Veranstaltungsdetails

Do   27. Juni 2019
Vorträge & Gespräche Freiburg SWR Studio Freiburg
19:00 Uhr: Erinnern ohne Zeitzeug_innen? – Die Zukunft der Gedenkkultur

Erinnern ohne Zeitzeug_innen?


Die Zukunft der Gedenkkultur


Gespräch mit Micha Brumlik (Erziehungswissenschaftler, Publizist und Autor, Frankfurt a.M.), Carmen Scheide (Historikerin, Bern, Gedenkstätte Theresienkapelle Singen) und Heinrich Schwendemann (Historiker, Freiburg)


Moderation: Jana Lange, SWR


 


Unsere Gedenk- und Erinnerungskultur steht vor großen Herausforderungen:


In Freiburg wird derzeit intensiv über einen respektvollen Umgang mit dem Brunnen auf dem Platz der Alten Synagoge und über das künftige NS-Informations- und Dokumentationszentrum diskutiert.


Der zeitliche Abstand zu den Verbrechen des Nationalsozialismus wird immer größer: Die Reichspogromnacht und die Zerstörung der alten Freiburger Synagoge jährten sich im letzten November zum 80. Mal, die Deportation der Freiburger Jüdinnen und Juden nach Gurs am 22. Oktober 1940 liegt fast ebenso lang zurück.


Es leben immer weniger Menschen, die als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in Schulen oder öffentlichen Veranstaltungen über Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung der Opfer durch das NS-Regime sprechen können.


Zugleich nehmen antisemitische und rassistische Tendenzen in unserer immer diverser werdenden Migrationsgesellschaft zu.


 


Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie Erinnern und Gedenken an alle Opfer des NS-Regimes künftig aussehen kann und wie gerade auch junge Menschen dabei erreicht werden können.


 


Das Kulturamt der Stadt und das SWR Studio Freiburg haben gemeinsam mit dem großen Mitveranstalterkreis, der die Veranstaltungen am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus (Jahrestag der Befreiung von Auschwitz 27. Januar 1945) und am Jahrestag der Deportation der Freiburger Jüdinnen und Juden nach Gurs (22. Oktober 1940) verantwortet, drei wissenschaftliche Expert_innen eingeladen, die auch öffentlich Stellung beziehen und in der Erinnerungsarbeit engagiert sind. Sie sollen miteinander und vor allem mit dem Publikum darüber ins Gespräch kommen, welche Formen des Gedenkens und Erinnern es künftig - auch in unserer Stadt - geben könnte und sollte.


 


Zu Beginn der Veranstaltung wird Micha Brumlik einen Impulsvortrag halten.


 


Es diskutieren:


 


Micha Brumlik


Der Erziehungswissenschaftler kam 1947 als Kind jüdischer Flüchtlinge in der Schweiz zur Welt. Seit 1952 lebt er in Deutschland. Er hatte verschiedene Professuren inne, zuletzt von 2000 bis 2013 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Parallel dazu war er von 2000 bis 2005 Direktor des Fritz Bauer Instituts, Forschungs- und Dokumentationszentrum zur Geschichte des Holocaust an dieser Universität. Seit 2013 ist er Senior Advisor am Zentrum Jüdische Studien Berlin/Brandenburg. Als Publizist und Gastautor diverser Zeitungen veröffentlicht er Sachbücher, Essays und Artikel zur Geschichte des Judentums und zeitgenössischer jüdischer Themen.


 


Carmen Scheide


Die Historikerin hat Osteuropäische, Neuere und Neueste Geschichte in München, Moskau und Freiburg studiert. 1999 Promotion über Frauenpolitik und Arbeiterinnenalltag in der frühen Sowjetunion.  2011 wird sie mit einer Arbeit zur Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion habilitiert. Nach einigen Jahren an der Universität St. Gallen hat sie seit 2016 eine Dozentur für Geschichte Osteuropas an der Universität Bern inne. Außerdem ist sie Vorsitzende des Fördervereins der Gedenkstätte „Theresienkapelle Singen“.


 


Heinrich Schwendemann


Zu den Schwerpunkten in Forschung und Lehre des Freiburger Historikers gehören Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Geschichte des Judentums und des Antisemitismus im 19. und  20. Jahrhundert sowie Regionalgeschichte. Promoviert hat er mit einer Arbeit über die deutsch-sowjetischen Wirtschaftsbeziehungen während des Hitler-Stalin-Paktes 1939-1941. Neben seiner Tätigkeit an der Universität Freiburg ist er in Freiburg und der Region aktiv in der Erinnerungsarbeit tätig, etwa mit Führungen, Entwicklung einer App zur jüdischen Geschichte Freiburgs und als Mitglied des Beirats NS-Informations- und Dokumentationszentrum.


 


Moderiert wird die Veranstaltung von Jana Lange, seit März 2019 Redaktionsleiterin Fernsehen|Radio|Online und stellvertretende Leiterin des SWR Studio Freiburg ist. Sie hat zuvor als Reporterin u.a. den NSU-Prozess in München beobachtet und zusammen mit Christian H. Schulz 2018 fürs Erste den Film „Hitlers letzte Mordgehilfen?“ gedreht. Darin begleiten die Autoren deutsche Staatsanwälte und Kriminalbeamte bei ihren aktuellen Ermittlungen gegen zwei ehemalige SS-Wachmänner des Konzentrationslagers Stutthof bei Danzig.


 


Die Veranstaltung findet am Donnerstag 27. Juni um 19 Uhr im Schlossbergsaal des SWR Studio Freiburg, Kartäuserstraße 45, statt. Der Eintritt ist frei.


 


Parallel zur Veranstaltung überträgt der SWR die Diskussion als Live-Stream und ab dem nächsten Tag als Video online über www.swr.de/suedbaden.


 


Veranstalter:


Kulturamt der Stadt Freiburg und SWR Studio Freiburg


In Zusammenarbeit mit:


Israelitische Gemeinde Freiburg,  Egalitäre Jüdische Gemeinde Gescher, Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, DGB Stadtverband Freiburg, Freundeskreis Freiburg – Tel Aviv-Yafo, Gegen Vergessen – Für Demokratie, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Rosa Hilfe Freiburg, Stolperstein-Projekt Freiburg, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten


 


Weitere Informationen:


Kulturamt der Stadt Freiburg, Tel. 0761-201 2101, Mail kulturamt@stadt.freiburg.de


www.freiburg.de/kulturamt



Text: Veranstalter


SWR Studio Freiburg
Kartäuserstr. 45
79102 Freiburg
www.swr.de