Baumvielfalt stärken: Eine internationale Studie unter Leitung der Universität Freiburg zeigt auf, dass artenreiche Wälder mehr CO2 binden
Dass unser Ökosystem von seiner Vielfalt lebt, sollte mittlerweile den meisten Menschen bewusst sein. Eine internationale Studie unter Leitung der Universität Freiburg, veröffentlicht in Global Change Biology, belegt nun, dass Wälder mit einer Vielfalt an Baumarten deutlich mehr Kohlenstoff binden als solche, die nur aus einer Art bestehen. Dies zeigen die Daten aus dem weltweit ältesten Experiment zur tropischen Baumvielfalt. Die Ergebnisse zeigen auf, dass Wälder, die aus fünf Baumarten bestehen, 57 Prozent mehr oberirdische Kohlenstoffspeicher und größere oberirdische Kohlenstoffflüsse – also einen größeren Austausch zwischen den Kohlenstoffspeichern – aufweisen als Monokulturen.
Neue Erkenntnisse aus dem weltweit ältesten Experiment zur Vielfalt tropischer Baumarten
Das Sardinilla-Experiment in Panama wurde 2001 auf einer ehemaligen Weidefläche angelegt und umfasst 22 Versuchsparzellen mit jeweils einer, zwei, drei oder fünf einheimischen Baumarten, die durch das rasche Baumwachstum in den Tropen bereits eine vergleichsweise weit fortgeschrittene Bestandsentwicklung aufweisen. Das Team untersuchte verschiedene Kohlenstoffspeicher und -flüsse, vom Kohlenstoff in der oberirdischen Baum-Biomasse über den Kohlenstoff in der Laubstreu bis hin zu Kohlenstoff im Mineralboden.
Bemerkenswert ist, dass sich der positive Effekt der Baumartenvielfalt auf die oberirdischen Kohlenstoffspeicher im Laufe der Zeit verstärkte – und das, obwohl das Experiment von Extremwetterereignissen wie einer schweren El-Niño-bedingten Dürre und einem Hurrikan betroffen war. „Das ist ein entscheidender Faktor, denn angesichts des Klimawandels hängt die langfristige Kohlenstoffbilanz von Wäldern stark von ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen ab. Artenreiche Wälder haben eine höhere ökologische Stabilität und die Gefahr, dass der gespeicherte Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre gelangt, ist deutlich geringer als in Monokulturen“, erklärt Dr. Florian Schnabel, Forstwissenschaftler an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg, Erstautor der Studie und Leiter des Sardinilla-Experiments.
Mehr Baumarten, größerer Nutzen für das Klima
Die Forschenden betonen, dass bei Aufforstungsprojekten zur Kohlenstoffspeicherung Mischwälder gegenüber Monokulturen bevorzugt werden sollten. Gleichzeitig warnen sie davor, die Bedeutung neugepflanzter Wälder zur Bekämpfung des Klimawandels zu überschätzen. „Die durchschnittliche jährliche Netto-CO2-Aufnahme der gepflanzten Wälder betrug 5,7 Tonnen CO2-Äquivalente pro Hektar und Jahr. Um die Emissionen eines einfachen Fluges von Frankfurt nach Panama-Stadt auszugleichen, müssten 11 Hektar dieses Waldes für ein Jahr wachsen“, sagt Dr. Catherine Potvin, ehemalige Leiterin des Sardinilla-Experiments und Mitinitiatorin der Studie von der McGill Universität in Montréal, Kanada.
Originalpublikation: Schnabel, F., Guillemot, J., Barry, K.E., Brunn, M., Cesarz, S., Eisenhauer, N., Gebauer, T., Guerrero-Ramirez, N.R., Handa, I.T., Madsen, C., Mancilla, L., Monteza, J., Moore, T., Oelmann, Y., Scherer-Lorenzen, M., Schwendenmann, L., Wagner, A., Wirth, C., Potvin, C. (2025). Tree diversity increases carbon stocks and fluxes above- but not belowground in a tropical forest experiment. In: Global Change Biology. DOI: 10.1111/gcb.70089
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/gcb.70089
Bildquellen
- Baumernte im Sardinilla-Experiment.: Foto: Florian Schnabel