Thomas Strittmatter Preis 2024: Autor Schiar Simo überzeugt mit Thriller „Himmelfahrt“

Der Drehbuchautor Schiar Simo ist Preisträger des von der MFG Filmförderung gestifteten und mit 20.000 Euro dotierten Thomas Strittmatter Preises 2024. Ausgezeichnet wird er für sein Drehbuch zum schwarzhumorigen Thriller „Himmelfahrt“. In der Erzählung entpuppt sich ein als Mustermigrant geltender, syrischer Mann, der als Bäcker in Deutschland lebt, als ein terroristischer ‚Schläfer‘, der sich unvermutet zwischen seiner neuen Heimat und seiner heiligen Aufgabe entscheiden muss. Schiar Simo wurde als eines von sechs Kindern syrisch-kurdischer Herkunft 1997 in Tübingen geboren und studierte von 2018 bis 2023 an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg im Studiengang Drehbuch.

Die dreiköpfige Fachjury, bestehend aus der Regisseurin und Drehbuchautorin Anne Zohra Berrached, der langjährigen Produzentin und Ko-Geschäftsführerin der Deutschen Filmakademie Maria Köpf und dem Drehbuchautor Oskar Sulowski, war sich nach Angaben der Juryvorsitzenden Anne Zohra Berrached rasch einig, mit „Himmelfahrt“ das überzeugendste Drehbuch aus den rund 40 Einreichungen auszuzeichnen. Nominiert waren außer „Himmelfahrt“ auch die Drehbücher zur Tragikomödie „Paradeisa“ von Marleen Valien und Max Rauer um ein Mädchen und seinen narzisstischen, erfolglosen Künstlervater und das Familiendrama „Sieben Tage Februar“ von Tatjana Moutchnik, das in der Ukraine unmittelbar vor und nach dem Angriff der russischen Armee spielt. Bereits die Nominierungen sind mit einer Prämie von 2.500 Euro verbunden.

Zur Begründung für „Himmelfahrt“ sagt die Jury: „In einer Zeit, in der unsere Welt zunehmend polarisiert und gespalten erscheint, und in der wir viele Gründe haben, um sorgenvoll in die Zukunft zu sehen, wagt dieses Drehbuch das Frechste überhaupt: Es macht islamistische Schläfer und Mitglieder rechtsextremer Gruppierungen zu den Hauptfiguren einer zum Schreien komischen romantischen Komödie. Einer Komödie, die von nicht weniger handelt als der Frage, wann man angekommen ist in diesem Land, und warum man für die Freiheit, die wir hier genießen, kämpfen sollte. Themen also, die anderswo mit großem Ernst und bedrücktem Schweigen behandelt würden, werden hier geführt wie in den allerbesten britischen Pulp-Komödien. So phantasievoll ist das alles, so bereit über die Stränge zu schlagen und einen Witz selbst da zu machen, wo es der Anstand verbieten würde. Das Drehbuch ist eine Ode an die Kraft des Lachens in dunklen Zeiten, ein Reminder, dass Humor eine Waffe sein kann, um Leser wie Zuschauer noch einmal anders an wichtige Themen heranzuführen. Reifer. Wahrhaftiger. Komischer.“

Überreicht wurde der Thomas Strittmatter Preis vom Staatssekretär des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Arne Braun, und MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen im Rahmen eines festlichen Empfangs am Rande der 74. Berlinale in der Landesvertretung Baden-Württemberg. Moderator Knut Elstermann vom rbb führte durch die Preisverleihung, bei der eine Reihe von aktuellen, MFG-geförderten Produktionen vorgestellt wurde. Kurze Filmgespräche gab es auch zu Filmen die bereits im Kino laufen, darunter „Stella. Ein Leben.“ oder Filme, die sich in der Endphase der Herstellung befinden, z.B. die Science Fiction-Geschichte „Kolibri“ oder das Familiendrama „Vena“, Gewinner des Thomas Strittmatter Preises 2022.

MFG-Geschäftsführer Carl Bergenguen mahnte, bei der anstehenden Novellierung der deutschen Filmförderung die Kinos und Verleiher als Branchengruppen nicht zu vergessen. Er und Arne Braun hoben die Bedeutung des Thomas Strittmatter Preises hervor, da überzeugende Drehbücher das Fundament für gelungene Spielfilme seien.

Bildquellen

  • MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen, der Gewinner des Thomas Strittmatter Preises 2024, Schiar Simo, und der Staatssekretär des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Arne Braun (v.l.n.r.): © AEDT, Stefan Krempl