Zwei Veranstaltungen rund um den verstorbenen Dokumentarfilmer Michael Glawogger im Mensagarten

Auch in diesem Sommer bietet das Kommunale Kino allen in Freiburg und Umgebung Gebliebenen eine kulturelle Alternative zum Verreisen: An drei Open-Air-Spielorten – im Mensagarten, vor dem Alten Wiehrebahnhof und im Innenhof des Museums für Neue Kunst – wird in Zusammenarbeit mit zahlreichen Kooperationspartnern ein breitgefächertes Programm mit Filmvorführungen, Konzerten, Lesungen und Gesprächen geboten.

An diesem Freitag, 30. Juli, ab 19.30 Uhr präsentiert das Festival im Mensagarten der Stadt Freiburg gleich zwei besondere Veranstaltungen rund um den verstorbenen Dokukentarfilmer Michael Glawogger. Um 19.30 Uhr beginnt die Lesung von „69 Hotelzimmer“, das posthume literarische Debüt des renommierten Dokumentarfilmers. Michael Glawogger starb 2014 während der Dreharbeiten zu seinem letzten Film in Liberia. Sein Buch erzählt 95 Episoden aus dem Leben eines Reisenden, die von Hotels auf der ganzen Welt ihren Ausgang nehmen. In den oft skurrilen, von einem Interesse für das Abseitige, aber auch das Alltägliche geprägten Skizzen verbinden sich die Aufmerksamkeit und Beobachtungsgabe eines Filmemachers, der ohne Scheu auf die unterschiedlichsten Menschen zuzugehen weiß, mit dem Witz und der sprühenden Phantasie eines begnadeten Geschichtenerzählers zu einem einzigartigen Blick in die Welt – voller Empathie, Großzügigkeit und Selbstironie. Seine Frau Andrea Glawogger, die „69 Hotelzimmer“ in Zusammenarbeit mit Eva Menasse fertiggestellt hat, arbeitet im Österreichischen Filmmuseum in Wien. Sie liest an diesem Abend im Wechsel mit Peter Haug-Lamersdorf und spricht mit Hansjörg Bay über das Buch ihres verstorbenen Mannes.

Im Anschluss wird um 21:45 Uhr Michael Glawoggers letzter Film „Untitled“ gezeigt. Sein 54. Lebensjahr hindurch wollte Michael Glawogger einmal die Erde umkreisen, dabei ein Werk schaffen – von dem er nicht wusste, wie es aussehen würde. Anders als seine früheren weltumspannenden Dokumentarfilme Megacities, Workingman’s Death und Whores’ Glory sollte dieser kein Thema verfolgen. Mit dem Projekt Untitled wollte er sich den Kontinenten und ihren Bewohnern ausliefern, ein Werk aus dem Gefühl des Augenblicks herausschaffen. Nach rund einem Drittel des Weges, am Ende des ersten Hauptreisestücks, Afrika, verstarb Michael Glawogger an den Folgen einer Malariainfektion. Der einzige Mensch, der aus den bis dahin aufgenommenen Bildern und Tönen etwas in seinem Sinne Erregend-Bestürzend-Geistvoll-Würdiges würde schaffen können, war seine langjährige Schnittmeisterin und Vertraute Monika Willi. Mit Bildern von kriegsverheerter Geisterstädte, stolzer Ringer, Diamantensucher, paarungswilder Esel und staubdurchtoster Müllhalden gestaltete sie ein Stück Lebens-Erfahrung – ein Film, der einen berührt, verwirrt, berauscht, bereichert.

Weitere Infos und Tickets: www.koki-freiburg.de/insweite

Bildquellen

  • Michael Glawogger: © Stefan Olah