So sind sie, die Hofer Filmtage. Klein, aber nicht zu unterschätzen.

 Das Wortspiel ist zu schön, um es nicht immer und immer wieder zu erwähnen: Weil Hof, die kleine und unscheinbare Stadt im nördlichsten Bayern, einmal im Jahr zum Zentrum der deutschen Film- und Fernsehszene wird, weil dort seit über 50 Jahren jeden November eine Woche lang in entspannter Atmosphäre Filme geschaut werden, weil danach beim Bier darüber geschwafelt wird, weil alles so ungemein familiär und unaufgeregt ist, weil man Dich dort kennt, wenn Du auch nur einmal dort gewesen bist, weil also alles so ist, wie es sein soll, deswegen – so einer der größten deutschen Regisseure, nämlich Wim Wenders – deswegen sei der Name Hof schlicht die Abkürzung für „Home Of Films“.
Und tatsächlich sind die Hofer Filmtage eins jener Ereignisse im Jahreszyklus, von denen man sagt, es ist gut, dass sich einfach nichts verändert. Die Filmtage können sich freilich nicht messen mit den großen Filmevents in Deutschland und der Welt, aber sie haben ihre Nische im Festivalkosmos gefunden. Einerseits, weil sie den Schwerpunkt auf den deutschsprachigen Kino- und Fernsehfilm legen, andererseits, weil bewusst kein Wettbewerb existiert, um der Filmpräsentation nichts Kompetitives zu geben. So entsteht die vielbeschworene Atmosphäre, die in der Tat mehr ist als nur ein Mythos. Ein entspannteres und familiäreres Festival lässt sich vermutlich kaum finden und ja, wer einmal dort war, der hat gute Chancen, bis zum Ende aller Tage auch ohne große Verabredungsorgien Jahr für Jahr die gleichen bekannten Gesichter in Hof treffen und mit großem Hallo begrüßen zu können.
Während die Filmtage 2020 ganz im Zeichen der Pandemie standen, näherte man in diesem Jahr wieder der Normalform an – freilich unter Berücksichtigung aller Hygiene- und G-Regelungen. Ganz das alte Festival war es somit noch nicht, aber die Rahmenbedingungen waren wie immer: freundliche Anfangszeiten (vor 11 Uhr tut sich nichts), der Bratwurststand direkt vor dem Kino und auch das berühmt-berüchtigte Fußballspiel, bei dem samstagvormittags der FC Hofer Filmtage gegen den FC Filmwelt – also Freunde und Mitarbeiter des Festivals gegen Filmschaffende – spielt, fand wie gewohnt statt.
Die Filmauswahl war in diesem Jahr deutlich internationaler als sonst. Daran ist grundsätzlich nichts zu kritisieren, nicht zuletzt, weil das Festival sich offiziell als „internationales“ bezeichnet. Allerdings war und ist der Markenkern in Hof, deutschsprachigen Nachwuchstalenten im weitgehend geschützten Rahmen eine Plattform zu bieten. Diesen sollte sich das Festival erhalten, da es sonst Gefahr läuft, sein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den anderen unzähligen kleinen und mittelgroßen Festivals in Deutschland aufzugeben. Trotzdem ließen sich wieder einmal viele kleine Filmperlen entdecken, deren Besprechung den Rahmen sprengen würde. Mit Vorfreude erwartet, im Ergebnis dann aber enttäuschend, der neue Film des amerikanischen Independent- und Experimentalfilmers Abel Ferrara: „Zeros and Ones“, hochkarätig mit Ethan Hawke besetzt, zählt er zu dem noch jungen Genre des ‚Pandemiefilms‘ und beginnt enorm atmosphärisch mit Bildern des nächtlichen, menschenleeren Roms im Winterlockdown, in das ein amerikanischer Elitesoldat (Hawke) für Aufklärungsarbeiten geschickt wird- beklemmende Bilder, die uns einen Schauer über den Rücken jagen. Danach aber zerfasert die Geschichte mehr und mehr ins Nichts und übrigbleibt, man muss es so deutlich sagen, grober Unfug ohne Form und Inhalt.
Und dann kam im Midnight Special noch der Horroklassiker „Nightmare on Elm Street“. Der Film genießt mittlerweile internationalen Kultstatus und gilt als fester Referenzpunkt im Slashergenre. Warum aber lief er in Hof? Die Antwort ist so einfach wie überraschend: Genau dort hatte der Film im Jahr 1984 seine Welturaufführung.
So sind sie, die Hofer Filmtage. Klein, aber nicht zu unterschätzen.

Bildquellen

  • Magie des Kinos. Das Scala in Hof: © Johannes Litschel