Freiburg erweist sich beim 10. Deutschen Chorwettbewerb als perfekter Gastgeber

Badner-Lied für den Klassenerhalt des SC Freiburg

Zwischen dem 5. und 13. Mai sangen rund 5000 Sängerinnen und Sänger aus 116 Chören aus dem gesamten Bundesgebiet beim 10. Deutschen Chorwettbewerb in Freiburg um die Wette. Die Ausstrahlung des Wettbewerbs, der im verschiedenen Freiburger Spielstätten ausgetragem wurde, wirkte in die gesamte Stadt hinein.

Teilnehmerinnen des Deutschen Chorwettbewerbs 2018 im Freiburger konzerthaus. © Deutscher Musikrat / Jan Karow

Das Forum Merzhausen ist voll besetzt. Die meisten Besucher beim letzten Wertungssingen des Senior Jazzchors Freiburg müssen stehen, weil alle Sitzplätze schon belegt sind. Neben dem normalen Konzertpublikum hören auch viele Mitglieder anderer Chöre zu, die ihre Gesangsprüfung beim 10. Deutschen Chorwettbewerb schon hinter sich haben. Die Freiburger Lokalmatadoren werden enthusiastisch bejubelt. Chormitglied Franz Nagel feiert an diesem Tag seinen 92. Geburtstag und ist damit der älteste der 5000 Teilnehmer aus ganz Deutschland.

Am Ende reicht es für den Senior Jazzchor Freiburg und seinen Leiter Julian Knörzer für einen dritten Platz in der Kategorie „Populäre Chormusik mit Trio“. Helmut Schubach vom Deutschen Musikrat zeigt sich nach dem Wettbewerb hochzufrieden: „Der 10. Deutsche Chorwettbewerb war hervorragend in jeder Hinsicht. Wir hatten hier tolle Spielstätten und eine großartige Atmosphäre in der Stadt.“

53 der insgesamt 116 teilnehmenden Chöre wurden mit Preisen ausgezeichnet. Insgesamt 19 Formationen erreichten 23 von möglichen 25 Punkten, was mit dem Prädikat „mit hervorragendem Erfolg teilgenommen“ ausgezeichnet wurde. Auch die Bilanz der baden-württembergischen Chöre kann sich sehen lassen. Erste Preise erhielten neben dem Ulmer Spatzen Chor auch der Kammerchor der Musikhochschule Mannheim. Mit einem zweiten Preis wurde neben der Stuttgarter Kantorei und dem Freiburger Popchor Twäng! auch der Karlsruher Kammerchor des Helmholtz-Gymnasiums ausgezeichnet, der zusätzlich noch den von der Stadt Freiburg gestifteten Preis für zeitgenössische Musik erhielt.

Das Freiburger Vokalensemble Herrengedeck konnte sich einen dritten Preis ersingen. „Kultur ist für uns keine freiwillige Leistung, sondern eine politische Pflichtaufgabe“, sagte Freiburgs erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach beim finalen Preisträgerkonzert. Mit 120 000 Euro hatte die Stadt, die für die Durchführung des Wettbewerbs viel Lob erhielt, die 1,1 Millionen Euro teure, nur alle vier Jahre stattfindende Fördermaßnahme des Deutschen Musikrats unterstützt.

Was den Deutschen Chorwettbewerb aber besonders ausmachte, ist neben der Qualitätssteigerung für die Chöre, die im intensiven Probenprozess davor stattfand, auch die Ausstrahlung in die Stadt hinein. Die öffentlichen, kostenlosen Wertungssingen in den verschiedenen Sälen und Kirchen der Stadt waren die ganze Woche über sehr gut besucht. Auch die vielen Rahmenkonzerte und ein Auftritt des jungen, großartigen Chores Pop Up aus Detmold in der Justizvollzugsanstalt Freiburg hinterließen Spuren.

Selbst der Sportclub Freiburg wurde am letzten Spieltag im Abstiegskampf erfolgreich unterstützt, indem am Samstagmorgen im Konzerthaus das Badner-Lied von 1500 Sängerinnen und Sängern unter der Leitung von Bertrand Gröger angestimmt wurde und der Mitschnitt davon wenige Stunden später auf der Stadionleinwand vor dem 2:0-Sieg gegen Augsburg zu sehen war. Musik als verbindende Sprache, Singen als ganz moderne Form des Musizierens – cool und generationsübergreifend!

Neben der Breitenwirkung ist aber auch echte Spitzenklasse zu erleben, wenn der Jazzchor Freiburg unter der Leitung von Bertrand Gröger beim Sonderkonzert im Freiburger Konzerthaus mit gewagten Arrangements und fließenden Rhythmen Maßstäbe setzt oder der mit dem ersten Preis dekorierte Viva-Nova-Chor München unter der Leitung von Kerstin Behnke mit einem ganz transparenten Ensembleklang und perfekter Textverständlichkeit begeistert.

„GemEinsame Spitze“ war das Motto des 10. Deutschen Chorwettbewerbs. Passender hätte man es nicht wählen können.

Georg Rudiger