Mehr als der Ring-Zyklus: Die Saison 2023/24 am Theater Basel

Es ist ein Mammutprojekt, das das Theater Basel über zwei Spielzeiten prägen wird. Und mehr noch, wie das Theater Basel den Ring-Zyklus in eine Reihe von kleineren Inszenierungen einbettet, wirkt sehr zeitgenössisch. In der Spielzeit 2023/24, die am zweiten Septemberwochenende startet, werden „Das Rheingold“ und „Die Walküre“ zu sehen sein, im September 2024 geht es dann weiter. Die Wagner-Opern, jeweils unter der musikalischen Leitung von Jonathan Nott und inszeniert von Intendant Benedikt von Peter, haben im Rahmen eines kleinen Festivals Premiere, das zudem den Stoff kommentieren wird. So werden sich Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura in „Gold, Glanz und Götter“ mit Basel als Macht und Finanzzentrum befassen, während „Der Yopougon-Ring“ von Monika Gintersdorfer und Knut Klassen das Nibelungen-Drama aus postkolonialer Perspektive beleuchten, zusammen mit Performerinnen und Performer der Côte d’Ivoir.
Doch auch keine ausgewiesenen Wagnerfans werden im Musiktheater auf ihre Kosten kommen. So wird nicht nur der Barbier von Sevilla sowie „Rigoletto“ wiederaufgenommen, sondern auch Christoph Marthalers Interpretation des „Freischütz“, zudem wird dieser im März die Oper von Claudio Monteverdi „L’incoronazione di Poppea“ inszenieren. Interessant dürfte auch „Carmen“ werden, die erste Operninszenierung der Choreografin Constanza Macras. Neugierig stimmt auch die Zusammenarbeit von Herbert Fritsch und Herbert Grönemeyer, die aus Eugène Labiches Klassiker „Ein Florentinerhut“ die Oper „Pferd frisst Hut“ gemacht haben. Und nach den Premieren in Aix-en-Provence und Adelaide wird nach der Pandemie bedingten Verschiebung nun auch endlich Mozarts Requiem unter der Regie von Romeo Castellucci in Basel zu sehen sein.
Der Abschied war lang und nun ist er vollzogen. Die Ära Richard Wherlock am Theater Basel ist beendet und Adolphe Binder wird die Tanzsparte vorerst für zwei Spielzeiten leiten. Zwei, vielleicht weil ihre Zeit als künstlerische Leiterin des Tanztheater Wuppertal kurz und eher glücklos war. Diese Saison jedenfalls ist mehr als ein vorsichtiges Kennenlernen von anderen Sichtweisen auf zeitgenössischen Tanz. Nach dem Ballettabend mit dem programmatischen Titel „Ensemble“ am Eröffnungswochenende, bei dem die Compagnie selbst choreografiert, wird es unter anderem eine intensive Auseinandersetzung mit dem Werk von Saburo Teshigawara geben. Bevor sein Doppelabend „Verwandlung“ am 22. März mit einer Uraufführung zu sehen sein wird, gibt es Anfang Oktober eine kleine Werkschau des Japaners in der Reihe „Nah dran“. Im Rahmen des Steps – Migros Kulturprozent Tanzfestival wird der Choreograph, der für sein Lebenswerk mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde, in „Tristan und Isolde“ selbst auf der Bühne zu sehen sein. Als weitere choreografische Handschriften werden die von Bobbi Jene Smith (Marie & Pierre, Premiere: 18.11.) und des Schweizers Fabrice Mazliah den Spielplan formen. Mazliah macht das Erzählen im Tanz zum Thema von „Telling Stories“, ab 13. Januar.
Selbstredend beschränkt sich das Schauspiel nicht darauf, einige der erfolgreichsten Produktionen wiederaufzunehmen. So wird neben „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ auch „Moby Dick – das Solo“ sowie „Molière – der eingebildete Tote“, „Die Physiker“ und „Ein Sommernachts­traum“ weiterhin prägen. Antú Romero Nunes hat nicht nur gleich drei dieser Wiederaufnahmen inszeniert, seine Handschrift wird überhaupt die kommende Spielzeit prägen. So startet die Saison mit seiner „Antigone“ auf Baseldytsch am 8. September, im Januar wird dann seine Produktion aus dem Hamburger Thalia Theater „Die Dreigroschenoper“ in Basel zu sehen sein und im März seine Interpretation von Homers „Ilias“. Herman Melvilles Erzählung vom Schreiber Bartleby wird Rocko Schamoni als Verweigerung der schönen neuen Arbeitswelt lesen (18.10.) und Peter Kastenmüller bringt die Szenen aus Cherson von Natalia Blok „Das Leben ist unaufhaltsam“ auf die Bühne. Präsenz zeigen auch Sebastian Nübling mit „Kranke Hunde“ – ein Stück über eine erschöpfte Gesellschaft und Stefan Pucher mit Maxim Gorkis „Sommergäste“. Lies Pauwels wird, wie zuletzt auch das Theater Freiburg, Hesses „Steppenwolf“ inszenieren. Und dann markieren noch ein Kafka-Projekt (Regie: Saar Magal) und eines über Kim Kardashian in etwa die Spannbreite dieser Saison im Schauspiel.

Weitere Infos & Tickets: www.theater-basel.ch

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