Mehr Nachhaltigkeit für städtische Lebensmittelieferant*innen: Die Regionalwert-Nachhaltigkeitsanalyse bietet partizifistischen Ansatz

Nachhaltiges Essen ist zunehmend in aller Munde – und das nicht nur sprichwörtlich. Doch wie sieht es in öffentlichen Verpflegungseinrichtungen der Stadt Freiburg aus? Wo und wie nachhaltig werden die bezogenen Lebensmittel produziert? Und welche Möglichkeiten gibt es dort zum Ausbau der Nachhaltigkeit und Regionalität?
Im Sommer 2020 stellte die Grünen-Fraktion des Freiburger Stadtrates genau diese Fragen an die Stadt Freiburg. Die Antwort aus dem Umweltdezernat legte offen, dass der Verpflegungsgrad in Schulen und Kindergärten in Sachen Nachhaltigkeit noch stark ausbaufähig sei. Auch die Frage nach dem Anteil von bio-zertifizierten tierischen Produkten kann nicht vollumfassend, sondern lediglich aufgrund einer Stichprobe beantwortet werden. Offenbar gibt es bislang keinen Kriterienkatalog, mit dem die Beschaffung von Lebensmitteln auf Nachhaltigkeit gemessen werden kann.
Als „Green City“ hat Freiburg den bundesweiten Ruf, eine Stadt mit hohem Anspruch in Bezug auf Nachhaltigkeit zu sein. Doch die Antwort auf die Anfrage der Grünen-Fraktion zeigt, dass Nachholbedarf in der Formulierung des Anspruchs und in der tatsächlichen Beschaffung besteht.
Um den Anteil nachhaltig produzierter Lebensmittel steigern zu können, müssten zunächst Kriterien für Nachhaltigkeit gefunden und ein entsprechender Mindeststandard für Lieferbetriebe etabliert werden. Naheliegend wäre es, ausschließlich auf Betriebe mit Bio-Zertifikat zu setzen. Doch die Kritik am EU-Bio-Label nimmt zu. Vielen sind die Standards, vor allem bei der Tierhaltung, nicht ausreichend genug. Auch Regionalität findet beim Bio-Label und vergleichbaren Standards keine Berücksichtigung.
Es gibt bereits Instrumente, denen ein ganzheitlicheres Verständnis von Nachhaltigkeit zugrunde liegt. Darunter die Regionalwert-Nachhaltigkeitsanalyse. Mit diesem Tool können landwirtschaftliche Betriebe auf ihr Wirtschaften in Bezug auf soziale, ökologische und regionalwirtschaftliche Leistungsfaktoren hin analysiert werden. Dazu gehört z.B. die Ausbildung junger Menschen, faire Bezahlung oder der Aufbau von Bodenfruchtbarkeit.
Denkbar wäre es auch, einen Schritt weiter zu gehen: Gemeinsam mit der Regionalwert AG Freiburg, der Betreiberin der Regionalwert-Nachhaltigkeitsanalyse, könnten in Workshops, auch unter Beteiligung von Bürger*innen, Kennzahlen und Grenzwerte in der Nachhaltigkeitsanalyse individuell für die Stadt Freiburg angepasst werden. Es wäre ein partizipativer Ansatz, mit dem Freiburg selbst entscheidet, nach welchen Kriterien die Lieferbetriebe der städtischen Kantinen und Mensen, nicht zuletzt in Kindergärten und Schulen, ausgewählt werden.

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