Sehenswertes in Freiburgs Partnerstadt Besançon

Im Zuge der Feierlichkeiten zum 150. Jahrestag der ersten Impressionisten-Ausstellung, initiiert vom Pariser Musée d‘Orsay, stellt das Musée des Beaux-Arts et d‘Archéologie de Besançon das zentrale Fragment des Gemäldes „Déjeuner sur l‘herbe“ (1865-66) aus. Claude Monet hat das Bild 1884 in drei Teile zerlegt, einen beschädigten Teil gab er verloren. Doch so ist ein Ausschnitt entstanden, der vier Personen in einer Lichtung in Szene setzt. Drei sind bekannt: hinter Camille Doncieux, Lebensgefährtin des Künstlers, steht sein Freund Frédéric Bazille neben einer unbekannten Frau; unweit davon ein Mann, der wie ein Zeremonienmeister wirkt und durch Haare, Bart, schwarze Augen, Schmerbauch und Charisma an Gustave Courbet denken lässt. Diese Merkmale des Künstlers waren damals wohlbekannt; seit seinen Anfängen hat er nämlich mit zahlreichen Selbstporträts eine Ikone geschaffen, die im 19. Jahrhundert zu vielen Karikaturen führte. Doch Monet hat Courbet neu interpretiert, er zeigt ihn als imposante Persönlichkeit, wie verjüngt durch den Umgang mit neuen Freunden.

Claude Monet: „Le déjeuner sur l’herbe“, 1865/1866 © Musée d‘Orsay

Claude Monet (1840- 1926) und Gustave Courbet (1819-1877) pflegten jedenfalls zum Zeitpunkt der Entstehung des Gemäldes regen Umgang: 1866 trafen sie sich in Chailly mit Frédéric Bazille. Just hier beginnt Monet das „Déjeuner sur l’herbe“, bestimmt für den Salon de la peinture, dem Courbet große Aufmerksamkeit schenkte. Zwar gehören die Künstler verschiedenen Generationen an, tauschten sich aber gleichberechtigt aus und hatten Gemeinsamkeiten. Wie Monet, so platzierte auch Courbet seine Staffelei teils im Freien und vollendete danach Details im Atelier, Motive vor Ort hielt man zudem in Skizzenbüchern fest. Beide fertigen auch serielle Arbeiten, Courbet etwa mit „Le puits noir“, wovon sich eine Version in Besançon befindet. Zudem lässt sich fragen, ob das monumentale Gemälde „Repas de chasse“ (1858) von Courbet nicht Vorbild für „Das Frühstück im Grünen“ war, auch hier fügen sich markante Figuren zu einer prosaischen Genreszene. Das Auge des Betrachters wird dabei auf die Natur gelenkt, im Vordergrund breitet sich ein üppiges Stillleben aus.
In Besançon freut man sich, nun einen neuen Blick auf Gustave Courbet bieten zu können, der schließlich aus der Franche-Comté stammt und wichtiger Wegbegleiter und Unterstützer einer jüngeren Generation war, die in seinem Sinne den Akademismus in Frage stellte. Mit dem in lebhaft lichtvollen Farben gemalten „Déjeuner“ will Besançon den Erfindungsreichtum des Impressionismus feiern. Das Musée des beaux-arts et d’archéologie ist im Übrigen die älteste öffentliche französische Sammlung, sie geht auf das Jahr 1694 zurück und hat eine hochinteressante dynamische Geschichte, die sich am besten vor Ort erkunden lässt – die Stadt hält weitere Überraschungen bereit.

Claude Monet. „Déjeuner sur l‘herbe“. Musée des beaux-arts et d’archéologie. Besançon. Bis 2. Juni 2024.

Bildquellen

  • Claude Monet: „Le déjeuner sur l’herbe“, 1865/1866: © Musée d‘Orsay