„Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute“ Ausstellung im Vitra Design Museum

Eileen Gray, ohne Titel / Frisierschrank für Tempe a Pailla, 1932-1934 © Vitra Design Museum, Foto: Jürgen Hans

Um Möbel, Mode, Spielzeug oder Industrieprodukte neu auf den Markt zu bringen,ist viel Wissen, Handwerk und Formbewusstsein notwendig; Frauen haben sich in dieser Hinsicht als Gestalterinnen oder Unternehmerinnen stark betätigt, wobei ihr Beitrag zur Entwicklung des Designs aber wenig bekannt bleibt. Hier nun unternimmt das Vitra Design Museum mit der Ausstellung „Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute“ eine hinreißende Bestandsaufnahme und zeigt Werke von rund 80 Persönlichkeiten, darunter Eileen Gray, Charlotte Perriand und Clara Porset.
Die Schau führt in vier Sektionen durch 120 Jahre Designgeschichte vor dem Hintergrund weiblicher Emanzipation. Eingegangen wird anfangs auf historische Vorgänge in Europa und den USA, wo um 1900 das moderne Design entsteht; zur gleichen Zeit kämpfen Frauen um gesellschaftliche Beteiligung. Ihre Befreiungsbestrebungen spiegeln sich im Design von Plakaten, in der Mode sowie im neue Berufsfeld Innenarchitektur, das z.B. die New Yorkerin Elsie de Wolfe prägt. Nach dem Ersten Weltkrieg treten zunehmend Gestalterinnen auf den Plan, am Bauhaus, an den russischen Künstlerisch-Technische Werkstätten oder an den Deutschen Werkstätten in Dresden; sie werden jedoch meist in traditionelle Disziplinen wie Textil oder Keramik gedrängt. Nichtsdestotrotz professionalisierten sie sich auf allen Gebieten, was der zweite Ausstellungsbereich belegt, der die 1920er- bis 1950er-Jahre untersucht. In dieser Ära konnten Designerinnen wie Perriand, Gray oder Porset bereits internationale Erfolge verbuchen, und in der Pariser Luxusindustrie prägte Jeanne Toussaint die Kreationen und das selbstbewusste Frauenbild des Schmuckhauses Cartier. Einige der in der Ausstellung porträtierten Designerinnen arbeiteten mit männlichen Partnern zusammen, etwa Ray Eames, Aino Aalto oder Charlotte Perriand, was oft zur Unterschätzung ihres Anteils führte.

Clara Porset, Butaque, 1948 © Vitra Design Museum, Foto: Jürgen Hans

Verstärkt wirkt in den Jahrzehnten ab 1950 der Feminismus einer konservativen Mentalität entgegen und verbessert die Möglichkeiten von Frauen. Im Design spiegeln sich diesbezügliche Umbrüche in den Marimekko-Designs der 70er-Jahre oder den postmodernen Objekten italienischer Designerinnen wie Nanda Vigo, Gae Aulenti oder Cini Boeri u.v.a. Für die Gegenwart zeigt „Here we are“ innovative Werke etablierter Designerinnen wie Matali Crasset, Patricia Urquiola, Inga Sempé oder Ilse Crawford; zudem werden Recherchen von Christien Meindertsma sowie von Julia Lohmann vorgestellt; letztere erforscht Meeresalgen als nachhaltiges Material. Design und Architektur werden auch stetig aus feministischer Perspektive hinterfragt, z.B. durch das Kollektiv Matri-Archi(tecture), das Erfahrungen Schwarzer Designerinnen untersucht. Die Ausstellung bietet einen frischen Blick auf die Geschichte moderner Gestaltung und liefert Denkanstöße dafür, was Design im 21. Jahrhundert sein kann. Alte Grundsätze bleiben gültig, doch zunehmend wird die Auseinandersetzung mit der nachhaltigen Produktion von Gütern und ökologisch definierten Abläufe nzur Frage, die sich auf alle Lebensbereiche erstreckt, wobei das Weniger immer mehr gilt.

„Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute“ Vitra Design Museum, Charles-Eames-Str. 2, 79576 Weil a. R. www.design-museum.de. Zudem Workshops, Online-Talks, Events. Bis 6. März 2022

Bildquellen

  • Eileen Gray, ohne Titel / Frisierschrank für Tempe a Pailla, 1932-1934 © Vitra Design Museum, Foto: Jürgen Hans: Foto: Jürgen Hans
  • Clara Porset, Butaque, 1948 © Vitra Design Museum, Foto: Jürgen Hans: Foto: Jürgen Hans
  • Charlotte Perriand, Untitled / Bibliothèque Tunisie, 1952 © Vitra Design Museum, Foto : Jürgen Hans,: © VG Bild-Kunst, Bonn 2021