Kunst

Wie Farbe entsteht: Malerei von Maria Wallenstål-Schoenberg in der Galerie Albert Baumgarten

Man sollte zweimal hinsehen. Mindestens. Dann verflüchtigt sich der Eindruck, es handle sich um konstruktive oder konkrete Malerei, wie

Wie Farbe entsteht: Malerei von Maria Wallenstål-Schoenberg in der Galerie Albert Baumgarten

Man sollte zweimal hinsehen. Mindestens. Dann verflüchtigt sich der Eindruck, es handle sich um konstruktive oder konkrete Malerei, wie von selbst. Dann bei näherem Augenschein geht es um das Erlebnis der Farbe. Farbe, großflächig mit dem Spachtel aufgetragen, in einfachen Formen zur Erscheinung gebracht. Denn Farbe, sagt Albert Baumgarten, braucht eine Form, um sichtbar zu werden. „Farbe pur“ hat der Freiburger Galerist die Ausstellung mit Ölbildern der schwedischen Malerin Maria Wallstal-Schoenberg genannt. Die 1959 in Uppsala geborene Künstlerin, die in München lebt, stellt zum ersten Mal in Freiburg aus. Die Liste ihrer Ausstellungen ist bemerkenswert. Vertreten wird sie von sieben Galerien, eine davon befindet sich in Peking.

Maria Wallenstål-Schoenberg: „Cycle Coelinblue“, 2025, Öl auf Leinwand © Hannes Rohrer

Nun also Freiburg. Von großformatigen wandfüllenden Gemälden bis zu kleinen Formaten reicht das Spektrum der sorgfältig aufgezogenen und mit einem schlichten Holzrahmen versehenen Arbeiten auf Leinwand. Wallenstål bevorzugt in dieser Ausstellung eine Form, die sich geometrisch nicht fassen lässt. Eine Mischung aus Rechteck und Halbkreis. Man könnte auch sagen: ein abgerundetes Rechteck. Aber so einfach ist es auch wieder nicht. Die jede der geometrische Vermessbarkeit unterlaufenden Formen wird durch den Bildrand beschnitten. Die Phantasie des Betrachters darf den fehlenden Rest ergänzen.
Und nur auf den ersten Blick könnten die meist in kräftigen Tönen leuchtenden Farbfelder monochrom wirken. Die Spuren des Farbauftrags machen sich in Verschattungen und schrundigen Verdichtungen bemerkbar, sie lassen die Ränder dunkler erscheinen, an manchen Stellen bleiben sie ohne Farbe. Die millimeterfeinen Ränder haben es ohnehin in sich. Sie sind, man sollte es kaum glauben, bunt. An ihnen enthüllt sich der Malprozess. Wallenstål-Schoenberg mischt die Ölfarben ihrer Palette solange, bis sie zu der Farbe kommt, die ihr am Anfang grosso modo vor Augen gestanden hat.

Maria Wallenstål-Schoenberg: „Cycle Berry“, 2025, Öl auf Leinwand © Hannes Rohrer

Es ist beim Betrachten der Bilder nachzuvollziehen, wie Farbe entsteht. Und was sind das für Farben! Ein matt schimmerndes Magenta erhebt sich über einem sanften Wiesengrün, ein knalliges Orange mäandert an einem zarten Violett entlang. Kreise in unterschiedlichen Schwarznuancen heben sich von einem hellen Grau ab – und immer fallen wieder tief leuchtendes Blau und mattes Gelb ins Auge. Wenn von seriellem Arbeiten – Wallenstål nennt alle Arbeiten „Cycle“ – die Rede sein kann, dann sind es die leichten formalen Verschiebungen, die diese Reihen lebendig machen.
Zu den entschieden lustvollen Farbgebungen setzt Wallenstål-Schoenberg ein kontrastives Pendant. Es sind Gemälde in lichten Grauabstufungen, die die Künstlerin unter dem Titel „Quiet“ zusammenfasst. „Ruhig“ ist keine Farbe, sondern ein Zustand. Beim Betrachten dieser farblich äußerst zurückgenommenen Bilder – bei denen entfernt die Assoziation an die Stillleben Giorgio Morandis aufkommen könnte – mag man in eine meditative Ruhe geraten. Ganz nach innen genommen ist hier der malerische Gestus. Dieser helle Seelengrund, so scheint es, ist die Folie für all das Strahlen von „Farbe pur“.

Maria Wallenstål-Schoenberg. Farbe pur. Galerie Albert Baumgarten. Kartäuserstraße 32, Freiburg. Bis 26.07.25

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Bettina Schulte

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