Nachhaltig

Trinkwasserqualität in Gefahr: Neue Studie der Universität Freiburg zu Waldsterben in Wasserschutzgebieten

Wälder gelten seit jeher als natürliche Filter für sauberes Trinkwasser, doch neue Forschungsergebnisse der Universität Freiburg zeigen: Das fortschreitende Waldsterben bedroht zunehmend die Wasserqualität in Deutschlands Schutzgebieten.
Die Wälder Deutschlands leiden seit Jahren zunehmend unter den Folgen der Klimakrise. Immer häufiger setzen Trockenheit, Hitze und Stürme den Wäldern zu. Stark betroffen sind die Mittelgebirgslagen, auch der Schwarzwald ist hier keine Ausnahme. Die Sterberate der Bäume wuchs nach den extrem trockenen Sommern der zurückliegenden Jahre auf mehr als 40 % des durchschnittlichen jährlichen Holzzuwachses an. Die Mortalität habe im Jahr 2019 mit mehr als dem Siebenfachen der durchschnittlichen Sterberate im Zeitraum zwischen 1953 und 2017 einen traurigen Spitzenwert erreicht.
Das Ergebnis einer interdisziplinären Studie der Universität Freiburg zeigt, dass das Waldsterben während der Dürrejahre von 2018 bis 2020 eine bislang unterschätzte Gefahr für die Trinkwasserqualität in Deutschland darstellte. In Gebieten, die einen erheblichen Waldverlust erlitten hatten, kam es zu einer Verdopplung der durchschnittlichen Nitratkonzentrationen. „In Deutschland sind 43 Prozent der Wasserschutzgebiete bewaldet, daher ist die Gesundheit der Wälder entscheidend für den Erhalt der Wasserqualität“, erklärt Dr. Carolin Winter der Universität Freiburg. Die Forschenden konnten zeigen, dass innerhalb von drei Jahren nach Beginn der Dürreperiode 2018 etwa fünf Prozent der Waldflächen in Wasserschutzgebieten abgestorben waren.
Wälder fungieren als natürliche Garanten der Trinkwasserqualität, denn der Großteil des Trinkwassers in Deutschland stammt aus Grundwasser, das in ausgewiesenen Schutzgebieten gewonnen wird. In diesen Gebieten gelten strenge Regeln, um Risiken der Kontamination zu minimieren. So soll unter anderem verhindert werden, dass Nitrat ins Grundwasser gelangt und es für die Trinkwasserversorgung unbrauchbar macht. Wälder halten Nitrat aktiv zurück., doch das schnelle Absterben von Bäumen kann diese Schutzfunktion beeinträchtigen und Wälder selbst zu einer Quelle für Nitratverunreinigungen werden lassen.
Nitrat ist für Pflanzen ein Nährstoff, kann bei der Verdauung im menschlichen Körper jedoch zu Nitrit umgewandelt werden, welches insbesondere für Säuglinge schädlich ist. Sobald Nitrit ins Blut gelangt, verändert es den roten Blutfarbstoff Hämoglobin, wodurch der Körper nicht mehr genug Sauerstoff bekommen. Erwachsene entwickeln üblicherweise im Laufe des Lebens ein Enzym, das die Umwandlung des Blutfarbstoffs durch Nitrit wieder rückgängig machen kann. Der junge Körper bildet jedoch nicht ausreichend dieses Enzyms, wodurch kleine Kinder durch zu viel Nitrit besonders gefährdet sind.
Die Ergebnisse der Freiburger Studie machen deutlich: Die Gesundheit unserer Wälder ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine gesellschaftliche Schlüsselfrage. Wenn der Wald stirbt, leidet nicht nur die Artenvielfalt, auch unsere wichtigste Ressource, sauberes Trinkwasser, gerät zunehmend unter Druck. Um die Wasserqualität langfristig zu sichern, braucht es politische Weichenstellungen für einen besseren Schutz und eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder. Denn was heute im Wald geschieht, entscheidet über die Lebensqualität von morgen.

Bildquellen

  • Symbolbild Wald: Foto: Matthew Montrone