Aktuelle Forschung: Sechs von neun Planetaren Grenzen überschritten

Es ist fünf vor zwölf, dieser Spruch gehört zweifelsohne zu den verbreitetsten seiner Art. Mit Bezug auf die langfristige Überlebensfähigkeit unseres Planeten ist es einer Gruppe von Erdsystem- und Umweltwissenschaftlern zufolge sechs vor neun, denn so viel planetare Grenzen haben wir als Menschheit bereits überschritten. Das unter der Leitung von Johan Rockström entwickelte Konzept, welches im Jahr 2009 erstmals publiziert wurde, beschreibt unterschiedliche ökologische Grenzen der Erde, deren Überschreitung die globale Stabilität unseres Planeten in Frage stellt.

Gegenwärtig werden neun sogenannte Planetare Grenzen im wissenschaftlichen Diskurs erörtert: 1. Klimawandel, 2. Versauerung der Ozeane, 3. Stratosphärischer Ozonabbau, 4. Atmosphärische Aerosolbelastung, 5. Biogeochemische Kreisläufe (z.B. Stickstoff und Phosphor), 6. (Süß-) Wasserverbrauch, 7. Landnutzungsänderung (z.B. Abholzungen), 8. Biodiversitätsverlust und 9. Belastung der Umwelt durch das Einbringen neuartiger chemischer Substanzen. Jene einzelnen Werte der neun planetaren Grenzen wiederum stellen in ihrer Gesamtheit gewissermaßen einen momentanen Fitnesszustand unseres Planeten dar. Dieser Zustand lässt sich derzeit mit dem Adjektiv beunruhigend beschreiben.

Jedoch existieren auch planetare Grenzen, welche noch nicht überschritten wurden. Die Zerstörung der Ozonschicht konnte durch entschiedene Maßnahmen weitestgehend ausgebremst beziehungsweise verlangsamt werden. Des Weiteren ist die durch den Menschen maßgeblich verursachte Staubentwicklung in der Atmosphäre global betrachtet derzeit noch als vertretbar einzustufen. Den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen zufolge, ist dieser Wert allerdings mit einem nicht zu vernachlässigenden Maß an Unsicherheit verbunden. Die aktuelle Analyse basiert sowohl auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, als auch auf hochkomplexen Modellen, ermöglicht durch hochleistungsfähige Computersimulationen wie beispielsweise dem Biosphärenmodell LPJmL und dem Potsdamer Erdsystemmodell POEM.

In ihrer Gesamtheit zielt die Studie gemäß der Autoren und Autorinnen darauf ab, einen erneuten Weckruf an die Menschheit zu senden. Sie verweisen darauf, dass die verschiedenen Erdsysteme unseres Planeten nicht alleine überlebensfähig sind, da sie wechselseitig voneinander abhängig sind. Dies bedeutet jedoch auch, dass sofern sich Verbesserungen in einzelnen Systemen einstellen, dies positive Effekte auf andere Systeme hat.

Quelle: Earth beyond six of nine planetary boundaries | Science Advances

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