Das Kultur_Los! Festival Freiburg im August

Not macht erfinderisch! Nach dem ersten Schreck reagierten viele Kulturschaffende Freiburgs kreativ auf die unvorhergesehene Corona-Krisenlage. Neue Bündnisse wurden geschlossen, etwa der Zusammenschluss „Kulturgesichter0761“, die Initiative „Freiburg LIVE“ oder „Kultur Rettung Freiburg“. Das Streaming-Portal „infreiburgzuhause.de“ brachte lokale Live-Events ins heimische Wohnzimmer. Stillstand für die Kulturszene war nicht. Stattdessen die Forderung, Kultur sichtbar zu machen, Kulturschaffende wertzuschätzen, auch in Zeiten der Veranstaltungsarmut. Mit der Sommerzeit und weiteren Lockerungen tritt die Freiburger Kultur nun endlich wieder an die Öffentlichkeit. Vom 5. bis 16. August findet das Kultur_Los! Festival Freiburg statt, eine Veranstaltung von und mit verschiedenen Akteur*innen der Kunst- und Kulturszene Freiburgs, in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt.
Das Kulturleben startet imposant. 500.000 Euro Fördermittel wurden von der Kulturstiftung des Bundes für das „Kultur_Los! Festival“ bereitgestellt. „Die Zusage ist eine wirklich gute Nachricht für ganz Freiburg. Besonders freut es mich natürlich, dass wir mit diesen Mitteln den lokalen Künstlerinnen und Künstlern, aber auch Firmen und Solo-Selbstständigen aus dem Kultur- und Veranstaltungsbereich eine Perspektive für den Sommer geben können“, so Oberbürgermeister Martin Horn. Zusammen mit den lokalen Bündnissen „Freiburg LIVE“, der Initiative „Kultur Rettung Freiburg“ und der Interessengesellschaft Subkultur Freiburg entwickelte die Stadt ein entwickelte die Stadt ein Kulturprogramm, das mit viel Musik, aber auch mit anderen Programmpunkten die vielfältige Kulturszene Freiburgs wieder ins Bühnenlicht holen möchte.
Dem großen Aufatmen folgt ein Kraftakt vonseiten der Initiativen und Bündnisse, die ihre Netzwerke aktivieren, Kulturschaffende einladen und damit ein breites Programm kuratieren. Bereits bei der Projektentwicklung saßen die Initativen mit OB Martin Horn und Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach zusammen am Tisch und entwickelten Ideen für die letztlich erfolgreiche Antragsstellung. „Viele der Menschen, die hier arbeiten, haben seit Monaten ein Berufsausübungsverbot. Ihnen können wir mit den Fördergeldern noch besser unter die Arme greifen. Jetzt werden wir mit einem tatkräftigen Veranstaltungsteam im Sommer ein tolles Format auf die Beine stellen“, so Ulrich von Kirchbach. Kulturförderung bleibt ein wesentlicher Aspekt des Kultur_Los! Festivals. Die auftretenden Künstler*innen aus der Region sollen faire Gagen, die Freiburger Veranstaltungsbranche soll ausreichend Aufträge und einzelne in Freiburg ansässige Kulturakteur*innen angemessene Verdienstmöglichkeiten erhalten. Das dafür vom Bund bereitgestellte Geld stammt aus dem Programm „Kultursommer 2021“.

Drei Initiativen für die Kultur

„Kultur Rettung Freiburg“
Die Intiative „Kultur Rettung Freiburg“ trägt ihre Mission bereits im Namen. Ziel der Initiative war und ist die Erarbeitung und Begleitung eines Kultur-Rettungsplans für die Stadt Freiburg und ihre Kulturschaffenden. Alle Sparten sollen dabei berücksichtigt werden. Bereits im März diesen Jahres erarbeitete „Kultur Rettung Freiburg“ zusammen mit der IG Subkultur und „Kulturgesichter0761“ eine Kulturagenda 2021, deren Credo unter anderem war: „Draußen rettet Kultur“. Ein Dokument, das die Ziele einer Zusammenarbeit mit der Stadt genauer konturieren konnte und dessen Erfüllung über das „Kultur_Los! Festival“ nun deutlich greifbar scheint.
Internetpräsenz der „Kultur Rettung Freiburg“: www.kulturrettungfreiburg.de

