Vor 45 Jahren öffnete das soziokulturelle Zentrum die FABRIK. Über einen Ort, der Nachhaltigkeit und Solidarität von Beginn an groß geschrieben hat

Es ist ein langer Tisch, gedeckt mit Wasser und frischen Erdbeeren, an dem wir an diesem Dienstagnachmittag in der FABRIK begrüßt werden. Theresa Bath (Geschäftsführung Organisationsentwicklung), Mario Böser (Geschäftsführung Finanzen), Karin Hönes (Presse & Programmplanung Vorderhaus) und Cornelia Grothe (Geschäftsführung amica e.V.) sind vertieft in eine Diskussion – es wird nicht die erste und zum Glück nicht die letzte Auseinandersetzung sein, denn Diskussionsmaterial gibt es im soziokulturellen Zentrum der FABRIK in der Habsburgerstraße genug.

Turbulenzen und Zukunftsfragen
Man könnte die vergangenen Jahre in der FABRIK durchaus als turbulent bezeichnen. Nach rund 40 Jahren verlässt die Geschäftsführung 2021 die FABRIK, 2022 folgt ein weiterer Wechsel. Es sind Zukunftsfragen, die der fortschreitende Generationswechsel ausgelöst hat, bei denen in den Mitgliedervsammlungen Positionen aneinander geraten und Köpfe zu rauchen beginnen. „Wir verstehen die Fabrik noch immer als ein Dorf“, erklärt Theresa Bath, die 2022 als Geschäftsführerin berufen wird.

Theresa Bath, Geschäftsführerin © MiNZ&KUNST

Und wie das von Anfang an in diesem Dorf namens FABRIK so üblich war, werden Fragen über die Visionen des Ortes gemeinsam geklärt – basisdemokratisch. Dass das zu Konflikten führt, ist klar, doch anders würde diese Gemeinschaft auch gar nicht funktionieren. Denn das ist die Quintessenz, aus der heraus sich vor 45 Jahren die FABRIK gegründet hat.

Nachhaltig, solidarisch, kulturell
Bildung, Kultur, Ökologie und Handwerk Hand in Hand – so von Beginn an die Zukunftsvision. Denn die Geschichte der FABRIK beginnt mit der Anti-Atomkraftbewegung der 1980er Jahre. So sollte im Zentrum die Steigerung der Lebensqualität und nicht die des Profits stehen. „Dass wir damit mal voll im Trend liegen würden, hätte vor 45 Jahren wahrscheinlich nicht jeder gedacht“, stellt Mario Böser fest.
Heute stellt die FABRIK in Sachen Nachhaltigkeit für viele Begegnungsorte ein Vorbild dar. Photovoltaikanlagen auf allen Dächern, eine Elektroladesäule für E-Fahrzeuge und ein kleiner Fuhrpark für Elektrolastenräder werfen diverse Blickwinkel auf die ökologischen Möglichkeiten solcher Orte.
Zugleich bieten auch die internen Strukturen der FABRIK nachhaltige Lösungen. Mit über zwanzig ansässigen Betrieben und sozialen Einrichtungen prägen die rund 150 Menschen vor Ort das bunte Bild und lassen Synergien entstehen. Institutionen und Betriebe helfen einander aus, nutzen die gegenseitigen Angebote und schaffen so kürzere und nachhaltige Wege. So werden z.B. Publikationen und Medien in der ansässigen Druckerei schwarz auf weiss gedruckt, der Spielplatz im Hinterhof wurde von der bagageArt GmbH errichtet und die Teller im Restaurant Hawara hat die Keramikwerkstatt hergestellt. So entsteht Synergie sowie gemeinschaftliches Denken und Handeln.

Gemeinsam aktiv werden: Die FABRIK beteiligt sich am Klimastreik © privat

Die FABRIK der Zukunft
Im Gespräch wird klar: Die neue Generation in der FABRIK wünscht sich eine Rückbesinnung auf den Ursprung dieses Ortes und damit wieder mehr Mut zu politischen Positionierungen. Nicht nur, aber auch weil die FABRIK sowohl ein kultureller als auch sozialer Anlaufpunkt ist. Das bunte Programm des Vorderhauses lockt diverse Besucher:innen an diesen Ort, der zugleich von den ansässigen sozialen Organisationen geprägt wird. Wenn es nach Theresa Bath ginge, würde die FABRIK wieder mehr als Gemeinschaft nach außen treten. So wurde beim großen Klimastreik in Freiburg ein gemeinsames Banner der FABRIK gehisst – quasi back to the roots. Auch das Projekt „Plaza“, bei dem der Innenhof der FABRIK wieder mehr bespielt werden soll, würde hierfür stehen. Interessierte Menschen und Kulturschaffende sind dazu geladen, den Mitgliederversammlungen beizuwohnen, Ideen einzubringen und so gemeinsam die Zukunft dieses immer schon bunten Ortes zu prägen.

Weitere Infos: www.fabrik-freiburg.de

 

Sechs Jubiläen sind ein guter Grund zum Feiern!

In diesem Jahr werden die FABRIK, die Keramikwerkstatt sowie die Freie Holzwerkstatt 45 Jahre, die Naturschule feiert 35 Jahre, AMICA wird 30 und BagagePlan dürfen auf ihr erstes Jahr zurückblicken.
Grund genug, um zu feiern! Am 23. September lädt die FABRIK zum bunten Fabrik Fest ein. Ab 15 Uhr erwartet die Besucher:innen Musik, Theater, diverse Workshops sowie eine Afterparty für Klein und Groß – gefeiert wird bei jedem Wetter!
Wie auch die FABRIK feiern in diesem Jahr die Freie Holzwerkstatt sowie die Keramikwerkstatt 45 Jahre. Seit Beginn der FABRIK steht die Freie Holzwerkstatt für innovative, ökologisch und ergonomisch abgestimmte Einrichtungslösungen. Die Schreinerei hat sich in den vergangenen Jahren insbesondere auf ergonomische Küchen, Büros und Schlafzimmer sowie barrierefreie Raumgestaltung spezialisiert und ist unter anderem auch bekannt für die japanischen Shoji-Schränke, deren klares Design Tradition und Moderne vereinen.
45 Jahre voller Leidenschaft, Kunst und Handwerk, dafür steht auch die Keramikwerkstatt der Fabrik e.V.. Auf 90 Quadratmetern findet sich hier alles, was das Töpferherz höher schlagen lässt. Eine Offene Werkstatt gibt es seit Beginn und lädt Kinder dienstags und donnerstags von 15:30-17 Uhr und Erwachsene von 17-21 Uhr zum Töpfern ein. Zweimal im Jahr präsentiert die Keramikwerkstatt ein vielfältiges Kursprogramm, von Dreh- und Aufbaukursen bis zu exklusiven Workshops internationaler Dozent:innen. Durch den behindertengerechten Ausbau des Fabrikgeländes ist die Werkstatt auch für Menschen mit Behinderung leicht erreichbar.
Beide Betriebe blicken mit Freude auf ihre Vergangenheit zurück und öffnen ihre Tore für die kommenden Generationen, die die Faszination für Handwerk und Kreativität weitertragen möchten.

Bildquellen

  • Theresa Bath, Geschäftsführerin: © MiNZ&KUNST
  • Gemeinsam aktiv werden: Die FABRIK beteiligt sich am Klimastreik: © privat
  • 45 Jahre die FABRIK: @ Fabian Mondel