Klant riskant! Der Freiburger Michael Klant flog über New York
Michael Klant ist in Freiburg und darüber hinaus kein Unbekannter. Der Kunstpädagoge und jahrzehntelange Professor an der PH Freiburg (seit 2022 auch Mitglied des Kunst-Beirats der Stadt Freiburg) macht immer schon durch eigene künstlerische Aktivität auf sich aufmerksam. Zuletzt gab die Ausstellung „Wolkendialoge und Wasserzeichen“ beim Kunstkreis Radbrunnen in Breisach (2023) eine Übersicht über sein Oeuvre.
Einen Angelpunkt bilden dabei Klants ‚Kunst-Flüge‘. Eine einmotorige Maschine fliegt eine festgesetzte Route, eine zweite folgt: in der sitzt Klant und filmt und fotografiert. Zu Beginn (1999 / 2000) waren es großflächige gemalte Banner, Himmels- und Wolkenbilder, die durch die Luft flogen und mit den realen Wetterformationen gleichsam in einen ästhetischen Dialog traten. Dies Anfangskonzept wurde bald abgelöst von in die Höhe transportierten Textbändern: Und so tragen Klants Flüge inzwischen beinahe automatisch ein deutliches politisches Credo in sich. Ein Mal noch, beim „Himmelstausch“ Berlin-Gernika (2019), stand wieder ein Wolkenbild im Zentrum; hier jedoch mit klarer Zeichensetzung und verstanden als „ein künstlerischer Beitrag zu einer friedensorientierten Erinnerungskultur, welcher der Geschehnisse im Spanischen Bürgerkrieg (1936–1939) gedenkt“.
Flug über New York
Vor wenigen Tagen fand eine neue, spektakuläre Aktion statt: Als zweiter Teil eines bilateralen Kunstflugprojekts, das 2022 anlässlich der Kasseler documenta begann. Dort hatte Joseph Beuys 1982 während der großen Kunst-Show „7000 Eichen“ als „soziale Plastik“ pflanzen lassen und durch diese Intervention in den öffentlichen Raum auf ökologische Grenzen der Verstädterung aufmerksam gemacht. Bei Klant sind noch Blumen hinzugekommen, und so steht auf seinem Banner nun „Pflanzt Blumen und Bäume“. Das Unternehmen fand in Kooperation mit der „Dia Art Fondation“ in New York (die schon Beuys seinerzeit unterstützt hatte), der Kasseler „Stiftung 7000 Eichen“ und dem Hunter College / City University of New York statt. Die intendierte Botschaft war klar und deutlich: „der fliegende Appell zu globalem Frieden und Klimaschutz“. Die Zuspitzung erfolgte zudem dadurch, dass der Flug am „International Earth Day“ (22. April) stattfand und Teil eines umfänglichen und über eine Woche dauernden Programms in New York gewesen ist. Der generelle Impuls war klar, so betont Klant: „Wir müssen in Zeiten wie diesen die Mittel der Kunst nutzen, um die transatlantischen Beziehungen aufrechtzuerhalten.“
„Es hat geklappt!“
Nicht immer sind diese Flugvorhaben risikofrei. Tatsächlich kann das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen, gelegentlich gab es auch schon genehmigungsrechtliche Probleme. Diesmal konnten durchaus Zweifel aufkommen angesichts des aktuellen politischen ‚Klimas‘ in den USA: Funktionieren überhaupt Ein- und Ausreise unter den verschärften Bedingungen der Trump-Reglements reibungslos? Wird die Kooperation mit einer ortsansässigen Hochschule und einer Klima-Initiative nicht zum politischen Boomerang? Wie sehr provoziert die Flugroute den Hudson-River rauf und runter und rund um Liberty Island in Verbindung mit der Textbotschaft Anstoß bei den Behörden?
Kurz vor Redaktionsschluss teilte Klant uns aber per mail mit: „Es hat geklappt!“. Weitere Berichte sind nach seiner Rückkehr zu erwarten. Ein Dokumentationsvideo steht schon online.
Video zum Flug: https://youtu.be/ycWW1bVJfAE
Bildquellen
- Michael Klant: „Plant Flowers And Trees“ über dem Hudson-River: © Klant via formixx