Einzigartige Kooperation: Figurentheater im Planetarium

Im Gespräch: Gregor Schwank und Dr. Thomas Presper, Leiter des Freiburger Planetariums

„Geheimauftrag Erde – die Königin und ihr Spion“, so der Titel der ersten Koproduktion zwischen dem Figurentheater Gregor Schwank und dem Planetarium Freiburg, die im April Premiere feiert. Erzählt wird ein spannendes Weltraumabenteuer mit Figurenspiel, Projektionen und eigens komponierter Musik. Marion Klötzer sprach mit Gregor Schwank und Dr. Thomas Presper über das ungewöhnliche Projekt.

Kultur Joker: Eine künstlerische Zusammenarbeit zwischen Planetarium und Figurentheater, das dürfte deutschlandweit einzigartig sein – wie kam es zu dieser Idee?

Dr. Thomas Presper: Ende 2016 trafen wir beim informellen Netzwerk „Nachhaltigkeit Lernen“ in der Ökostation aufeinander und kamen ins Gespräch. Mich reizte es ein ganz anderes Format auszuprobieren und damit Kinder und ihre Familien in Sachen Weltall zu erreichen. Konzerte und Lesungen in Planetarien gibt es schon – Figurentheater ist ein Novum und der Kuppelsaal ein exotischer Spielort. Ein spannendes Experiment mit didaktischer Herausforderung also, an dem wir seit nun zwei Jahren unzählige Stunden zusammen getextet und getüftelt haben.

Gregor Schwank: Ich bin ja schon seit früher Jugend begeistert von Science-Fiction, fremden Welten und anderen Kulturen – für mich geht mit der Realisierung dieses Stückes ein großer Traum in Erfüllung. In meiner Inszenierung „Das Geheimnis unter der Erde“ habe ich mich ja schon mit dem Naturkreislauf samt Abfallvermeidung und Umweltschutz beschäftigt, doch das Weltall ist da schon eine andere Nummer. Bei den Vor-Recherchen zum Skript wurde mir schnell klar, wie beschränkt und auch schwammig unser Wissen über kosmisches Geschehen ist, selbst dort, wo es unseren Alltag betrifft. Das wollen wir mit „Geheimauftrag Erde“ ändern!

Dr. Thomas Presper: Die Textarbeit war dann auch sehr zeitaufwändig: Wir haben viele Entwürfe und sprachliche Finesse benötigt, um Wissen und Infos ganz spielerisch in diese witzige und poetische Geschichte für Kinder und Erwachsene zu packen und dabei doch wissenschaftlich exakt zu bleiben. Ein Balance-Akt, für den es die richtigen Formulierungen braucht. Dabei werden grundsätzliche Fragen beantwortet: Wie sieht unser Sonnensystem aus? Was sind Sterne? Und was macht die Erde in ihren klimatischen Bedingungen so einzigartig? Dabei steht die Bildung für Nachhaltigkeit im Zentrum – ein sperriger Begriff, doch ich denke es gelingt uns mit dieser Inszenierung das Bewusstsein für unseren einzigartigen und faszinierenden Heimat-Planeten zu wecken.

Kultur Joker: Die Story hört sich rasant an: Alles beginnt auf einem fremden Milchstraßen-Planeten mit dem geheimnisvollen Namen Neursajuma-Ervemeso, der von großer Hitze und Dürre heimgesucht wird. Also sendet dessen außerirdische Königin einen Hilferuf – und Weltraum- Super-Spion Schnurk meldet sich. Auf einem Kometen reist er nun auf geheimer Mission quer durch das Sonnensystem zur Erde, um auszukundschaften, was diese so wohnlich und einzigartig macht. Der Zugang zu hausgemachten Problemen wie Klimawandel und Umweltverschmutzung findet hier also per Umweg und durch den Blick von Außen statt. Wie wird das umgesetzt?

Gregor Schwank: Im Mittelpunkt stehen natürlich die Figuren: Für eine gute Sichtbarkeit habe ich besonders die „Außerirdischen“ als sehr große Klappmaul- und Stabpuppen mit vielen Details und aus speziellen Stoffen gebaut. Für eine Figur wie die ätherisch schimmernde und glitzernde Königin mit aufwändiger textiler Gestaltung (Angelika Battmer) kommen da schon hundert bis zweihundert Arbeitsstunden zusammen. Wenn dann aber kleine und große Zuschauer vor Staunen und Entzücken in „Ahs“ und „Ohs“ ausbrechen, ist das jede Mühe wert und macht große Freude! Da ich als Solist rund um den Projektor spielen werde und das Publikum dabei kreisförmig besonders nah auf Tuchfühlung sitzt, führe ich alle Figuren nach oben und bewege mich viel. Dabei ist der Kuppelsaal eine große Herausforderung: Er hat keine Bühne, dafür ist er vollständig zu verdunkeln und hat kathedralen Zauber.

