„Nicole Eisenman. Baden Baden Baden“ in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden

Blühende Fantasie, mal witzig, mal verstörend

Unter dem Titel „Baden Baden Baden“ widmet sich die Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden dem fantasievollen Werk der US-amerikanischen Künstlerin Nicole Eisenman. Es ist die erste institutionelle Einzelausstellung der New Yorkerin in Deutschland.

Man kann nicht in die Köpfe anderer Menschen schauen. Aber man kann sich vorstellen, wie es darin aussieht. Die amerikanische Künstlerin Nicole Eisenman sieht da unter anderem einen kleinen Ziegenkopf, aus dessen Mund Wasser sprudelt. In einem anderen Kopf hat sich eine alte Frau eine Wohnung eingerichtet, komplett mit Katze, Kronleuchter und Ofen. Eisenmans blühende, manchmal witzige, manchmal auch verstörende Fantasie kann man bis zum 17. Februar in der Kunsthalle Baden-Baden bewundern.

Über 20 Werke aus den letzten Jahren sind in der Kunsthalle zu sehen, darunter zwölf Arbeiten, die Eisenman eigens für diese Schau geschaffen hat. Virtuos spielt sie mit verschiedenen Materialien und unterschiedlichen Formen, von Skulpturen über Installationen bis zu Gemälden.

Der Rundgang durch die Ausstellung beginnt und endet bei den Köpfen. Nicht, dass diese immer sofort als solche zu erkennen wären. Diese Skulpturen aus Bronze und anderen Zutaten können auch mal geometrisch abstrakt ausfallen. Oder wie blanker Hohn wirken, denn „ The General“ hat ein lustiges Helmchen auf, dicke Tropfen quellen aus Ohr und Nase. „King Head“ zeigt ein zerklüftetes, gerade noch als solches erkennbares Gesicht, die Krone bohrt sich von oben in den Kopf. Eher ungemütlich.

„Fountain Head“ könnte man für einen interessanten abstrakten Zimmerspringbrunnen halten. Die Fontäne verbirgt sich im Hinterkopf, wenn man den kleinen, Wasser speienden Ziegenkopf dafür halten will. Das Wasser verschwindet zunächst in einer, farblich zur Bronze passenden Blechdose, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Selbst eine Kuckucksuhr mutiert unter Nicole Eisenmans Händen zum Bestandteil eines Kopfes.

Mit Skulpturen „spielt“ die in New York lebende Künstlerin erst seit kurzem. Ihre Gemälde sind allerdings nicht weniger eigenwillig. Dafür regen sie die Fantasie der Betrachter an. Unter runden Wolken, ein bewusstes Zitat von van Gogh, sitzt eine Gruppe Menschen auf dem Bild „Huddle“. Wer sind die Gestalten in schwarzen Business-Anzügen? Und warum stecken sie die Köpfe zusammen? Welche Welt ist real, die sonnenbeschienene, im Hintergrund idyllisch grüne Welt der Anzugträger – oder die dystopisch dunkle, zubetonierte Welt unter ihnen? Kapitalismuskritik? Politiker-Schelte? Eine Zukunftsvision?

Nicole Eisenman überlässt die Antwort den Ausstellungsbesuchern. Dem Patriotismus ihrer US-amerikanischen Heimat versetzt die Künstlerin einen Nadelstich in Form einer Fahnenstange. Die liegt, abgeknickt und fahnenlos, herum. Daneben der stolze Adler, Wappentier der USA, den Eisenman kurzerhand in eine Kiste gelegt hat. Schlapp hängen links und rechts die Adlerflügel heraus. So reicht das noch nicht mal für Chicken Wings. Ein bisschen surreal der Frauenkopf, der über einer Häuserzeile schwebt. Da muss man wissen, dass es sich um das Selbstporträt der Künstlerin handelt und der Straßenzug sich in ihrem Heimatort findet.

Übermütig nimmt sich Nicole Eisenman selbst auf die Schippe. Ihre selbstgebauten Schneemobile kippen ständig um, was man auf dem Video wunderbar beobachten kann. Schneespaß in New Jersey. An der Kunsthallen-Wand hängen die Schneemobile, eine Absage an Dinge wie Sicherheit oder Fahrkomfort, aber sie haben Scheinwerfer mit Licht, immerhin. Albträume beschert einem die Ausstellung nicht, eher ein erheitertes Lächeln im Gesicht. Wie es ein Besucherpaar im Gästebuch der Kunsthalle formulierte: „Wir haben uns gut amüsiert“, und das auf intelligente, anregende Weise.

 

Was: Ausstellung „Nicole Eisenman. Baden Baden Baden“
Wann: bis  17. Februar 2019. Di-So 10-18 Uhr, Freitag Eintritt frei
Wo: Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Lichtentaler Allee 8a, 76530 Baden-Baden
Web: www.kunsthalle-baden-baden.de