60 Jahre Reinhold-Schneider-Preis / Bildende Kunst Ausstellung bei KunstKoch in Freiburg-Hochdorf

Seit 1960 wird der Kulturpreis der Stadt Freiburg, benannt nach dem Autor und Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels Reinhold Schneider, alle zwei Jahre im Wechsel verschiedener Sparten vergeben: Kunst, Literatur und Musik sowie neuerdings auch für Darstellende Kunst, Film, Fotografie und Neue Medien. Als Beitrag zur 900-Jahr-Feier werden nun alle bisherigen Preisträger der Bildenden Kunst, auch die mit Ehrengabe, Stipendium oder Förderpreis bedachten 22 Künstler*innen, mit je einem älteren und späteren Werk in einer Ausstellung präsentiert. Kurator ist der Galerist Albert Baumgarten.

Rudolf Riester: „Fensterbild“,1975-Öl,
Leinwand 90×80 Foto: Nachlaß Rudolf Riester

Rudolf Riester (1904-1999), Zeichner, Maler, Autor, war 1964 der erste ausgezeichnete Künstler, 1970 wurde der Preis an den Bildhauer Walter Schelenz vergeben; beide waren nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem viele ihrer Werke vernichtet wurden, von Berlin nach Freiburg gekommen. Zur gleichen Altersgruppe, „verschollene Generation“ genannt, die durch die NS-Diktatur schwer beeinträchtigt wurde, gehört Rudolf Dischinger (1904-1988), er hatte noch bei Georg Scholz und Karl Hubbuch studiert; ausgezeichnet wurde er erst 1976, als bereits die nächste Generation zum Zuge kam: Jürgen Brodwolf (*1932), Peter Dreher (1932-2020) und Christoph Meckel (1935-2020), Poet, Zeichner, Grafiker, Schriftsteller, literarisch und bildkünstlerisch außerordentlich.
1982 ging der Preis zu gleichen Teilen an Karl-Heinz Scherer und Bernd Völkle; 1988 wurde der Maler Artur Stoll ausgezeichnet, den „Förderpreis“ erhielten je zur Hälfte endlich zwei betagte Damen, die Bildhauerin Christine Gerstel-Naubereit und die Schriftstellerin Lotte Paepcke. Peter Staechelin erhielt den Preis 1997, Förderpreise wurden Viola Kaiser und Hans Rath zuteil. Erst sieben Jahre später erhielt 2004 Peter Vogel die Auszeichnung für seine Klangskulpturen; gleichzeitig wurden Freya Richter und Sabine Wannemacher Stipendien zugesprochen. Spätestens hier zeigt sich der Wandel hin zu einem konzeptuellen Kunstbegriff, doch Malerei und Zeichnung bleiben stetig relevant. Als weitere Preisträger wären Thomas Kitzinger (2010), Beatrice Adler und Stefanie Gerhard zu nennen; zudem Helga Marten (Ehrengabe) sowie nicht zu vergessen insbesondere Susi Juvan, 1982 mit dem Förderpreis geehrt und 2016 mit dem Hauptpreis.
Unmöglich, hier alle Preisträger zu nennen und die Entwicklungen der Kunst zu skizzieren, die sich in diesem Zusammenhang zeigen; diese reichen von der Treue zu den klassischen Medien über radikale stilistische Umbrüche bis hin zum Ausstieg aus dem Bild. In jedem Falle entsteht Kunst aus dem Geist der Beharrlichkeit, des Widerspruchs und der finessenreichen Wahrnehmung, wie sechs Jahrzehnte Reinhold-Schneider-Preis zeigen.

Kunst Koch. Hanferstraße 26. 79108 Freiburg-Hochdorf. Mo-Fr 10-16 Uhr. Bis 29. 1. 2021

Bildquellen

  • Naubereit Christiane: „Die Brücke“ 1970: AxelKillian-KAT