Die IG Subkultur
Die Ursprünge der IG Subkultur reichen bereits weit vor die Corona-Krise. Gemeinschaft bedeutet für die IG der Zusammenschluss aus Personen und Kollektiven, die das Freiburger Kulturleben aktiv mitgestalten wollen. Mit dem Fokus auf populäre Kultur kommen Kulturschaffende in einem offenen Netzwerk zusammen, das Erfahrungsaustausch und eine Interessenvertretung garantiert. Gerade kleinere, gern übersehene Nischen erhalten über die IG Subkultur die Möglichkeit zum selbstbewussten Ausdruck. Eigene Veranstaltungen der IG Subkultur konnten bereits soziale Orte und damit Raum für Kultur schaffen. Wenig verwunderlich, dass die IG bei der Abfassung der Kulturagenda 2021 zur Stelle war.
Internetpräsenz der IG Subkultur: www.ig-subkultur.de

„Freiburg LIVE“
Die dritte Initiative hinter dem „Kultur_Los! Festival“, „Freiburg LIVE“, umfasst wichtige Veranstalter Freiburgs wie Vaddi Concerts, ZMF, Karo Events, das Freiburger Barockorchester, Albert Konzerte, das Sea You Festival und den Circolo Freiburg. In den Coronazeiten entstanden, will die Gemeinschaft die Interessen ihrer unterschiedlichen Mitwirkenden bündeln und so als Gruppe auftreten. Michael Musiol vom Jazzhaus Freiburg steht hinter der Intiative: „Am wichtigsten ist

uns, daß die lebendige Kulturszene Freiburgs sich nach monatelangem Lockdown wieder zeigen kann. Daher sind wir der Stadt Freiburg sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit haben, ein Programm im Eschholzpark zu kuratieren.“

Eine spannende Begegnung von drei und mehr Kulturen präsentieren „Urban Nomades“ auf dem Stühlinger Kirchplatz am 10. August © Urban Nomades

Ein Festival für Freiburg

Smoother Jazzsound erwartet das Festivalpublikum auf dem Stühlinger Kirchplatz unter anderem mit dem Willmann Trio © Josh Goleman

Der Eschholzpark ist eine der Stationen des „Kultur_Los! Festivals“. Der Veranstaltungszeitraum ist gestaffelt: Zunächst finden an fünf Tagen Veranstaltungen auf dem Stühlinger Kirchplatz unter der Kuratierung von „Kulturrettung“ statt, dann folgen fünf Tage im Eschholzpark, kuratiert von „Freiburg LIVE“. Auf dem Alten Messplatz finden Auftakt und Abschluss des Festivals statt. Zehn Veranstaltungstage sieht das Konzept für diesen Ort vor, wovon sechs Tage von der IG Subkultur und vier Tage von „Kulturrettung“ gestaltet werden. Dazwischen wird es verteilt zwei Ruhetage geben. Den verschiedenen Akteur*innen überlässt die Stadt Freiburg an den jeweiligen Standorten dabei sprichwörtlich die Bühne. Sie sieht sich vor allem als „Befürworterin und Ermöglicherin“, so Udo Eichmeier, Stellvertretender Amtsleiter des Kulturamts Freiburg und Verantwortlicher für die Gesamtsteuerung des „Kultur_Los! Festivals“. Eichmeier weiter: „Das ‚Kultur_Los! Festival‘ ist ein neues Beispiel für ein Erproben einer anderen Art von Zusammenarbeit zwischen den verschiedensten Akteuren. Ich hoffe zumindest sehr, dass die Beteiligten auch selbst neue Erfahrungen miteinander machen, die sich auch auf zukünftige Projekte positiv auswirken können.“
Die IG Subkultur kuratiert nicht nur das Programm am Alten Messplatz, sondern wird am 5. August vor der Stadthalle auch die Eröffnungsveranstaltung gestalten, bei der OB Horn das Kultur_Los! Festival eröffnen wird.
Die IG Subkultur teilt sich am Alten Messplatz das Programm mit der Initiative „Kultur Rettung Freiburg“. Vom 13. bis 16. August soll es dort ein Programm mit ausschließlich klassischer Musik geben. Christian Billian äußert sich stellvertretend für die Initiative und verspricht Kammermusik mit Streichern, Opernarien, Liedersoirees, Alte wie Neue Musik. Das Freiburger Barockorchester wird ebenfalls einen Auftritt erhalten und eines der Brandenburgischen Konzerte spielen. Aktiv ist die Initiative „Kultur Rettung Freiburg“ auch auf dem Stühlinger Kirchplatz. Dort geht es in ganz andere Stilrichtungen. Vor allem improvisierte Musik wird zu hören sein – von Jazz, World Music bis hin zu experimenteller Musik, die auch in den Bereich Elektronik reicht.

