Wildkatzen in Baden-Württemberg: Der erste Jungtierfund in Freiburg

Die Wildkatze galt in Deutschland lange Zeit als ausgestorben, was hauptsächlich am Verlust ihres Lebensraums liegt. Eine auf Strukturarmut ausgerichtete Waldbewirtschaftung ohne Alt- und Totholz sowie ein dichtes Wegenetz verschlechterten die Umstände besonders. Mittlerweile ist die Straßenmortalität die Hauptgefährdungsursache der Wildkatze. Von 2006 bis 2017 wurden in Baden-Württemberg 47 tote Wildkatzen gefunden und untersucht. Die tatsächliche Zahl überfahrener Tiere ist vermutlich um ein Vielfaches höher. Hierdurch steigt die Population nur langsam wieder an, das Land Baden-Württemberg betreibt jedoch nun ein Schutzmanagement und richtet die Forstwirtschaft auf Wildtiere und deren Bedürfnisse aus. Hauptsächlich ist die Wildkatze in Baden-Württemberg in der Rheinebe zu finden, was auf die Ausbreitung der Wildkatze im Osten Frankreichs zurückzuführen ist.
Die Wildkatze wird auch als Waldkatze bezeichnet, am liebsten sind ihr Laub- und Mischwälder, aber auch Nadelwälder werden besiedelt. Wichtig sind strukturhaltige Flächen mit Totholz, Reisig und Unterwuchs, vielen Vegetationsschichten, Lichtungen und Waldwiesen. Schon wenige hundert Meter Offenland hindern die Wildkatze daran diese Freifläche zu überwinden. Die Wildkatze ist ein scheuer Einzelgänger, der seine Ruheplätze in Höhlenbäumen und unter Wurzeln oder Reisig Haufen sucht. Die männlichen Wildkatzen leben teilweise halbnomadisch, die Weibchen bleiben eher in ihrem Revier.
Nun wurden bei Opfingen drei Wildkatzenjungen gefunden – der erste Nachweis auf Reproduktion der Wildkatzenpopulation im Freiburger Stadtwald. „Die naturnahe Waldbewirtschaftung bietet auch der auf vielfältige Waldstrukturen angewiesenen Wildkatze den geeigneten Lebensraum“, äußert sich Forstminister Peter Hauk.
Die jungen Kätzchen, die aufgrund ihrer Wildheit genetisch untersucht wurden und sich somit als Wildkatzen herausstellten, waren von einer Joggerin am Wegesrand gefunden worden. Wildkatzenmamas gehen jedoch öfter mal auf die Jagd und lassen ihre Jungen für diese Zeit alleine, dies ist auch bei anderen Wildtieren nicht ungewöhnlich. Falls trotzdem der Verdacht besteht, dass die Jungtiere nicht versorgt werden, sollten die zuständigen Wildtierbeauftragten oder das Forstamt informiert werden. „Die Tiere so großzuziehen, dass die Gewöhnung an den Menschen gering genug gehalten wird, dass diese wieder in ihren eigentlichen Lebensraum freigelassen werden können, ist äußerst schwierig“ erklärt Sabrina Streif, Wildkatzen-Expertin am FVA Wildtierinstitut.
Die in Freiburg gefundenen Jungen befinden sich nun in einer tiergerechten Unterbringung. In Kürze werden sie zur artgerechten Aufzucht in eine Auffangstation nach Rheinland-Pfalz gebracht, die hierfür langjährige Erfahrung besitzt. Nach einigen Monaten können die Katzen dann an ihrem Fundort ausgewildert werden.

Weitere Infos: www.wildkatze-bw.de www.freiburg.de/pb/1667627.html

Bildquellen

  • Wildkatzennachwuchs in Freiburg: Foto: Forstamt Freiburg/