Ein beunruhigendes Gedankenspiel: Gerd Schilddorfers neuer Thriller „Das Tartarus-Projekt“

Der mäßig erfolgreiche Romanautor und Journalist Michael Landorff wird zu seiner eigenen Überraschung auf eine illustre Party der Müncher Schickeria eingeladen. Er kennt weder den Hausherrn, noch den Grund seiner Einladung, aber Buffett und Drinks sind genauso hochklassig wie umsonst, und das genügt ihm fürs Erste. Bis Landorff am darauffolgenden Tag erfährt, das der Gastergeber, der Großunternehmer Gregory Winter, in der Nacht der Party brutal gefoltert und ermordet wurde.
Landorff und die ebenfalls eingeladene Profi-Pokerspielerin Alexandra Buschmann beginnen, mit reichlich investigativem Instinkt und dem ein oder anderen nützlichen Kontakt ausgestattet, ihre eigenen Nachforschungen anzustellen – und finden bald heraus, dass ihre Einladung kein Zufall war. Immer weiter verstricken sie sich in ein internationales Schattennetzwerk aus Geheimdienst- und Wirtschaftsinteressen, bis sie auf das „Tartarus-Projekt“ stoßen und sich damit selbst in die Schusslinie bringen.
Mit seinem neuen Roman bedient sich Gerd Schilddorfer aktuellen Themen rund um künstliche Intelligenz und global vernetzte Überwachungssysteme und spinnt daraus auf knapp 300 Seiten einen paranoiden Tech-Thriller, der einige interessante Ideen und Twists bereithält, sich letztlich aber nicht ganz vom Eindruck lösen kann, so oder so ähnlich schon mal erzählt worden zu sein. Ähnliches gilt für die Hauptfigur, die vielleicht mit ein paar Klischees ihrer Zunft zu viel ausgestattet wurde. Landorffs latent sarkastischer Humor und seine ostentative Coolness stellen dem genretypischen Pathos zwar eine erfrischende Leichtigkeit gegenüber, wirken an einigen Stellen aber etwas zu bemüht.
Ganz ohne ein paar erzählerische Längen kommt das „Tartarus-Projekt“ leider nicht aus, insgesamt versteht es Schilddorfer als bewährter Krimiautor aber Spannung aufbauen und bis zum Ende zu halten. Die Geschichte folgt dabei überwiegend den Konventionen ihres Genres (Einstieg-Ermittlung-Showdown), Experimente sind demnach hier nicht zu erwarten – wer in Sachen Thriller aber ohnehin lieber bewährte Rezepte genießt, sollte mit dem „Tartarus-Projekt“ ordentlich beraten sein. Auch die dem Thema geschuldeteten technischen Erklärungen rund um KI, Big Data, Drohnen etc. sind sauber recherchiert und für ein Laienpublikum verständlich aufbereitet.
Fazit: Trotz kleinerer Schwächen konstruiert Gerd Schilddorfer mit seinem neuen Roman „Das Tartarus-Projekt“ ein beunruhigendes Gedankenspiel, das – nicht nur für technikversierte – Fans des Genres eine unterhaltsame Abwechslung zum üblichen Mord-und-Totschlag-Krimi bieten dürfte.

Bildquellen

  • Das Tartarus-Projekt von Gerd Schilddorfer: promo