Neues Künstler:innenkollektiv kapert Freiburger Werbevitrinen: Die „greenwashing gGmbH“ kritisiert Freiburgs Handeln in Dietenbach
Aktivist:innen des Aktionskollektivs „greenwashing gGmbH“ haben in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag Plakate in der Freiburger Innenstadt aufgehängt, die die Rodung des Dietenbachwaldes durch die Stadt Freiburg scharf kritisieren. Die Plakate wurden in den City-Light-Vitrinen aufgehängt, das „Kapern“ von Werbeflächen für eigene Kunstwerke wird als Adbusting bezeichnet und u.a. auch durch das Kollektiv „Dies Irae“ betrieben (Artikel: https://www.kulturjoker.de/protestkunst-von-dies-irae). In Freiburg soll es sich laut Aktionsbündnis um eine satirische Kunstaktion handeln, die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Widersprüche im nachhaltigen Handeln der Stadt lenken soll. So wirken die Plakate auf den ersten Blick wie eine offizielle Werbekampagne der Stadt Freiburg, untermalt mit dem Slogan „Wir sind so grün, wir brauchen den Dieti gar nicht!“, stellen die Künstler:innen die Frage danach, wie grün die „Greencity“ nach der Rodung eines funktionierendes Ökosystem tatsächlich ist. Außerdem gedenken die Aktivist:innen den 14 bedrohten Tierarten, für die eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung erteilt werden musste, da diese durch die Rodung massiv geschädigt werden.
„Die Greencity Freiburg legt in ihrer Öffentlichkeitsarbeit vor allem Wert auf ein nachhaltiges und soziales Image, weniger auf Authentizität. Daher sahen wir uns in der Verantwortung, eine ehrliche Marketingabteilung für die Stadt zu gründen, die „greenwashing gGmbH“. Wir empfehlen als ersten Schritt einen passenderen Titel wie „GreenwashingCity Freiburg“!“, äußert sich das Kollektiv.
Das Kollektiv sei sich nach eigenen Aussagen der enormen Wohnungsnot in Freiburg bewusst und begrüße Bestrebungen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Aktivist:innen lehnen das Wohngebiet Dietenbach als solches auch nicht ab. Dass dafür aber ein Waldstück gerodet wurde und noch weitere folgen sollen, ist für die Aktivist:innen Greenwashing, also dem Propagieren einer besonders klimafreundlichen und ökologischen Maßnahme, die bei ehrlicher Betrachtung Klimaschäden bedeutet.
„Das Jahr 2024 hat wieder alle Hitzerekorde gebrochen und stellt ein weiteres heißestes Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung dar. Dass das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr erreicht werden kann, ist inzwischen auch unumstritten. Wir steuern auf eine globale Erwärmung zu, die ein Überleben in großen Regionen der Welt unmöglich macht. Und in dieser Situation entscheidet sich die Stadt Freiburg dazu, einen gesunden Wald, der als CO2-Speicher dient, zu vernichten. Denn auch wenn nur ein Teil des Dietenbachwaldes gerodet werden soll, ist ein Überleben des Restes gefährdet: durch die sehr viel kleinere Waldfläche in Kombination mit immer heißeren Sommern wird die Regenerationsfähigkeit des Ökosystems massiv auf die Probe gestellt. Ob der Wald das langfristig überleben kann, bleibt ungewiss.“, so Beset Zen, Aktionskünstlerin bei greenwashing gGmbH, „Ausgleichsflächen für gerodete Wälder reichen in der aktuellen Katastrophe nicht aus! Aufforstung ist dringend nötig und darf nicht als „Ersatz“, sondern muss als „Zusatz“ zu bestehenden Waldflächen passieren!“, berichtet Zen weiter. Das Aktionskollektiv argumentiert weiter, dass zum Zeitpunkt des Bürger:innenentscheids über den Stadtteil Dietenbach nicht ersichtlich war, dass im Fall eines positiven Ergebnisses Teile des Dietenbachwaldes gerodet werden würden.
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- Neues Künstler:innenkollektiv kapert Freiburger Werbevitrinen: Die „greenwashing gGmbH“ kritisiert Freiburgs Handeln in Dietenbach: Foto: "greenwashing gGmbH"