Klassik und Uraufführungen: Die Spielzeit 2023/24 am Theater Freiburg

Bevor es Ende September auch am Theater Freiburg mit der neuen Spielzeit so richtig los geht, gibt es vom 15. bis 21. September mit Marina Davydovas Installation „The Museum of uncounted voices“ bereits einen Vorgeschmack. Davydova, die ab Herbst für das Schauspiel bei den Salzburger Festwochen verantwortlich ist und kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges ihre Heimat verließ, befasst sich in dieser Installation mit der Geschichte der Sowjetunion. Zwei Wochen später eröffnet das Theater Freiburg dann die Spielzeit 2023/24 mit Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ sowie Igor Bauersimas Comening of Age-Geschichte „Norway.today“ und der deutschen Erstaufführung „This is not ‚an act of love & resistance‘“ der katalanischen Choreografin Aina Allegre, die sich in ihrem Stück mit der Luft befassen wird.
Die Schauspielsparte ist einerseits geprägt durch klassische Dramenliteratur wie Shakespeares „Das Wintermärchen“ (Regie: Yair Sherman), Büchners „Woyzeck“ (Regie: Bojana Lazić) sowie Friedrich Schillers „Die Räuber“ (Mathias Spaan) und Heinrich von Kleists „Familie Schroffenstein“ (Regie: Johannes Lepper). Andererseits wird Viktor Jerofejews Diktatorstudie „Der große Gopnik“, die im Herbst als Roman erscheint, im April in Freiburg auf der Bühne zu sehen sein (Regie: Eike Weinreich). Mit Susanne Heinrichs „Mutter.Liebe“ sowie Uwe Mengels „Future 2000“ und Mohammad Al Attar „Neun Jahre, zwei Monate, elf Tage“ (Regie: Omar Abusaada) gibt es zudem weitere Uraufführungen. Intendant Peter Carp, dessen Inszenierung „Appropriate“ wiederaufgenommen wird, adaptiert Christian Krachts Schweizer Roadmovie „Eurotrash“ für das Kleine Haus. Zudem wird er als deutsche Erstaufführung die Oper „The Handmaid’s Tale“ nach dem gleichnamigen Roman von Margaret Atwood für das Große Haus einrichten. Während Jessica Glause Annie Ernaux‘ „Der junge Mann/Das Ereignis“ inszeniert. Wer es bislang verpasst hat, hat in dieser Spielzeit noch die Möglichkeit „Der Steppenwolf“, „Was ihr wollt“ und „Medea“ zu sehen.
Im Musiktheater geht es frei nach William Hogarth im Dezember weiter mit „The Rake’s Progress“ von Igor Strawinsky. Freiburgs Generalmusikdirektor André de Ridder wird sowohl bei Giuseppe Verdis „Don Carlos“ (Regie: Michael von zur Mühlen) als auch bei einer Interpretation der „Zauberflöte“ als Videogame (Regie: Marco Storman) die musikalische Leitung übernehmen. Im Januar steht dann mit „Company“ ein Musical von Stephen Sondheim auf dem Spielplan, beim Spiel um Paarbeziehungen und Gesellschaft wird Joan Anton Rechi Regie führen. Als Wiederaufnahmen sind „Rusalka“ von Antonín Dvořák und „Die Dreigroschenoper“ von Bert Brecht und Kurt Weill in der Inszenierung von Hermann Schmidt-Rahmer geplant.
Nach dem Eröffnungswochenende wird im Tanz das neue Stück „Prophétique (On es déjà né.es)“ der ivorischen Choreografin Nadia Beugré im Großen Haus zu sehen sein, das bei Tanz im August erstmals in Deutschland zu sehen war. Es geht um die Transszene und ihren Alltag zwischen abendlichen glamourösen Tanzauftritten und der Arbeit tagsüber im Friseur­salon. Im April wird dann das Solo des brasilianischen Choreografen Calixto Neto in Freiburg gezeigt, im Mai wird „Shelter“ von Volmir Cordeiro Schutz vorm Kapitalismus und seinen Auswüchsen bieten. Im Sommer kommen dann eine Produktion des Belgiers Alexander Vantournhout, der seine Compagnie an einer hohen Mauer, die die Bühne bestimmt, sich abarbeiten lässt und „L’envol“, eine Choreografie von Nacera Belaza, die sich mit der Leere befasst. Doch damit nicht genug, vom 21. bis 25. Februar gastiert die Tanzplattform Deutschland 2024 in Freiburg. Die nationalen und internationalen Produktionen werden am Theater Freiburg, im E-Werk sowie im Theater im Marienbad und dem Kulturzentrum Art’Rhena gezeigt.

Bildquellen

  • MUSEUM OF UNCOUNTED VOICES /: Foto: Victoria Nazarova