„Der kleine Ritter Trenk“ im Theater Freiburg

Theaterzauber wider den Rest der Welt

Wer in diesen Tagen Trost finden möchte und sich ein wenig ver- oder bezaubern lassen möchte, dem sei das neue Kinderstück am Theater Freiburg – „Der kleine Ritter Trenk“ (2006), ein recht junges Stück der Jugendbuchautorin Kirsten Boie, das es als Zeichentrickfilm sogar schon auf die Leinwand geschafft hat – wärmstens empfohlen. Ohnehin gilt, soviel Zauber wie in einem Kinderstück ist sonst nie. Heraufbeschworen hat diese poetische Bilderwelt das am Freiburger Theater längst bewährte Trio mit dem britischen Regisseur Robin Telfer, dem Komponisten Günter Lehr und der Bühnen- und Kostümbildnerin Sabina Moncys.

Die Handlung erzählt von zwei jungen Menschen, dem Bauernsohn Trenk (Jürgen Herold) und der Ritterstochter Thekla (Lena Drieschner), die sich gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt auflehnen: Trenk möchte nicht dulden, dass sein Vater unschuldig im Gefängnis einsitzen muss und beschließt daher Ritter zu werden. Seine Renitenz indes scheint hoffnungslos, denn laut Gesetz bleibt ein Leibeigener sein Leben lang ein solcher und kann daher kein tapferer Ritter werden. Doch dann soll auch noch sein kleines Ferkel geholt werden… Nun, tapfer ist er ja, und das mit dem Ritter will er auch noch hinkriegen.
„Wer tapfer ist wie ein Ritter, der sollte doch auch ein Ritter sein dürfen!“ Trenk schnappt sein Ferkel und zieht in die Stadt, mitten in die zauberhafte Welt der Gaukler, Drachen und Ritter. Zum Glück begegnet er immer wieder netten Menschen, die ihm weiterhelfen – und schließlich auch dem ängstlichen Ritterknaben Zink (Martin Weigel), der viel lieber kein Ritter sein will. Mir nichts dir nichts werden die Rollen getauscht. Auch die Ritterstochter Thekla fällt aus ihrer angeborenen (Frauen-) Rolle und will lieber kämpfen. Als sie sich dem vermeintlichen Ritterlein Trenk anschließt, wird das Duo quasi unbezwingbar.
Mit seinen siebzig Minuten bleibt das Stück, das mit aufwändig-schönem Mittelalter-Realismus auf die Bühne gebracht wurde, fesselnd bis der Vorhang fällt. Trenks fortwährendes Staunen während seiner Abenteuerreise, etwa angesichts der für ihn noch unbekannten Stadt und ihren Bewohnern, übermittelt sich auch dem reiferen Zuschauer auf wundersam kindliche Weise: Die Mittelalterliche Kulisse, die liebevoll gestalteten Kostüme mit all den Rüstungen und Schwertern, die mittelalterlich klingende Musik, die das Gesehene wie ein Soundtrack das ganze Stück hindurch illustriert (Bernd Maier: Dudelsack Drehleier, Schalmei; Tim Schicker und Manuel Mühl: Gitarre, E-Gitarre, Mandoline; Peer Kaliss: Schlagzeug, Perkussion, Davul); ja, nicht zuletzt die phantastische Lichtregie, die einen in den Zuschauerrängen fast vergessen ließ, dass kurz zuvor in der „echten“ Welt der Terror so furchtbar zugeschlagen hatte.
Doch dort oben auf der Bühne macht er es uns vor, als wäre es ganz leicht – Trenk, der kleine Ritter mit dem großen Herzen, der es ungeachtet seiner Herkunft mit viel Mut und ein bisschen Glück schafft, die Welt, wenn auch nicht zu verändern, so doch vielleicht ein bisschen besser zu machen.

„Der kleine Ritter Trenk“ (ab 5 Jahren) , Theater Freiburg, bis 24. Januar 2016

Friederike Zimmermann