WaldlabOR setzt neue Impulse für den Wald am Oberrhein

Die Region Oberrhein zählt bereits heute zu den Regionen Deutschlands, die am stärksten von Hitze betroffen sind. Hier werden künftig noch höhere Temperaturen und besonders häufige und lang andauernde Hitzeperioden erwartet. Für den Wald und die Lebewesen in ihm bedeutet das große Veränderungen – darunter Absterben vieler Bäume, lichte Waldstrukturen, auf denen sich invasive Pflanzen gerne ausbreiten, oder der Maikäfer, dessen Engerlinge Bäume durch Wurzelfraß schwächen. Wie kann die Waldbewirtschaftung gestaltet werden, damit die Leistungen des Ökosystems Wald auch unter diesen Bedingungen erhalten bleiben? Dazu wird ein Kooperationsprojekt aus Freiburg ab Februar Antworten erarbeiten.

Projekt will Wald und Ökosystemleistungen erhalten

Das Ziel des Kooperationsprojektes WaldlabOR zwischen der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und dem Landkreis Karlsruhe ist es, für den Klimawandel-Hotspot Oberrhein neue Konzepte der Waldbewirtschaftung zu entwickeln. Der Fokus liegt dabei auf dem Erhalt des Waldes und seiner Ökosystemleistungen unter den zukünftigen Klimabedingungen.
Im Rahmen des Projekts WaldlabOR entwickeln Forschende und Akteur:innen aus der Praxis klimaangepasste Konzepte der Waldbewirtschaftung auf der Grundlage eines umfassenden und auf Beteiligung basierenden Risikomanagements. Ganz im Sinn eines Reallabors, in dem Wissenschaft und Praxis von Anfang an gemeinsam an Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen arbeiten, sind Waldbesitzende und Forstverwaltung von Projektbeginn an beteiligt und bestimmen über die Forschungsthemen und Umsetzungswege mit.

Der Klimawandel stelle die Trockenwälder in der Oberrheinischen Tiefebene vor große Herausforderungen, betont Martin Moosmayer, Forstamtsleiter im Landkreis Karlsruhe: „Schon jetzt ist die Geschwindigkeit des Schadgeschehens in den hiesigen Hardtwaldungen neu und stellt uns Förster hier vor Ort vor enorme Probleme. Wir benötigen mehr wissenschaftliche Expertise, um gesichertes Wissen zur Anpassung der hiesigen Wälder an den Klimawandel zu erlangen.“

Enge Absprachen und Raum für Diskussion

Denn der Klimawandel führt unweigerlich zu Veränderungen der Waldstrukturen und -arten. Artenvielfalt, Waldlebensräume und Waldfunktionen zu erhalten, ist ein weiterer Anspruch des WaldlabORs: „Lösungswege dafür werden im Naturschutz und in der nachhaltigen Waldbewirtschaftung oft getrennt voneinander betrachtet. Im WaldlabOR kombinieren wir Naturschutzmaßnahmen und adaptive Waldbewirtschaftung von Anfang an – durch eine enge Zusammenarbeit mit allen beteiligten Akteurinnen und Akteuren“, hebt Dr. Anja Bindewald, Koordinatorin des Verbundes auf Seiten der FVA hervor. Die im WaldlabOR identifizierten klimawandelbedingten Risikofaktoren für das Ökosystem Wald am Oberrhein werden im Rahmen von Dialogprozessen diskutiert: „Wichtig ist uns, die wissenschaftlichen Ergebnisse so aufzubereiten, dass sie eine verständliche Grundlage für den Austausch sowohl mit Fachleuten als auch waldinteressierten Bürgerinnen und Bürgern der Region sind. Dabei unterstützen uns die enge Zusammenarbeit mit dem Forstamt des Landkreises Karlsruhe und das Feedback unserer assoziierten Partner“, sagt Dr. Regina Rhodius, Koordinatorin des Verbundes auf Seiten der Universität Freiburg.

Bildquellen

  • Kaiserstuhl mit Blick über den Oberrhein: Foto: FVA BW/Weidner)