Kunst

Kunst als Resonanzkörper: Im Gespräch mit Frank-Toni Pyko, Künstler und Initiator einer Ausstellung in der Freiburger Karlsbau Passage

Die Karlsbau Passage in Freiburg verwandelt sich vom 12. bis 29. Juni zum Schauplatz einer Kunstausstellung. Unter dem Titel „Ich sehe Kunst UND“ initiiert Künstler, Konzeptioner und Organisator Frank-Toni Pyko ein lebendiges, interaktives Kunstformat, das Malerei, Installationen und Kommunikationsformen aufeinandertreffen lässt. Die Werke Pykos befassen sich mit den drei Themen Leben, Balance und Ich Bin Ebenso. Dabei beleuchtet er die Gegensätzlichkeit des Lebens: Verbundenheit und Trennung, Werden und Vergehen. Elisabeth Jockers befragte Frank-Toni Pyko zur Ausstellung.

Kultur Joker: Ihre Eltern waren künstlerisch aktiv, was ist Ihre erste richtige Erinnerung an die Kunst? Gab es Vorbilder?

Frank-Toni Pyko: Ich war ungefähr acht Jahre alt war. Mein Vater legte oft nach dem Abendessen ein großes leeres Papier auf den Esstisch und dazu viele Buntstifte, Wachsstifte und Kreiden. Er begann ohne weitere Worte zu malen. Wir Kinder malten einfach mit, frei, intuitiv und spontan. Es entstanden die erstaunlichsten Bilder – frei von Konzepten, Belehrungen und technischen Ansprüchen. Johannes Grützke war der erste Maler für den ich schwärmte. Er machte auf eine intensive Art innere Zustände von Menschen sichtbar – tiefgehend, humorig, verständnisvoll.

Kultur Joker: Sie selbst bezeichnen sich als „Selbstlerner“ – ist Ihr Werk also reines learning-by-doing?

Pyko: Im Alter von 16 bis 20 Jahren habe ich intensiver gemalt und Unterricht genommen – weil ich glaubte, mich nur dann künstlerisch ausdrücken zu können. Doch es machte keinen Spaß, den Ansprüchen von anderen genügen zu müssen.
Meine Vorgehensweise beim Malen: erst der Anfangsfunke, dann das innere Bild, dann die technische Umsetzung und wenn mir zur Verwirklichung eine technische Herangehensweise fehlt, eigne ich sie mir an. So wie bei dem Bild Balance 7, wo ich mit einem Handfeger experimentierte.

Frank-Toni Pyko: „Balance 7“, 180×140 cm, Acryl

Kultur Joker: In Ihrer Kunst stehen Wahrnehmung und Begegnung im Mittelpunkt, die Ausstellung im Karlsbau soll auch Raum zum Austausch bieten. Kann Kunst genau das in Zeiten demokratischer Krisen leisten?

Pyko: Ja, ja, ja! Demokratische Krisen setzen sich aus einer Vielzahl von persönlichen Krisen zusammen. Deren Ursachen sind fehlende persönliche Resonanz in der Welt, mangelnde Verbundenheit zu sich, woraus oberflächiger Konsum entsteht. Oder wie Hartmut Rosa sagt: „Die Welt spricht nicht mit mir.“ Ich ergänze: „Und ich spreche nicht mit mir!“
Die Ausstellung stellt einen offenen Raum zur Verfügung, der zur Resonanz mit Kunst, mit sich und anderen einlädt. Ohne Ansprüche und didaktisches Konzept. Ich spreche von der „sozialen Kunst“ – wenn sich die durch die Kunst ausgelösten inneren Bewegungen in soziale Bewegungen fortsetzen und in das öffentliche Zusammenleben hineinwirken können.

Kultur Joker: Welchen Widerhall wünschen Sie sich?

Pyko: Ich wünsche mir, dass der durch die Teilnahme an der Ausstellung ausgelöste innere Widerhall miteinander geteilt wird und wir einander bereichern. Ich wünsche mir, dass die Kunstausstellung die Menschen zu einem guten Kontakt mit sich verleitet, sie bestärkt an das eigene Sehen zu glauben und dass die erstaunlichsten Dinge im Leben möglich sind!

Kultur Joker: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Ich sehe Kunst UND. Frank-Toni Pyko. Karlsbau Passage, Freiburg. Vernissage: 12. Juni, 18:30 Uhr mit Fachvortrag von Prof. Dr. Dr. Schello zur Kunst sowie eine Licht-Performance. Finissage: 29. Juni. 12.-29.06.2025. Weitere Termine und Tickets: ichsehekunstUND.de

Bildquellen

  • Frank-Toni Pyko: „Balance 7“, 180×140 cm, Acryl: © Frank-Toni Pyko