Leuchten in der Stille: Eine Ausstellung mit Begleitband im c-punkt Münsterforum widmet sich der Bombardierung Freiburgs vor 80 Jahren und lässt Zeitzeug:innen zu Wort kommen
Am 27. November jährte sich die Bombardierung Freiburgs zum 80. Mal. In dieser Nacht starben allein in dieser Stadt 2797 Menschen durch die Luftangriffe der Alliierten. Es geschah, was heute von vielen als das Wunder des Freiburger Münsters bezeichnet wird: Die Stadt lag in Schutt und Asche, nur das Münster blieb zum größten Teil unversehrt und ragte wie ein Mahnmal zwischen den Ruinen empor.
Anfang diesen Jahres rief der Münsterbauverein in einer Pressemitteilung, die Sie auch dem Kultur Joker entnehmen konnten, Zeitzeug:innen dazu auf, ihre Geschichten und Fotografien zu teilen. Dem Aufruf folgten zahlreiche Menschen, die die Nacht zum Teil selbst als Kinder miterleben mussten. Aus diesen Geschichten und historischen Dokumenten ist eine Ausstellung mit gleichnamigem Buch entstanden: In „Sonst war es still. 1944 – Erinnerungen an die Bombardierung“, das im Rahmen der Reihe „Kleine Schriftenreihe“ des Münsterbauvereins im Rombach Verlag erschienen ist, fügt die Künstlerin und Autorin Andrea Hess mit viel Feingefühl für das Zwischenmenschliche die Erlebnisse und Berichte der Zeitzeug:innen zusammen. Darunter auch Werner Kästle, der bei der Vernissage der Ausstellung im c-punkt Münsterforum anwesend war. „Wir sprachen damals nicht von einem Bombenangriff, wir sprachen von einem Terrorangriff. Das ist es für mich bis heute. Man hat Bomben auf Menschen geworfen, die mit all dem nichts zutun hatten“, berichtet Werner Kästle, der während der Bombardierung selbst noch ein kleiner Junge war. Im c-punkt Münsterforum sind mehr als 25 Fotografien ausgestellt, die einen Einblick in den Kriegsalltag von vor 80 Jahren gewähren – eindrücklich werden die Auswirkungen von Krieg und Gewalt in den großformatigen schwarz-weiß Fotografien erkennbar.
Die Ausstellung verändert den Blick auf die Stadt und das Freiburger Münster und sensibilisiert für eine Vergangenheit, die erst 80 Jahre zurückliegt. Flankiert wird die Ausstellung durch das eindrucksvolle Panoramafenster des Raumes, das den Blick auf das Münster und den umliegenden Platz freigibt. So existieren Vergangenheit und Gegenwart, Zerstörung und Wiederaufbau nebeneinander, wirken beinahe wie ein Mahnmal. Ergänzt werden Ausstellung und Buch durch ein Rahmenprogramm, welches Vorträge sowie Gespräche und einen Film (b2w filmworks) beinhaltet. Im Film kommen die Zeitzeug:innen noch einmal zu Wort – eine multimediale Ergänzung, die nachwirkt. „Jedes Mal, wenn der Himmel feuerrot war, habe ich Angst bekommen und dachte, jetzt kommt der Krieg. Ich musste zehn Jahre alt werden, um keine Angst mehr zu haben“, berichtet eine Zeitzeugin. Es sind die persönlichen Momente, die die Ausstellung und das Buch so kostbar machen und zugleich wieder deutlich werden lassen, dass wir im Moment des Leides alle gleich sind.
Sonst war es still. 1944 – Erinnerungen an die Bombardierung. c-punkt Münsterforum, Herrenstraße 33, Freiburg. Freier Eintritt. Verlängert bis 31.02.25
Bildquellen
- Leuchten in der Stille: Eine Ausstellung mit Begleitband im c-punkt Münsterforum widmet sich der Bombardierung Freiburgs vor 80 Jahren und lässt Zeitzeug:innen zu Wort kommen: Copyright: Rombach
- Der Posaunenenengel am Münster nach dem Luftangriff: © Freiburger Münsterbauverein Bildarchiv