Die Freiburger Theater Compagnie feierte mit „Der Geizige frei nach Molière“ im E-Werk Premiere

Molière gegen den Strich gebürstet

Zu Zeiten von Molière alias Jean-Baptiste Poquelin galt er noch offiziell als Todsünde. Seitdem ist viel passiert: Industrialisierung, entfesselte Märkte und eine unersättliche Gier, die unseren Planeten zu Grunde richtet. Bezüge auf moderne Phänomene wie Börsen- und Lebensmittelspekulationen gibt es auch im Stück „Der Geizige frei nach Molière“ das im E-Werk Premiere feierte.

Es ist nach „Hamlet stirbt… und geht danach Spaghetti essen“ die zweite Produktion des 2016 rund um Shakespeare-Routinier Bernd Lafrenz gegründeten freien Ensembles. Auch dieses Mal wird ein Klassiker mit rasenden Rollenwechseln, karikierten Figuren und schrägem Slapstick gegen den Strich gebürstet, wobei hier vor allem beim letzten Teil der rund zweistündigen Inszenierung Spannungsbogen und Stringenz der Komödie fast auf der Strecke bleiben.

Und auch die Rahmenhandlung des Pariser Regisseurs Abel Aboualiten ist originell, aber nicht unbedingt schlüssig: Mit kleinen Clowns-Einlagen von diversen Hausmeistern begrüßt der Präsident des Vereins Anonymer Geizhälse am Rednerpult das Publikum zur heutigen Versammlung, worauf sich schnell eine junge Frau als betroffene Angehörige sichtlich verstört zu Wort meldet. Es ist Elise (Nicole Djandji-Stahl), die Tochter von Harpagon (Bernd Lafrenz).

Auf der nur mit einem Stuhl und zwei rollbaren Kleiderständern als Fenster und Türen ausstaffierten Bühne wird nun ihre Geschichte erzählt. Sehnsüchtig spielt sie Luftklavier, weil ihr Vater kein echtes kaufen will, um sie herum flattern kreischend mit langen Mänteln und Schnäbel-Kappen verkleidete Schauspieler als Raubvögel. Dann springt das Geschehen im holprigen Spagat zwischen Jetzt – und Molière-Zeit in den ersten Akt.

Mit dem samtigen Elvis-Song „Love me tender“ besingen Elise und Hausverwalter Valère (Olaf Creutzburg) heimlich ihre Liebe, nur die hessisch babbelnde Putzfrau (Christine Kallfaß) weiß von ihrem Glück. Die muss ein Plastikrohr laut brummend durch die Wohnung schieben, damit die Nachbarn nicht merken, dass Harpagon zu geizig ist, ihr einen neuen Staubsauger zu kaufen. Es gibt viele choreografische Elemente und pfiffige Regieideen in dieser Inszenierung, nicht alles funktioniert.

Als versierter Komödiant gibt Bernd Lafrenz den Geizigen mit Nerdbrille, Taschenrechner und entglittener Mimik: Ein eitler und verrückter Kauz, der den verbuddelten Geldkoffern im Garten Namen gibt und seine Lieblingsbabys nachts in den Schlaf singt. Paranoia hat er noch dazu: Alle wollen ihn ruinieren und bestehlen, warum er auch jeden Besucher mit gezückter Spielzeugpistole empfängt.

Die folgenden Verstrickungen von Liebe und Geiz sind bekannt, wobei auch Heiratsvermittlerin, Sohn samt Freund und Küchenjunge gut gespielt, aber stellenweise doch allzu übersteuert agieren. Gegen Ende wird´s dann zäh, da wünscht man sich einen beherzten Rotstift.

Was: Schauspiel „Der Geizige frei nach Molière“
Wann: 21./22. Februar, 20.30 Uhr
Wo: E-Werk, Kammertheater, Eschholzstraße 77, 79106 Freiburg
Web: www.ewerk-freiburg.de/

Bildquellen

  • kultur_joker_theater_der_geizige_moliere_e-werk_theater_compagnie: Achim Käflein