Wenn auf der Bühne ihr Feuerwerk zündet, gibt es kein Halten mehr: ÄlJawala tritt am 14. August mit ihren Balkan Beats auf der Bühne im Eschholzpark auf © Klaus Polkowski

Die Bühne im Eschholzpark gehört ganz „Freiburg LIVE“. Hier werden alle Veranstalter der Interessengemeinschaft mitwirken und ein entsprechend vielfältiges Programm bieten. Michael Musiol nennt bereits ein dichtes Programm mit Acts wie FatCat, El Flecha Negra und dem Cécile Verny Quartet, aber auch den Initiatoren der Freiburger Kulturgesichter um Alex Hässler. Eine Familienshow für Zirkusfans vom Circolo Freiburg ist auch dabei. Die Einhaltung der aktuellen Corona-Verordnung bleibt bei aller Begeisterung essentiell. Die drei Veranstaltungsareale werden pandemiekonform und auf Abstand eingerichtet.
Ulrich von Kirchbach hatte sich zuversichtlich gezeigt, dass die Stadt Freiburg den Zuschlag der Kulturstiftung bekommen würde. Die Stadt selbst bringt einen Eigenanteil von 132.500 Euro ein. Als nachhaltiges Format konzipiert, will das Kultur_Los! Festival die Flächen anders als gewohnt erschließen. Ob Stühlinger Kirchplatz, Eschholzpark oder der Alte Messplatz, das Festival will diese Flächen auch für zukünftige kulturelle Nutzungen attraktiv machen.
Not macht erfinderisch? Udo Eichmeier würde das wohl bejahen. Seine Perspektive auf die großen Entwicklungen in der Freiburger Kulturlandschaft geben in jedem Fall Anlass zur Hoffnung: „Wenn ich neben dem ‚Kultur_Los! Festival‘ noch auf die Vielzahl anderer Open-Air-Formate in diesem Sommer schaue, dann zeigt sich hier das spannende Gesicht der Not, dass viele Akteure, die bisher mit viel Frust durch die Krise gegangen sind, jetzt schlagartig umso mehr positive Energie spüren und mit einem Gefühl des Aufbruchs in die nächsten Wochen gehen werden.“

Ab dem 15.7. starten die Werbung sowie der Kartenvorverkauf für das Kultur_Los! Festival. Auf www.kulturlos.org finden Sie dann auch alle Informationen zum Programm und zum Ticketing. Gleichzeitig werden Programmflyer in Umlauf gebracht. Kontakt: kulturamt@stadt.freiburg.de

Bildquellen

  • A.H.H. Suberg bei der UA seiner Komposition Kleid der Braut (c) Ben Kunstleben: © Andreas H.H. Suberg