Elena von Saucken und Florian Cossen gewinnen mit ihrem Drehbuch „Laura Dekker“ den Thomas-Strittmatter-Preis 2021

Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst, lautet eine alte Küchenweisheit. Ob das immer so stimmt, sei einmal dahingestellt – bei der diesjährigen Verleihung des Thomas-Strittmatter-Preis auf der Berlinale gewann jedenfalls ein Drehbuch, das eine solche Geschichte erzählt.
Im August 2010 brach die gerade einmal 14-jährige Niederländerin Laura Dekker, begleitet von großem medialen Echo, mit dem Segelboot ihres Vaters zu einer Solo-Weltumseglung auf. Der Reise voraus ging ein umfangreicher Sorgerechtsrechtsstreit mit einem Familiengericht, wodurch der Törn zum Politikum wurde und eine breite Debatte darüber auslöste, ob und inwiefern staatliche Institutionen riskantes Verhalten von Minderjährigen verhindern sollen, auch wenn dies von den Eltern erlaubt oder gar gefördert wird. Dekker, die 1995 auf einem Segelboot (!) in Neuseeland zur Welt kam, ließ sich jedoch weder von Gerichten, noch von Kinderschutzaktivist*innen von ihrem abenteuerlichen Projekt abbringen und nachdem die amtliche Vormundschaft über sie im Juli 2010 aufgehoben wurde, stach sie umgehend in See. 23.000 Seemeilen und 518 Tage dauerte die Reise, die sie von Gibraltar aus in westlicher Richtung durch den Panama-Kanal, an Australien vorbei, um das Horn von Afrika bis hin zum Ziel, der Karibikinsel St. Maarten, führte.
Ein Buch gibt es bereits (Laura Dekker: Ein Mädchen, ein Traum. Solo um die Welt, Bielefeld 2013), jetzt soll Laura Dekkers Geschichte verfilmt werden, gefördert durch die 20.000 Euro Preisgeld des von der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) gestifteten Thomas-Strittmatter-Preises. Die Auszeichnung wird seit 2008 jedes Jahr im Rahmen der Berlinale vergeben und unterstützt die Realisierung von bis dato unverfilmten Drehbüchern, bekannte Preisträger*innen sind unter anderem Nora Fingerscheidt (Systemsprenger, 2019) oder Chris Kraus (Die Blumen von gestern, 2013). Benannt wurde der Preis zu Ehren des aus St. Georgen im Schwarzwald stammenden Autors Thomas Strittmatter, der einer breiteren Öffentlichkeit vor allem durch die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Jan Schütte bekannt wurde, für dessen Debütfilm Drachenfutter (D, 1987) er das Drehbuch verfasste. Neben weiteren Drehbüchern schrieb Strittmatter Theaterstücke und Prosa, er starb 1995 im Alter von nur 33 Jahren an einem nicht rechtzeitig behandelten Herzklappenfehler in Berlin.

Bildquellen

  • Florian Cossen und Elena von Saucken: © Mathias Bothor