Eine Ausstellung im T66 Kulturwerk zeigt die Werke zeitgenössischer italienische Künstler*innen

Ein zweiter Blick durchs Kaleidoskop. Nach einer ersten erfolgreichen Kooperation 2017 treten auch im Herbst 2022 italienische und Freiburger Künstler*innen zu einem Kunstaustauschprogramm zusammen. Bis zum 16. Oktober sind sechs Werke zeitgenössischer italienischer Künstler*innen im T66 Kulturwerk des Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler Südbaden zu sehen. Im Anschluss wandern Werke Freiburger Künstler*innen nach Italien, genauer ins Museo Irpino im süditalienischen Avellino. „caleidoscopio Friburgo“ heißt die deutsch-italienische Kooperation und gibt sich mit seiner Premiere im Kunstturm T66 nicht nur international, sondern dem Ausstellungstitel gemäß vielstimmig, bunt und seltsam entrückt.
Fotografie, Öl, Acryl, Schimmelpilze. Bereits die Wahl der Technik fällt bei Franco Cipriano, Tonia Erbino, Eliana Petrizzi, Franco Sortini und dem Künstlerduo TTOZOI denkbar unterschiedlich aus. Auf zwei Etagen treffen die Besucher*innen auf eigensinnige Weltentwürfe. Vom Gegenstand her wirkt das in Tonia Erbinos Ölmalerei zunächst idyllisch. Familienszenarien vor dem Fernseher, dem Buch, im Urlaub. Befremdlich nur wirken die kahlen Innenräume, die Blicke, die selten zueinander hin, meist zu unbestimmten Punkten gehen. Dazu Details wie der klauenhafte Arm eines Jungen, der gerade im farbenfrohesten Bild „Magical Holiday Room“ durchs Fenster baumelt. Magisch oder vielmehr unheimlich verlassen wirken die Fotografien des Industriefotografen Franco Sortini. Seine ausgestellten jüngeren Arbeiten unter dem Titel „Metafisica“ zeigen menschenverlassene Häuser- und Maueransichten vor irreal blauem Himmel. Eine Anordnung flacher, farblich einheitlicher Flächen, die nur durch Schattierungen wenige dunklere Abstufungen erhält.
Geben diese faszinierend reduzierten Flächen kaum greifbare Deutungsangebote, regt Franco Ciprianos Triptychon, bestehend aus drei mit dunklen Acrylfarben bestrichenen Leinwänden, bereits vom Titel her zu Interpretationen an. Übersetzt lautet dieser „Anthropologie der Abwesenheit“, die Tafeln heißen „Liturgie des Schattens“, „Kosmische Verklärung“ und „Blinder Narziss“. Die monochromen Darstellungen wirken wie Wandmalereien, zeigen Handabdrücke, Kopfprofile, spiralenförmige Muster, fein schraffierte Flächen. Wie unheimliche Fragmente einer verlorenen Mythologie wirken die Bildelemente. Diffus sind auch Eliana Petrizzis kleine Ölbilder der Serie „Keep On Loving“. Ihre verlassenen Landschaften treten wie durch ein unscharfes Kameraauge, wirken trotz des beschränkenden Miniformats weit und zerfließend.
Die Arbeit des Künstlerduos TTOZOI (Stefano Forgione, Giuseppe Rossi) bringt Schimmelkulturen und Pigmente in einem unkontrollierten Prozess auf Jutegewebe zusammen. Das vom Schimmel befreite Ergebnis sind vielfarbige, erstaunlich ausgewogene Farbkompositionen. Eine freundliche Arbeit, die aus dem Zerfallsprozess erwächst.

„caleidoscopio Friburgo“. T66 Kulturwerk, Talstraße 66, Freiburg. Do./Fr./So. 13–17 Uhr. Bis 16.10.2022. www.t66-kulturwerk.de

Bildquellen

  • Franco Sortini: „Metafisica (1–3)“: Foto: Franco Sortini / T66