Kunstkommission Freiburg bekommt mehr Befugnisse, aber auch Verantwortung

Die Kunstkommission der Stadt Freiburg wurde 2014 neu eingesetzt – nachdem es kulturpolitischen Protest gab, sie zu reaktivieren. Das Vorgängergremium war 2003 auf Beschluss des Gemeinderats aufgelöst worden. Mit der Neuetablierung wurde eine Satzung für die Kommission verabschiedet. Nun entstand Handlungsbedarf, selbige zu erweitern.
Zum Jahresbeginn 2020 wurden nicht nur die Sachmittel des Gremiums aufgestockt, sondern auch eine 50 %-Stelle im Kulturamt für die Geschäftsführung eingerichtet. Der Gemeinderat hat am 24. März 2021 die neue Satzung verabschiedet. Auslöser waren zwei Projekte im Rahmen des sog. Stadtjubiläums, die öffentlich aufgestellte Kunstwerke betrafen, indes nicht mit der Kommission abgestimmt waren. Die wesentliche Änderung besteht darin, dass auch die „städtischen Gesellschaften und städtischen Eigenbetriebe“ in den Verfügungsbereich überschrieben werden. Gut ist auch, dass temporäre Projekte ab dreimonatiger Präsenz dem Gremium vorzulegen sind. Zudem kann und soll die Kommission, was ohnedies klar war, „konzeptionell arbeiten … und zu einem innerstädtischen Diskurs über Kunst im öffentlichen Raum beitragen“. Das ist ein deutlicher Auftrag! Es gab einige öffentliche Veranstaltungen. Doch seit Beginn der Pandemie wurde es merklich still. Erweiterte Impulse und Formate sind also gefragt!
Ein Problem bleibt die Besetzung des Gremiums. Die Mitglieder, „zwei Künstler*innen, zwei Kunstvermittler*innen, ein Landschaftsarchitekt/in oder Stadthistoriker/in“ werden auf fünf Jahre berufen. Aus der ersten Garde traten die Künstlerin Andrea Mihaljevic und der Architekt Michael Gies nach Ablauf ihrer Amtszeit 2019 nicht mehr an. Aber wie erfolgt die Neubesetzung? Das scheint auch durch die Satzung in der erneuerten Version nicht ganz eindeutig zu sein. Der Gemeinderat hatte keine alternativen Vorschläge, konnte (und wollte wohl auch) nicht debattieren und winkte die Vorlage der Kulturverwaltung am 11.10.2019 durch. Jetzt sind da die Landschaftsarchitektin Ane Nieschling und die Kunststudentin Katrin Bauer nachberufen. Ein Passus, der sinnvollerweise auf eine einmalige Wiederwahl limitiert, fehlt auch in der neuen Satzung noch.
Seit wenigen Tagen ist ein 50-minütiger (!) „Podcast“ der Kommission online, zum Thema „Street-Art“ und „Graffiti“ im öffentlichen Raum. Viel persönliche Meinung der Gremiumsmitglieder wird da vorgelesen. Das Thema sollte aber wirklich direkt mit den angesprochenen Street-Art-Künstlern, geführt sein – und nicht ‚über sie‘. Im Moment wirkt das wie ein Déjà-Vu, wie ein Diskurs, der in anderen Städten vor ca. 15 Jahren längst schon gelaufen ist.

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  • Blick auf das Freiburger Münster: Foto: pixabay