Deutscher Menschenrechts-Filmpreis 2020

Die drei Fachjurys des Deutschen Menschenrechts-Filmpreises haben sich vor wenigen Tagen für die fünf Preisträger*innen für das Jahr 2020 entschieden. Bis zum 31. Juli 2020 wurden 365 Produktionen in den vier Kategorien Langfilm, Kurzfilm, Hochschule und Non Professional eingereicht. „In den fünf Preisträger-Filmen spiegeln sich sowohl die hohe Qualität der vorgelegten Filme als auch die Vielfalt behandelter Themen wider, die vom Themenkomplex Krieg und Flucht, Rassismus und Antisemitismus, Geschlechterdiskriminierung und Stärkung der Frauenrechte bis zum Thema Verschwinden lassen von Menschen geht“, so Klaus Ploth, Mitglied des Veranstalterkreises des Wettbewerbs. Er berichtet weiter, dass „in den Filmen erneut sichtbar wurde, dass Menschenrechte weiter unter Druck stehen – in Europa, weltweit – aber auch in Deutschland.“

In der Kategorie Langfilm gewinnt in diesem Jahr der 2019 gedrehte Dokumentarfilm Für Sama von Waad al-Kateab und Edward Watts. Die Dokumentation zeigt eine junge syrische Frau, die seit 2011 Zeugin der Unruhen ihres Heimatlandes wird. Er beschreibt eindrücklich das Leben von Waad al-Kateab, die zwischen Bombenanschlägen, Terror und Gewalt versucht eine Familie zu gründen.
In der Kategorie Kurzfilm gewinnt die aus dem Jahr 2019 stammende Dokumentation von Joakim Demmer, Verena Kuri und Chiara Minchio. Ab18! – Die Tochter von … erzählt von Micaela. Mit drei Jahren entführte man die Mutter der Argentinierin, deren Kindheit von da an von der Suche nach der Mutter und den Folgen ihrer Entführung geprägt ist. Der Kurzfilm wurde außerdem mit dem Grimme-Preis 2020 ausgezeichnet.

„Masel Tov Cocktail“

Masel Tov Cocktail erhält den Deutschen Menschenrechts-Filmpreis in den Kategorien Hochschule und Bildung. Das satirische 30-Minuten-Stück von Arkadij Khaet und Mickey Paatszch erzählt von dem 16-jährigen Dima, sohn einer russischen Einwandererfamilie. Er ist Jude. Das wäre alles in allem kein Problem, wären da nicht seine Mitschüler*innen, die fortwährend Witze über ihn und seine Religion machen. Das Fass kommt zum Überlaufen und nach einem weiteren Witz über das Schicksal der Juden in Deutschland schlägt Dima im wahrsten Sinne des Wortes zurück. Ein Schulverweis ist die Folge. Er soll sich entschuldigen; sein Weg zu dieser Entschuldigung führt ihn durch die Stadt, vorbei an naivem Philosemitismus, über Ignoranz, Zionismus bis zum Antisemitismus.

Filmposter Just.Another.Month.

Just.Another.Month. ist der Titel des Gewinnerfilms in der Kategorie Non Professional. Der 2019 gedrehte Kurz-Dokumentarfilm von Charlotte Weinreich und Rosa-Lena Lange begleitet zwei namibische Aktivistinnen, die sich gegen die Periodenarmut in Namibia einsetzen und für die Gleichberechtigung der Frauen vor Ort kämpfen. Weltweit haben über 500 Millionen Menschen während ihrer Periode keinen Zugang zu Hygieneprodukten. In Interviews mit Namibier*innen sprechen die Filmemacherinnen über persönliche Schicksale und die Wahrnehmung der Menstruation. Der Film zeigt eindrücklich, wie viele Schwierigkeiten Menstruierende in Bezug auf menstruale Gesundheit haben und welche sozialen Auswirkungen die Tabuisierung des weiblichen Körpers und der Periode mit sich ziehen.

Im Rhythmus von zwei Jahren wird der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis vergeben. Getragen wird er aktuell von 20 Veranstalter*innen, darunter bundesweit tätige Organisationen der Menschenrechts-, Bildungs-, Kultur- und Medienarbeit, religiöse und kirchliche Organisationen sowie kommunale Einrichtungen.
Weitere Informationen: www.menschenrechts‐filmpreis.de

Bildquellen

  • „Für Sama“: Filmperlen
  • „Masel Tov Cocktail“: SWR / Filmakademie Baden-Württemberg
  • Filmposter Just.Another.Month.: Pia Li Grau
  • Ab18! – Die Tochter von …: ZDF/3sat-Produktion