Den feministischen Kampf partizipativ erlebbar machen: Ausstellung im Alten Wiehrebahnhof und ArTik

Die Bewegung für die Rechte von Frauen* und FLINTA* (FrauenLesbenInterNichtbinärTransAgender) gestaltet sich bereits seit Jahrzehnten als nicht enden wollender Kulturkampf, der immer wieder (Menschen)-rechte erkämpft, aber auch Rückschritte ertragen muss – zuletzt in den USA zu beobachten.
In Freiburg gründete sich vor genau 50 Jahren nach dem Vorbild der US-amerikanischen Frauenbewegung eine neue feministische Bewegung. Im Herbst 1972 taten sich Studentinnen der Pädagogischen Hochschule zu einer eigenständigen, zu Beginn noch namenlosen Gruppe zusammen – wenige Zeit später folgte aus dem Umfeld des Soziologischen Seminars an der Universität Freiburg ein weiterer feministischer Zusammenschluss.
Anlässlich 50 Jahre Neue feministische Bewegungen in Freiburg organisiert nun die Feministische Geschichtswerkstatt in Kooperation mit dem Archiv für Soziale Bewegungen eine Ausstellung mit begleitendem Programm im ArTik sowie im Alten Wiehrebahnhof. Historischer Schwerpunkt der Ausstellung sind die 1970er bis 1990er Jahre, zu denen es verschiedene Themeninseln für die Besuchenden geben wird. „Wir möchten und können keine vollständige, geradlinige Erzählung der feministischen Bewegung wiedergeben, weil es eine solche nicht gibt“, erklärt das Team. Stattdessen widmeten sich Arbeitsgruppen einzelnen Geschichten, die durch Archivmaterial aufgearbeitet wurden und nun den Besucher*innen mittels historischer Fotografien, Plakate und griffbereiten Texten eine teils lückenhafte Reise durch die feministische Geschichte Freiburgs ermöglichen.
Lückenhaft deshalb, weil das Archiv kaum Material intersektionaler Gruppen, wie beispielsweise FLINTA* mit Migrationshintergrund oder mixed-abled Personen, aus dem gewählten Zeitraum besitzt. Clever gelöst haben die Organisator*innen das Problem durch einen partizipativen Ansatz: Entlang der Chronologie in den Ausstellungsräumen wird es leere Bilderrahmen an Stellen historischer Lücken geben – ausliegende Post-its sollen die Besucher*innen dazu einladen, die Ausstellung selbstständig mit fehlenden feministischen Gruppen oder historischen Fakten zu ergänzen und so in einen gemeinsamen Diskurs zu treten.

Aufbrechen. 50 Jahre Neue feministische Bewegungen in Freiburg. Kooperation der Feministischen Geschichtswerkstatt und des Archivs für Soziale Bewegungen. Zu sehen im ArTik und Alten Wiehrebahnhof. Bis 15. Oktober 2022.

Bildquellen

  • Walpurgisnachtdemo 1987: Foto: FemArchiv