Im Juli 2025 jährt sich zum 30. Mal das Massaker von Srebrenica. Thomas Jennefelt (*1954) widmete seine Komposition „diXit – in the name of God“ den „Women in Black of Srebrenica“, den Ehefrauen, Müttern, Schwestern und Töchter der Opfer. In seinem Werk verbindet der aus Schweden stammende Komponist den Text des 110. Psalms „Dixit Dominus“ mit der Ansprache des Papstes Urban II. von 1095, in der dieser rund 900 Jahre vor den Ereignissen in Srebrenica zum ersten Kreuzzug im heiligen Land aufrief. Georg Friedrich Händel (1685-1759) komponierte seine Vertonung des „Dixit Dominus“ im Alter von 21 Jahren während seiner Reise nach Italien. Vor dem Hintergrund der Jahrhunderte andauernden Osmanenkriege diente seine Komposition nicht nur als Ausweis seiner früh erlangten kompositorischen Meisterschaft, sondern auch der Verherrlichung der (katholischen) Kirche und seines Auftraggebers.
Das John Sheppard-Ensemble unter der Leitung von Bernhard Schmidt wird zusammen mit dem Kammerchor des Würzburger Doms (Leitung: Alexander Rüth) beide Werke ineinander verschränkt aufführen: barocke Festmusik zur Verherrlichung eines siegreichen Gottes trifft auf hochexpressive Klänge des Schmerzes, der Wut und Verzweiflung über die Frage, wie ein gnädiger Gott solches Leid auf Erden zulassen kann. Funkelnde Koloraturen und barocke Affekte wechseln sich ab mit druckvollen Rhythmen, Clustern und Sprechgesang. „Gloria Patri“ (Ehre dem Vater) trifft auf „Kyrie Eleison“ (Herr, erbarme dich), Gottesbilder des Alten auf die des Neuen Testamentes.
Teil des Konzertes ist ein vertiefendes Gespräch von Vertreter*innen aus Theologie und Politik: Angela Heidler, Stadtdekanin der evangelischen Kirche und Gernot Erler, Staatsminister a. D reden über über die Gefahren des Missbrauchs von Kunst und Religion – aber auch deren Chancen auf Hoffnung, Verständigung und Versöhnung.
Humanitär tätige Organisationen, wie Amnesty international, Anwältinnen ohne Grenzen, Amica e. V. stellen ihre Arbeit vor und nach dem Konzert an Informationsständen im Foyer des Konzerthauses vor und bilden so eine weitere Verknüpfung zwischen Konzerterlebnis, Gesprochenem und humanitärem Wirken.