Das PEAC Museum widmet Peter Tollens eine Retrospektive

Gleich zwei Anläufe brauchte Peter Tollens, um dieses Selbstbildnis zu malen. 1979 fing er mit „Höhe x Breite = Ich = Lebensgroß. Versuch eines Selbstporträts, Oktober 1996 – Januar 1997“ an, doch er vollendete es wohl erst 2015. Es misst 170 auf 58 Zentimeter und ist in Eitempera und Ölfarbe auf Holz gemalt. Die verschiedenen Schichten, die an der Seite des Malgrundes zu erkennen sind, haben zu einem Ockerton geführt. Unnötig zu sagen, dass es völlig abstrakt ist. Peter Tollens, wurde 1954 in Kleve geboren und lebt und arbeitet in Köln und da Paul Ege sein Werk breit gesammelt hat, widmet das PEAC Museum dem Künstler nun eine Einzelschau in seinen neun Räumen. Leihgaben des Künstlers ergänzen die eigenen Bestände, so dass in Freiburg nun eine Art Peter Tollens-Retrospektive zu erleben ist.
Und vielleicht ist Peter Tollens so etwas wie ein idealtypischer Künstler für die Sammlung. Tollens ist ein Maler, dem es um die Farbe geht. Seinen Malgrund, oft ganz traditionell Holz, dann Papier oder Leinen, wählt er im Hinblick auf das Ergebnis aus. „Some Thing to Live For“, so der Titel dieser Ausstellung, also das, wofür er lebt, ist die Malerei. In Freiburg gibt er zudem Einblick in sein Atelier. Ganz buchstäblich durch eine Slideshow, die Fotos aus dem Atelier aneinanderreiht, aber auch durch Künstlerbücher, die in Vitrinen präsentiert werden sowie Fotos, die in der Natur bei Spaziergängen entstanden sind. Selbst eine gegenständliche Zeichnung eines Baumes findet sich darunter.
In „Some Thing to Live For“ durchdringen sich die Aquarelle und Bilder Peter Tollens‘. Die fließende Farbe der Aquarelle findet fast natürlich zu einem Raster. Bei „10fach ohne Violett (Costitx, Mallorca)“ aus dem Jahr 2020 hat Tollens das Büttenpapier gefaltet, so dass einzelne Rechtecke entstanden sind, die Farblinien, die er darüber legt, orientieren sich jedoch nicht an dieser Falz, sondern suchen ihre eigene Ordnung. Dass seine Bilder aus vielen Schichten bestehen, lassen manche Titel, aber vor allem die Bildränder erahnen, die oberste Schicht jedoch bleibt nicht ohne Struktur. Oft setzt er Pinsel und Malermesser ein, um ein Raster zu erschaffen. Doch steht man vor dem großformatigen Bild „Zurbarán – Rosa – für FMT“, das im gleichen Raum wie das Selbstporträt zu sehen ist, löst sich die Farbe vor dem Auge geradezu auf. Man kann vor diesem Bild stehen und zugleich entzieht es sich. „Some Thing to Live for“ macht alles richtig, die Ausstellung zeigt neue Werkgruppen, eine Serie vorwiegend weißer Bilder, sie mischt die verschiedenen Techniken, und zeigt so das Besondere des Werks. Und wenn man vor der Wandinstallation „Wie alles zusammenhängt“ sitzt, die 24 Arbeiten zeigt, die zwischen 1981 und 2020 entstanden sind, ist das einerseits wie die Quintessenz des Werkes, aber auch hier legt sich durch Schienen, auf den die Bilder stehen, ein Ordnungssystem über alles, das harmonisch durcheinander gebracht wird durch leichte Asymmetrien und Abweichungen. Aber dieser Zusammenhang lässt eben auch wenig Raum für das, was Kunst auch ausmacht: dass sie sich widersetzt und nicht in ein System zu bringen ist.

Peter Tollens, Some Thing to Live for. PEAC Museum, Robert-Bunsen-Str. 5, Freiburg. Dienstag bis Freitag und Sonntag 11 bis 17 Uhr. Bis 26. Juni 2022.

Bildquellen

  • Peter Tollens: „Herbst“ ,2013, Aquarell auf Bütten, 5-teilig, je 21,5×19,5 cm, PEAC: Foto: Bernhard Strauss