Fotoausstellung „After Selma“: Der andauernde Kampf der schwarzen US-Bevölkerung

Fotografien von Joshua Rashaad McFadden im Carl-Schurz-Haus

Über 50 Jahre nach dem von Martin Luther King angeführten Protestmarsch der schwarzen US-Bürgerrechtsbewegung fragt Fotograf Joshua Rashaad McFadden nach der Aktualität des Kampfes der schwarzen Bevölkerung um gleiche Rechte. Seine Fotos sind derzeit im Carl-Schurz-Haus zu sehen.

Heute wie damals ist die Bürgerrechtsbewegung in den USA sehr heterogen zusammengesetzt.

Der junge farbige Dokumentarfotograf Joshua Rashaad McFadden stellte sich 2015 anlässlich des 50. Jahrestags des von Martin Luther King angeführten legendären Civil-Rights-Protestmarsches von Selma, Alabama nach Montgomery die Frage „We have marched from Selma, but 50 years later, where are we now?“ Seine Foto-Dokumentation des im Gedenken an damals im März 2015 durchgeführten Marsches wurde mit dem ersten Preis beim International Photography Award ausgezeichnet und ist nun im Carl-Schurz-Haus ausgestellt.

Zur Erinnerung: Von der Kleinstadt Selma im Staat Alabama aus führte vor mehr als 50 Jahren Martin Luther King den legendären Protestmarsch der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung über 87 Kilometer in die Hauptstadt Montgomery. Ein dreimaliger Anlauf war nötig, um am 21. März 1965 das angestrebte Ziel zu erreichen, denn die ersten beiden Versuche wurden von massiven gewaltsamen Angriffen der weißen Polizeikräfte bereits am Ausgangspunkt im Keim erstickt.

So auf der Edmund-Pettus-Bridge in Selma, benannt nach einem führenden Ku-Klux-Klan Mitglied, am „Bloody-Sunday“ des 7. März. Der zweite Marsch wurde von den Bürgerrechtlern selbst abgebrochen, weil noch größere polizeistaatliche Übergriffe zu befürchten waren. Beim dritten Mal, am 21. März, sorgte die unterdessen landesweite öffentliche Empörung über die Willkür der Staatsorgane – schließlich war 1964 die Civil Rights Act verabschiedet worden – für ein erfolgreiches Ende.

Wer glaubte, dass sich dadurch und mit der Voting Rights Act von 1965 und schließlich mit der Wahl eines afroamerikanischen Präsidenten der offene Rassismus und die Diskriminierung der farbigen Bevölkerungsschichten in den USA gelegt hätten, sah sich spätestens 2015 getäuscht. Eine Welle von Polizeigewalt forderte mehrere Todesopfer unter Schwarzen, massive, vom Supreme Court der United States höchstrichterlich abgesegnete Einschränkungen des Wahlrechts verwehrten vielen Afroamerikanern den Gang zur Urne und Donald Trumps Credo „America first“ gilt auch nur für die weiße Oberschicht. Die Folge: Die Kämpfe zwischen den schwarzen Amerikanern und der Staatsmacht entbrannten erneut in alter Schärfe und dauern an.

Die ausgestellten Schwarz-Weiß-Aufnahmen von McFadden unterscheiden sich von denen, die man von 1965 kennt, kaum, nur die Benutzung von Handys und heutiger Kleidung – etwa beim Zug der Marschierenden über die bis heute nicht umbenannte Edmund-Pettus-Bridge – verweisen auf die Jetztzeit. Das in den Physiognomien in Naheinstellungen widergespiegelte Leid und Elend ist das gleiche wie damals. Eine bildfüllende Baumkrone mit tief herabhängendem Moos symbolisiert und erinnert an die früheren Lynch-Strangulationen des Ku-Klux-Klans, konterkariert von ernst entschlossenen Gesichtern der Marschierenden auf anderen Bildern.

Eine besondere Stärke geht von den mit „Untitled“ unterschriebenen Fotografien aus, die den Betrachtenden zu eigener Interpretation und Stellungnahme zwingen. Die tief beeindruckenden, meisterhaft komponierten Bilder bestätigen die von McFadden geäußerte Einschätzung, dass der Kampf für Freedom leider ein „ constant struggle“ sei.

Ein Lichtblick: McFadden Bilder hängen im langgestreckten Flur des Carl-Schurz-Hauses nicht besonders hervorgehoben, sondern einfach zwischen Büro- und Kursraumtüren und Kopierer, als ob sie dazugehörten und schon immer da gewesen seien. Dies war in früheren Jahren in den Amerika-Häusern, aus deren Tradition das Carl-Schurz-Haus hervorgegangen ist, keineswegs selbstverständlich.

 

Was: Ausstellung „After Selma“ von Joshua Rashaad McFadden
Wann: bis 26. April, Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 11-15 Uhr
Wo: Carl-Schurz-Haus Freiburg, Eisenbahnstr. 62, 79098 Freiburg
Web: www.carl-schurz-haus.de

Bildquellen

  • IMG_6068: Erich Krieger