Ein Leben für die Kunst: Ein Buch über den Museumsmenschen Harald Siebenmorgen offenbart die vielen Facetten seines Wirkens
Harald Siebenmorgen (1949 – 2020) war Kunsthistoriker und langjähriger Direktor des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe. Am 2. Oktober 2024 wäre er 75 Jahre alt geworden. Dieses Datum wurde zum Anlass für ein Buch, an dem sich über hundert Autorinnen und Autoren mit Texten beteiligt haben, die aus den unterschiedlichsten Sichtweisen ihre Erinnerungen an ihn schildern. Es kommen Kollegen und Freunde zu Wort. Der Bogen reicht von der öffentlichen Person Siebenmorgen, dem leidenschaftlichen Museumsmann und Chef einer bedeutenden Landesinstitution, bis hin zum Privatmann, der gerne mit Freunden gekocht hat und am Bodensee Spaziergänge mit Künstlerinnen und Künstlern unternahm.
In einem persönlichen Vorwort schildert die Herausgeberin und Ehefrau Elisabeth Schraut, welche Ideen in dem Band verwirklicht werden sollten. Offizielle Würdigungen waren bereits reichlich vorhanden, so war sie vor allem interessiert an Episoden, Anekdoten, persönlichen Erlebnissen, das was anderen spontan einfiel, wenn sie an Harald Siebenmorgen dachten.
Zu Beginn des Buches kommt er selbst zu Wort. In einigen Grundsatztexten, Interviews und Aufsätzen werden die Ideen und Konzepte erfahrbar, die seiner Museumsarbeit zugrunde lagen und in seinen Projekten Gestalt angenommen haben. In den folgenden über 20 Kapitel, sind die meist kurzen persönlichen Texte, zum Teil mit seinen Lebensstationen verbunden – den beruflichen Anfängen in Schwäbisch Hall bis hin zum Landesmuseum in Karlsruhe – und zum Teil an seinen Ausstellungsprojekten und den darüberhinausgehenden internationalen Aktivitäten orientiert. Da spielte das Engagement für die deutsch-französische Zusammenarbeit eine Rolle, wie auch die Reisen nach Nordafrika aus denen die Zusammenarbeit von Tunesien mit Baden-Württemberg erwuchs. Das Inter- und Transkulturelle waren seine Themen.
In verschiedenen Texten erinnern sich die Autorinnen und Autoren an Siebenmorgens Offenheit zu den unterschiedlichsten Kunstgattungen, einschließlich des Kunsthandwerks. Ein besonderes Interesse galt dabei der Keramik, die von den ersten Jahren in Karlsruhe an bis zur Pensionierung seine Unterstützung fand. Auch das Keramikmuseum in Staufen, das kurz vor seinem Amtsantritt 1991 in Karlsruhe als Zweigstelle des Badischen Landesmuseum gegründet worden war, erfuhr viele bedeutende Impulse durch Harald Siebenmorgen. Wie wichtig die Kulturarbeit gerade auch der kleinen Museen in entlegeneren Gegenden ist, war ihm wohl bewusst und fand in ihm einen engagierten Fürsprecher,
Das im vergangenen Herbst erschienene, sehr lohnenswerte Buch über Harald Siebenmorgen ist wie ein Kaleidoskop. Mit jedem Text erfährt man einen weiteren Aspekt, eine weitere Facette des Museumsmenschen Harald Siebenmorgen. Langweilig wird einem beim Lesen nie, auch weil alle Texte mit umfangreichem Bildmaterial ausgestattet sind. Über 200 meist unpublizierte Abbildungen wurden zusammengetragen: private Schnappschüsse, Pressefotos, Werkabbildungen, Ausstellungsansichten. In diesem vielfältigen Bildmaterial spiegelt sich die Zeit. Eine besondere Eigenschaft der Fotografie, Vergangenes auferstehen zu lassen, steigert die Komplexität des Buches. Die Ära Siebenmorgen wird beim Lesen wieder lebendig.
Harald Siebenmorgen MuseumsMensch. Hrsg. Elisabeth Schraut, 2024, Klotz Verlagshaus GmbH
Bildquellen
- Ein Leben für die Kunst: Ein Buch über den Museumsmenschen Harald Siebenmorgen offenbart die vielen Facetten seines Wirkens: © Klotz Verlagshaus GmbH