Kultur gegen Atomstrom: Das Hamburger Literaturfestival „Lesen ohne Atomstrom“ wartet mit einem fulminanten Programm auf

Wie Kunst und Aktivismus elegant zusammengehen, verrät das Hamburger Literaturfestival „Lesen ohne Atomstrom“. Seit 2011 treten regelmäßig prominente Autor*innen und Künstler*innen aus aller Welt auf den attraktivsten Bühnen Hamburgs auf und fordern mit gemeinsamer Stimme ein Ende des Atomstroms. Ebenso laut wird für die Energiewende eingetreten und die Würdigung zivilgesellschaftlichen Engagements gefordert. Die Jubiläumsausgabe des Festivals in diesem Jahr findet vom 1.–10. März statt.
Gegründet wurde das nicht-kommerzielle Festival von der gemeinnützigen Bürgerinitiative „Kultur für alle“. Zurück geht die Initiative auf engagierte Kunstschaffende wie Feridun Zaimoglu, Nina Hagen und Günter Grass. Zu den Unterstützenden zählen unter anderen Theater, Kulturzentren, Bibliotheken und das Goethe-Institut. Auch die hiesigen Elektrizitätswerke Schönau sind mit dabei! Auslöser für das zivilgesellschaftliche Engagement waren die „Vattenfall-Lesetage“ – organisiert von und benannt nach dem gleichnamigen Energieversorger, der fast ausschließlich auf Atom- und Kohlekraft setzt.
Ein ganz und gar gegenteiliges, widerständiges Festivalkonzept verspricht das unkommerzielle „Lesen ohne Atomstrom“ – und wartet zugleich mit großen Namen auf. Mit einem widerständigen Klassiker des Atomzeitalters wartet bereits der Beginn des Festivals auf. Unter dem Titel „Der Inhalt der Physik geht die Physiker an, die Auswirkung alle Menschen“ kommt Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“ am 1. März zur Aufführung. Am 2. März folgt eine weitere, längst etablierte kritische Stimme. Konstantin Wecker wird, zusammen mit Jo Barnikel und Sarah Straub, eine konzertante Lesung des Werks des jüdischen Psychoanalytikers Arno Gruen bieten. Der Abend des Rebellen steht unter dem Titel „Es gibt kein Recht auf Gehorsam.“ Eine Erinnerung an zwei große, kritische Stimmen gibt die Veranstaltung „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!“ am 4. März. Johann von Bülow und Walter Sittler bringen die Gedanken von Roger Willemsen und Dieter Hildebrandt zurück ins Gedächtnis.
Am 6. März gibt es die satirische Frontalattacke. Unter dem Titel „War was?!“ kommt ein Ensemble von Wortakrobat*innen zusammen, um die herrschenden Verhältnisse mit böser Zunge in die Mangel zu nehmen. Mit dabei sind unter anderem Urban Priol, Alma Hoppe und die Titanic BoyGroup um Thomas Gsella, Oliver Maria Schmitt und Martin Sonneborn. Eine widerständige Filmdokumentation mit Konzert ist am 7. März im FC St. Pauli-Museum zu sehen. Erzählt wird die Geschichte von drei Aktivisten, die in den 1990ern abtauchen. Für das Bundeskriminalamt sind sie „Terroristen“, die Abschiebeknäste sprengen wollten. 20 Jahre später tauchen die drei wieder auf, in Venezuela. Im Exil entsteht der Soundtrack der Revolte, das Künstlerduo „Générations sans frontières“.
Den Abschluss des Festivals macht der Epilog „No Nukes!“ in den Morgenstunden des 11. März. Einer der prominentesten Atomkraft-Gegner der Welt, der Ex-Premierminister Japans Naoto Kan wird eine Videobotschaft an das Festival senden – nicht zufällig zum Fukushima-Jahrestag.

Weitere Infos und Veranstaltungen: www.lesen-ohne-atomstrom.de

Bildquellen

  • Die Titanic Boygroup: © Titanic