Stadtmuseum Hüfingen öffnet sich mit „in_out:side“ aktueller Gegenwartskunst der Urban-Art-Szene

Die schmucke Kleinstadt Hüfingen auf der Baarhochfläche im Bregtal unweit von Donaueschingen verfügt über ein kunst- und geschichtspflegerisches Juwel: Das liebevoll gepflegte Gebäude des Stadtmuseums vereinigt harmonisch die Baustile aus verschiedenen Jahrhunderten entsprechend derenunterschiedlichen Nutzungsperioden unter möglichst weitgehender Erhaltung der jeweils historischen Bausubstanzen.Träger ist der rührige Förderkreis Stadtmuseum. Im Unterschied zu vielen Heimatmuseen wird dort neben der Präsentation des historischen Erbes bewusst auch Wert auf die lebendige Auseinandersetzung mit der Gegenwart gelegt. „Eines unserer größten Ziele ist es,“- so Kuratorin Ariane Faller-Budasz – „zu zeigen, dass relevante und richtungsweisende Gegenwartskunst nicht nur eine Sache großer Metropolen ist, sondern hier, vor unseren Haustüren, jeden Tag aufs Neue entsteht.“
Die aktuelle Ausstellung „in_out:side“ ist sinnfälliger Ausdruck dieses Bemühens. Fünf junge KünstlerInnen aus der regionalen Urban – oder Street-Art-Szenewurden eingeladen, mit und in ihren Werken zu prüfen, ob und wie sich ihre genuin „outdoor“ im öffentlichen Raum entstandene und praktizierte Kunstform auch für museale Räume eignet. Im Zusammenhang und ähnlich wie der Rap in der Musik entwickelten sich die Formen der Street-Art in ihrem Selbstverständnis und Ausdruck als Zeichen der Rebellion. Das drückte und drückt sich überwiegend im illegalen Okkupieren von öffentlichen Flächen wie Mauer- und Hauswänden, Eisenbahnwaggons oder Stromkästen aus. Deshalb sind Street-Art- AkteurInnen im Allgemeinen eher unter Alias-Namen bekannt. So auch die in Hüfingen ausstellenden Torben Störmer (Cono) aus Donaueschingen, Fabian Kitzke(boks) aus Trossingen, Das Künstlerduo Jonas Fehlinger (Letterman) und Tanja Rautschek aus Villingen-Schwenningen, sowie Konstantin Viktor Müller aus Rottweil.Im Gespräch betonten alle vertretenen KünstlerInnen ihre Herkunft aus dieser Szene und ihre Identifikation mit diesem Ursprung. Gleichwohl habe sich mittlerweile eine Entwicklung ergeben, die Szene sei gereift und zum anfänglich exzessiven Graffiti-Sprühen ausschließlich auf Wände seien andere Ausdrucksformen und Aussagenhinzugetreten. Handwerklich finde man jetzt neben der Sprühdose durchaus auch die wesentlich feinere Airbrush-Technik. Mit letzterer ist Torben Störmer in der Ausstellung präsent. Fabian Kitzke adelt seine Sprühdosen nach Gebrauch zu eigenen Kunstobjekten. Konstantin Viktor Müller verfährt ähnlich mit Überresten von alltäglichem Verpackungsmaterial oder Palettentrümmern und stellt sich so dem Problem des überbordenden Konsums. Das Duo Fehlinger/Rautschek pflegt den engsten Bezug zu den tradierten Outdoor-Sprühgründen, indem sie ihre gestalteten Strom- und Verteilerkästen in die Ausstellung stellen. Alle fünf zusammen kreieren jedoch auch an zwei Außenmauern des Museumshofesmonumentale Wandbilder, die auch weiterhin dem Stadtbild von Hüfingen erhalten bleiben. So stellt die HüfingerAusstellung eine Conclusio und aktuelle Momentaufnahme der Urban-Art-Ausdruckswelten dar, die sich auch im Ausstellungstitel widerspiegelt.
Joachim Seidel, Vorsitzender des Förderkreis Stadtmuseum, freut sich besonders über die Unterstützung durch das vom Land Baden-Württemberg ausgeschriebene Förderprogramm „FreiRäume“. „Dies hilft uns sehr, unsere Ziele, vor allem die Jüngeren anzusprechen und Barrieren abzubauen, umzusetzen.“ Das Projekt findet in Kooperation mit der Lucian-Reich-Schule Hüfingen und der Bürgerstiftung Hüfingen statt.
Ein Weg in die ambitionierte und sorgfältig kuratierte Ausstellung und das anmutige Städtchen Hüfingen lohnt sich allemal.

Öffnungszeiten: Vom 13.05.2022 bis 21.08.2022, sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung. Stadtmuseum Hüfingen, Nikolausgässle 1, 78183 Hüfingen, 0172/7210778, www.stadtmuseumhuefingen.de

Bildquellen

  • Torben Störmer alias Cono arbeitet am Außenwandbild: Foto: Erich Krieger