auf Selbstbestimmung demonstrieren müssen – dafür, in dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, die Freiheit über ihren eigenen Körper zu bewahren. Das mag, angesichts aktueller friedenspolitischer Entwicklungen, für manche erst einmal trivial erscheinen. Wer einen Blick auf die Geschichte wirft, entdeckt aber schnell: in Zeiten gesellschaftlicher wie politischer Unruhen, sind es zumeist Frauen, die an Freiheit einbüßen. Jüngst waren es Mütter, denen wir in der Coronapandemie Job, Homeschooling, 24-Stunden Kinderbetreuung und Haushalt ohne Unterstützung aufbürdeten. 2020 entschied der EU-Mitgliedsstaat Polen ein Abtreibungsverbot, das einen Großteil der bis dahin legalen Abtreibungen untersagte und dazu führte, dass im September 2020 eine Schwangere an einem septischen Schock starb, da die Ärzt*innen keine lebensrettende Abtreibung vornehmen durften. Ärzte ohne Grenzen spricht sogar von einer globalen Gesundheitskrise, da weltweit 45 Prozent der Schwangerschaftsabbrüche unsicher sind und zu den fünf Hauptgründen für Müttersterblichkeit zählen – ca. sieben Millionen Mädchen und Frauen werden jährlich aufgrund der Folgen eines unsachgemäß durchgeführten Abbruchs in Krankenhäuser eingeliefert.
Wer sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheidet, macht das, weil es die Umstände erfordern – gesundheitlich, sozial, finanziell. Wer Frauen diese Möglichkeit raubt, treibt sie in die Illegalität und befeuert ein unkontrollierbares Geschäft mit der Gesundheit von Frauen und Kindern.

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  • 1973 ebnete das Grundsatzurteil „Roe v. Wade“ Frauen in den USA das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch: Foto: Emma Guliani