Van Look-Kunstpreis 2019 geht an Uta Pütz

Fundstücke

Eine Hauptaktivität der im Gedenken an den Künstler Hans-Günther van Look (1939–2007) von seiner Witwe errichteten Stiftung ist die Vergabe eines Kunstpreises im Zwei-Jahres-Rhythmus. Van Look war 1963 Absolvent der Karlsruher Akademie und als Bildhauer, vor allem jedoch Maler aktiv; zudem bleiben seine fast einhundert Glasfenster im Gedächtnis.
Nach Andreas von Ow (2015) und Zora Kreuzer (2017), beide aus der Generation der noch nicht 40-Jährigen sowie Absolventen der Karlsruher Akademie der Bildenden Künste an ihrer Freiburger Zweigstelle, erhält jetzt Uta Pütz die Ehrung, Jahrgang 1969. Auch Pütz studierte kurz in Freiburg, bevor sie die Kunstausbildung in Karlsruhe 2012 (Meisterklasse Prof. Meuser) beendete. Zuvor hatte sie ein Diplom als Landschaftsarchitektin an der Fachhochschule Weihenstephan absolviert.

Die Akademie schloss vor wenigen Jahren auf des Karlsruher Rektors Geheiß die Freiburger Dependance, zu allgemeinem Bedauern und ohne spürbaren Widerspruch der beiden letzten Professorinnen Leni Hoffmann und Tatjana Doll. Also versiegt jetzt diese Nachwuchsquelle, ein Verlust für die Stadt. Die künftigen PreisträgerInnen, sofern Freiburg und die Region eine Rolle spielen sollen, müssten dann wohl aus den Ausbildungsbetrieben des Instituts der Bildenden Künste an der Pädagogischen Hochschule oder des privaten Macromedia-Instituts rekrutiert sein – zum Glück gibt es aber in Reichweite noch die Akademien Basel und Strasbourg.
Uta Pütz, geboren in Aachen, sesshaft in Köln, ist hierzulande keine Unbekannte: Mehrfach war sie im Kunstraum Riehen in Basel präsent, 2012 und 2013 in Gruppenausstellungen im Freiburger Kunstverein, 2014 gemeinsam mit Kriz Olbricht im Kunsthaus L 6. Beide Professionen von Uta Pütz – Landschaft und Kunst – scheinen sich zu verbinden: Sie arbeitet gern „mit Fundstücken, deren Funktion man nicht mehr erkennen kann“, sagt sie im Interview – „mit möglichst wenig Mitteln“. Die Begründung der Jury, man „ehre eine Künstlerin, die in den letzten Jahren konsequent ihr Werk entwickelt hat,“, wirkt vorderhand etwas dünn: das trifft auf Andere ebenso zu. Gleichwohl bleiben ihre Videos, die bildhauerischen und fotografischen Arbeiten von Belang. Tatsächlich sucht und findet sie auch vermeintlich Unbedeutendes. Und durch die Transformation auf die mediale Ebene passiert etwas: Reales, Beiläufiges, auch Banales bekommt eine neue Gestalt, einen Deutungsrahmen. So reduziert und minimalistisch das anmuten mag, es kann das aus dem Augenwinkel am Wegesrand Gesehene eine surreale Qualität erlangen. Wie der schlafende Hund auf einer Straße in Indien. Deshalb gerinnt auch der Titel des Fotos, im Anagramm wird aus Dog „God“, zum Manifest.
Die Institution des van Look-Preises muss sich ihr spezifisches Profil noch erobern. In die schmerzliche Lücke des einst von der Stadt verliehenen Akademiepreises (solange diese bestand) zu stoßen, also hoffnungsvollen regionalen Nachwuchs zu fördern, erschien anfangs sinnvoll. Wohin die Reise konzeptionell führen soll, bleibt abzuwarten. Van Looks Credo für die eigene künstlerische Tätigkeit, „um ästhetischen Widerstand zu leisten – für die Verbesserung unseres Lebensraumes und gegen visuelle und materielle Umweltverschmutzung“, bietet genügend Anhaltspunkte. Der Besuch der zeitlich nur knappen Präsentation der Preisträgerin ist zu empfehlen.
E-Werk, Bildhauerhalle, Fotoecke. Vernissage: 15. Nov., 18 Uhr. Matinee, Uta Pütz im Gespräch mit Dr. Annette Hoffmann: 17. Nov., 11 Uhr.

Martin Flashar

Bildquellen

  • Pütz-God1: promo