Dr. Thomas Presper: Raffiniert und eine Sache perfekten Timings ist dann die Verknüpfung mit den Projektionen. Zu sehen gibt es nicht nur Archivmaterial aus dem Sonnensystem, sondern auch Bildaufnahmen von ganz unterschiedlichen Klimazonen der Erde wie Wald, Südpol oder Wüste. Dabei tauchen auch Naturphänomene wie Regenbogen, Polarlicht oder das Abendrot auf und werden erklärt. Das alles muss auf die Sekunde genau mit dem Text zusammenpassen, da können wir mal unsere gesamte Technik auffahren!

Gregor Schwank: Bei allem spielt die Musik eine tragende Rolle – mit vielen schönen und berührenden Motiven, Auszügen und Zitaten aus Klassik und Barock. Geschrieben haben sie Guido Sutter und ich zusammen – assistiert von Candida Uhl – in der Besetzung für Fagott, Oboe und Flöte, eingespielt wurde sie mit der wertvollen Hilfe von Jens Fritz und besonderen Effekten in verschiedenen Studios. So wie auch die wunderbaren Sprecherstimmen: Für den wichtigen Part der Königin konnte ich die Schauspielerin Christel Peschke gewinnen – ihre einzigartige Stimme und Sprachkultur auch als Sprecherin für die Augsburger Puppenkiste hat mich schon immer beeindruckt. Ich habe ihr quasi die Rolle auf den Leib geschrieben. Außerdem sind neben mir auch die Figurenspielerkollegen Susanne End und Günter Fortmeier zu hören. Die Materialauswahl und Endabmischung haben wir dann hier zusammen im Planetarium gemacht.

Kultur Joker: Die Hauptfigur ist Superspion Schnurk. Der sieht aus wie ein lustiger Drache mit Rüssel, Geckofüßen und vielen „Sensorellen“ auf dem Kopf, mit denen er die Signale aus dem Weltraum und auch den Notruf der Königin empfängt. Was ist das für ein Charakter?

Dr. Thomas Presper: Ein schillernder Sympathieträger: Auf den ersten Blick ist er ein mutiger und gefährlicher Agent, der gerne Undercover unterwegs ist, im Grunde aber ist er ein liebenswertes und ein wenig verschrobenes Wesen, das sich viel schlauer gibt als es ist.

Gregor Schwank: Seine intergalaktische Reise wird dann mit viel Wortwitz und Anspielungen erzählt: So gibt es zum Beispiel viel Aufregung bei den Außerirdischen, als sie Signale von der Erde empfangen: Doch ausgerechnet nur kurze Reisewerbespots und Filmtrailer (Ausschnitte aus Action- und Science Fiction-Filmen)! Auch die haben wir selbst gemacht und hatten viel Spaß daran.

Dr. Thomas Presper: Wichtig war uns auch, die zentrale Bedeutung der Sonne im Weltraum und für das Leben auf der Erde hervorzuheben. Dazu werden auch Geschichten und Mythen über die Sonne in der Kuppel lebendig. Es steckt also jede Menge Stoff in diesen siebzig Minuten, da gibt es auch für Erwachsene viel zu entdecken!

Kultur Joker: Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

Die Personen:
Von der „Augsburger Puppenkiste“ begeistert, begann Gregor Schwank schon in der Schulzeit Marionetten zu schnitzen. Ab 1983 war er sechs Jahre lang festes Ensemblemitglied des renommierten Augsburger Marionettentheaters und bei zahlreichen TV-Produktionen mit von der Partie – auch als Sprecher beim „Kater Mikesch“. International und mobil mit eigenem Theater ist der Künstler seit 30 Jahren mit Tourneen und Theaterprojekten in Europa, Afrika, Lateinamerika und Asien unterwegs, mehrsprachig und mit reichen Erfahrungen in internationaler und interkultureller Arbeit, z.B. für Umwelt- und Gesundheitskampagnen. Seine einzigartigen Kunstwerke sind aus Lindenholz geschnitzte Marionetten mit Kostümen aus edlen Stoffen. Vielfältige Figurenarten werden mit viel Liebe zum Detail und mit Perfektion in eigener Werkstatt hergestellt, ebenso Bühne und Ausstattung.

Dr. Thomas Presper ist seit Juni 2016 Leiter des Planetariums in Freiburg. Er studierte Mineralogie und Geo­chemie an der Universität Mainz und promovierte an der Universität Mainz und am Naturhistorischen Museum in Wien – Thema: Mineralogie und Chemie von Mikrometeoriten. Unter anderem war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institiut für Chemie in der Abteilung Kosmochemie in Mainz und an der Washington University St. Louis, USA. Zudem war er als Dozent am Planetarium in Erkrath.

 

Was: Figurentheater „Geheimauftrag Erde – Die Königin und ihr Spion“ (ab 6 Jahren)
Wann: 13./ 16./23./27. April, jeweils 15 Uhr
Wo: Planetarium Freiburg, Bismarckallee 7G, 79098 Freiburg
Web: www.planetarium-freiburg.de

Bildquellen

  • Figurentheaterspieler Gregor Schwank und Planetariumsleiter Dr. Thomas Presper.: Planetarium Freiburg