Die Galerie Albert Baumgarten zeigt neue Werke von Willi Siber

Willi SIber: Ohne Titel, Tafelobjekt 2021

Als „Oberflächenfetischist“ hat Willi Siber sich vor ein paar Jahren selbst bezeichnet und damit eine klare Botschaft ausgegeben. Worauf es ihm ankommt und zu immer neuen Versuchsreihen herausfordert, das ist die perfekte Außenhaut seiner Objekte. Fasziniert von der kühlen Ästhetik der in der Autoindustrie üblichen Lacke, überzieht er seine Wandobjekte und Skulpturen mit leuchtenden Farben, in denen das Licht sich spiegelt und glänzt.
Der in Oberschwaben 1949 geborene und mittlerweile wieder in seinem Heimatdorf Eberhardzell bei Biberach lebende Willi Siber ist schon lange ein international erfolgreich agierender Künstler. Verschiedene Galerien vertreten ihn, zeigen ihn auf Messen und im Ausland. Seine Werke kommen an. Das verwundert nicht. Der Reiz der abstrakten Wand- und Raumkörper ist vielseitig. Wer die Galerie Baumgarten betritt, spürt sofort den Zauber der kühlen Monaden, die in offenen Gruppierungen auf den weißen Wänden der Galerie montiert sind. Die meist in Oval-Formen gehaltenen Objekte haben entweder glatte oder gewölbte Oberflächen. Es gibt drei verschiedene Typen, die ebenen Oberflächen, die konkaven oder die konvexen. Je nach Beschaffenheit spiegeln sie das Licht unterschiedlich. Der Grundkörper besteht immer aus in Schichten aufgeleimtem und glatt geschmirgeltem Holz. Das Holz bleibt bei den älteren Objekten am Rand sichtbar und setzt sich in seiner natürlichen Farbigkeit und Haptik ab – ein wenig wie der Überrest eines Rahmens von einem Bild. Später wird auch der Rand mit Lack überzogen.
Willi Siber verwendet Epoxidharze und Chromlacke, neuerdings auch farbchangierenden Interferenzlack, der speziell für Edelkarossen entwickelt wurde. In einem zeitintensiven Prozess werden Lacke und Harze in mehreren Schichten aufgetragen. Dazwischen die Trocknungsphasen, so dass immer gleichzeitig mehrere Objekte entstehen. Jeder Arbeitsgang geht räumlich getrennt vonstatten. Die Holzarbeiten, das Schleifen und Aufbauen der Grundkörper wird in einer speziell dafür vorgesehenen Werkstatt durchgeführt. Das Sprayen und Lackieren in einer anderen. Kein Staubkörnchen darf in den Raum, wo die Objekte trocken. Die Oberflächen müssen perfekt sein. Der Künstler legt Wert auf sorgfältiges Handwerk. Die naturnahen Oval-Formen werden einzeln mit der Hand solange geschliffen, bis sie die richtige Gestalt gefunden haben. Auch die Wölbungen und Aushöhlungen sind das Ergebnis geduldiger Handarbeit. Der Prozess des Machens ist wichtig für das Werk. Das Ergebnis lohnt den Einsatz.
Die Wandobjekte sind kompatibel und beweglich. Sie können in Gruppen gehängt werden oder einzeln. Manche wirken alleine sogar besser. Auch innerhalb der Gruppierungen kann variiert werden. Ganze Wände lassen sich mit den Objekten rhythmisieren und in Bewegung versetzen. Die Farben und Formen treten zueinander in Beziehung, fordern sich zum Tanz auf und strahlen aus auf die Umgebung. Sie verkörpern Abstraktion und Farbenspiel, lebendige Coolness. Eine Ausstellung, die wunderbar in diesen Sommer passt.

Neue Werke von Willi Siber. Galerie Albert Baumgarten, Karthäuserstr. 32, Freiburg. Bis 31.07.2021. Weitere Infos: www.galerie-baumgarten.de

Bildquellen

  • Willi SIber: Ohne Titel, Tafelobjekt 2021: Foto: Galerie Albert Baumgarten
  • Willi Siber: Ohne Titel, 2019-2021, Multiplex, Chromlacke Foto: Galerie Albert Baumgarten: Foto: Galerie Albert Baumgarten