Freiburgs Innenstadt-Problem

Die Entwicklung, besser: Verödung, der Innenstädte und ihrer schwindenden Angebote an lokalem Einzelhandel ist ein längst erkanntes und weit verbreitetes Phänomen. Auch in Freiburg. Beratungen, gemeinderätliche Diskussionen, Hearings fanden jüngstmehrfach statt. Eigentlich alles viel zu spät, denn Jahrzehnte lang wurde dem Marktkapitalismus und Mietenwucher das Terrain überlassen. Regulatorische Eingriffe durch die Kommune fanden nicht statt – so schwierig die auch rechtlich sein mögen, wenn die Stadt nicht oder nur selten Immobilieneigner ist. Doch es gibt positive Vorbilder für innovative Szenarien der Funktionsmischung zur Neubelebung einer ‚Elasticity‘ der Zukunft andernorts schon längst.
Die Corona-Pandemie und die Inflation des online-Handels stehen im Brennpunkt, sindIndikatoren, nicht wirklich indes die Ursachen. Studien haben Vitalität, Ambiente und Flair als zentrale Standort-Faktoren erwiesen. Das meint einen orts- und regionaltypischen, attraktiven Einzelhandel in bunten Facetten, ergänzt durch für Alle zugängliche kulturelle Orte: Bibliotheken und Archive, Städtische Galerien, Buchhandlungen, Musikgeschäfte, Geschichtswerkstätten, mehr Grün, Sitzgelegenheiten mit Ruhe und Ausblick – Rückbau von Autostraßen und Parkhäusern einbegriffen. Shopping allein geht jedenfalls nicht; Mischnutzungen, Verkleinerung der Verkaufsflächen sind zudem vonnöten. Vor einigen Wochen wurde publik, dass Manufactum mit einem neuen Geschäftsstandort in die bisherige Filiale der Kaiser-Herrenbekleidung in der Schusterstraße 1 einzieht, fünfzehn weitere ‚Warenhäuser‘ des einst mit grünem Flair aufgetretenen Anbieters von Wohnaccessoires und aufgehübschten Dingen des alltäglichen Bedarfs gibt es. Die Tagespresse begrüßte den Vorgang, Erleichterung schien sich breit zu machen. Kritische Leserbriefe fielen nicht ins Auge. Gewiss: besser als wieder einmal die üblichen Groß-Filialisten von Pimkie bis TK Maxx.Seit 2008 die Otto-Gruppe den Retro-Handel, der sein Hauptgeschäft längst im Versand macht,schluckte, nahmen der Chic ab und kritische Stimmen zu.Sei’s drum. Eines steht fest: Eine zukunftsweisende Lösung für Freiburgs City ist damit nicht erzielt.

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  • Freiburg im Breisgau: Foto: incusion via pexels