Tierkeramiken im Wandel der Zeit

„Der Elefant im Porzellanladen“ – Ausstellung im Keramikmuseum Staufen

Das Museum ist ein Forum des Innehaltens, man bewegt sich vorsichtig, jedenfalls anders als „Der Elefant im Porzellanladen“. So lautet der Titel einer derzeitigen Ausstellung im Keramik-Museum Staufen, die sich mit der Darstellung von Tierfiguren mittels keramischer Arbeiten beschäftigt; damit lässt sich Stilgeschichte erkunden, vom Barock bis in die Gegenwart einzelne Epochen erkennen.

„Für welches Tier wird am meisten gearbeitet? Für die Katz!“
Bauernweisheit

Aufgelockert ist die Präsentation der Exponate, die mit Fischen, Vögeln, Insekten und Säugetieren ansprechen, durch humorvolle Zitate an den Wänden; diese verweisen auf die stets virulenten Vergleiche zwischen Tier und Mensch in der Alltagssprache und in unserem Denken. Schopenhauer war der Ansicht: „Dass uns der Anblick der Tiere so ergötzt, beruht hauptsächlich darauf, dass es uns freut, unser eigenes Wesen so vereinfacht vor uns zu sehen.“

Der Mops, dieser bizarr verschrumpelte Knödel, gehörte im Barock zu den wichtigsten Hunden, wie sich an mehreren Porzellanfiguren erweist; zum barocken Lebensgefühl und seinen üppigen Festen gehörten auch Terrinen, die etwa eine Ente oder einen Eberkopf darstellen. Diese waren aus Fayence und Porzellan, damals in ersten größeren Manufakturen entstanden. In der Zeit des Jugendstils änderte sich die Farbpalette und jetzt lieferten nicht nur Porzellanmaler, sondern oft bildende Künstler Entwürfe für Tierdarstellungen, die emotional stilisiert waren, z.B. Affen, die sich zärtlich umarmen, imposante Elefanten, schlanke Giraffen, träumerisch schlafende Eulen und schillernde Pfauen.

An den Jugendstil knüpfte der Art déco an und eröffnet ein Kapitel des Designs, das sich mehr vom Naturalistischen entfernt und schmückende Gestaltungselemente entwickelt, die stark geometrisiert sind (Zacken, Kristall- und Schuppenmuster). Nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Zeit des Wirtschaftswunders, erreichte die keramische Industrie hohe Umsätze, indem sie Nippes-Figürchen, Tischdekorationen, Untersetzer und verspielte Teller produziert, die an der Entstehung einer Kultur des gastfreundlichen Anbietens (von Salzletten, Nüssen etc.) mitwirkten; dabei wurde Keramik oftmals verkitscht.

Die Tierfiguren des Künstlers Walter Bosse (1904-1979), entstanden in der Karlsruher Majolika, sind heute beliebte Sammlerstücke; in Karlsruhe ist auch die als „Bambi“ bekannte Filmpreis-Figur entworfen worden. Seit den 1980er Jahren wird das keramische Schaffen freier, Skurriles und Witziges hält Einzug, gewohnte Sehweisen werden unterlaufen – Keramik kann z.B. wie Stein oder Metall aussehen und eine Obstschale vermag auf Tierfüßen zu stehen. Im Keramikmuseum Staufen, einem ehemaligen Hafnerhaus, ist im Übrigen eine alte Werkstatt zu entdecken sowie Arbeiten von Elisabeth Winter-Bonn, die sich ganz dem Menschen widmen.

Der Elefant im Porzellanladen – die Kunst der Tierfiguren. Keramikmuseum Staufen. Mi-Sa 14-17 Uhr, So 12-17 Uhr. Bis 30.11.2017.

Cornelia Frenkel