Die Schönen zeigen die Mozart-Komödie „Der Schauspieldirektor“ im Musiktheater im E-Werk

Ein energiegeladenes, deutlich verjüngtes Ensemble in zwei Besetzungen, tolle Stimmen und fulminante Schauspielerei:Ddas Musiktheater Die Schönen zeigt Mozarts Komödie „Der Schauspieldirektor“ mit dem modernisierten Text von Stephan Benson als durchgeknallte und sehr, sehr lustige Casting-Show.

Schon Herbert Wolfgangs Bühnenbild ein Hingucker: Eine Baustelle mit Absperrband und viel Noppenfolie, im Hintergrund versteckt sich ein Klo, jemand hat mit dickem Pinselstrich KV 486 auf ein Podest gekritzelt. So schäbig ist die Probebühne von Schauspieldirektor Frank (Herbert Wolfgang), der endlich wieder inszenieren und hier sein erstes, eigenes Ensemble zusammenstellen will. Euphorisch wühlt er in der Requisitenkiste, während seine Prinzipalin Eiler gelangweilt Thermoskanne und Kopfschmerztabletten aus der Handtasche kramt. Stefanie Verkerk gibt sie als perlenbehängte Schnepfe mit Gouvernantenbrille und Diven-Allüren.

Dann geht es auch schon los: Die erste Schauspielanwärterin Pfeil (Atischeh Hannah Braun) spielt nach bizarren Aufwärmritualen einen solch grottenschlechten König Richard mit giftroter Perücke, Pappkrone und Kaugummi, dass sie sofort von der Bühne gejagt wird. Locker lässt sie deswegen nicht: In immer neuen Verkleidungen und Rollen wird sie zum Vergnügen des Publikums noch öfter ihr Glück versuchen.

Und auch Vogelsang ist keine Entdeckung: Jason Lee trällert in kurzen Hosen und rosa Jacket die Pedrillo-Arie aus „Die Entführung aus dem Serail“ (musikalische Leitung: Dominik Hormuth, Mihai Grogoriu) – allein, bei ihm klingt das wie „Fisch zum Kampfe…“ – kurz, man versteht kein Wort. Erst als Eiler ihn mit aller Deutlichkeit anbaggert, wird aus dem Tenor ein Gigolo – der im Laufe des Stückes dann auch alles brünstig jagt, was Röcke trägt. Sein Sprachdefizit löst die Truppe schließlich mit Plakaten zur Untertitelung.

Dramaturgisch passiert im Laufe dieses turbulenten Abends nicht viel mehr: Skurrile Künstlergestalten, abgestürzte Auftritte, Zickenkriege – dank spritziger Regie-Ideen (Martin Schurr, Leopold Kern) und toller Kostüme (Norbert Wild, Leopold Kern) ist es ein prallbuntes und kurzweiliges Tohuwabohu. Und eine Hommage an die Bühnenkünste, ist doch jeder der Casting-Kandidaten eine Wucht: Die überkandidelte Sopransängerin Herz (Daniela Ruth Stoll) im gift-rot-pinkfarbenen Gewand gibt die Arie der Königin der Nacht so diabolisch, dass einem die Ohren schlackern. Ihre Konkurrentin Silberklang (Jenavieve Moore) sieht aus wie eine russische Puppe im Reifrock und ruckelt auch so. Die beiden Primadonnen werden sich bei „Ich bin die erste Sängerin“ fast die Augen auskratzen.

Der schweigsame Ausdruckskünstler Krone (Max Färber) kann nur Konsonanten und nur mit bunten Pillen. Schauspieler Buff (Martin Schurr) präsentiert die Apfelschussszene aus Wilhelm Tell mit rasanten Rollenwechseln und unglaublich komisch, bevor er als Tierimitator zum Wurm mutiert. Eine echte Gurkentruppe – und alle wollen sie ein Engagement!

Schauspieldirektor Frank setzt auf Team bildende Maßnahmen, lässt atmen, Wassertiere mimen und Ringelreihen tanzen. Es klappt: am Ende singen sie gemeinsam „Jeder Künstler strebt nach Ehre“. Kleine Bühne, große Welt: Kosmos der Sehnsüchte und Eitelkeiten im Dienste der Kunst. Hier präsentiert als Feuerwerk der Pointen. Hingehen!

Was: Der Schauspieldirektor – Komödie mit Musik von Mozart
Wann: bis 22.12.2018, jeden Fr u. Sa, 20.00 Uhr
Wo: Musiktheater im E-Werk, Ferdinand-Weiß-Str. 6a, 79106 Freiburg
Web: www.dieschönen.de, www.ewerk-freiburg.de

Bildquellen

  • kultur-joker-musiktheater-im-ewerk-die-schoenen-schauspieldirektor-hatischeh-hannah-braun-herbert-wolfgang-c-doreen-eich: Doreen Eich