Tradition und Moderne

Patchwork-Europe findet vom 15. bis 18. September im elsässischen Val d’Argent statt

Wenn das elsässische Sainte-Marie-aux-Mines zu Patchwork Europe ruft, kommt eine internationale Gemeinde zusammen, die längst über die europäischen Grenzen hinausgewachsen ist. Das mag viel damit zu tun haben, dass es keine Worte braucht, um Textilkunst zu verstehen, aber auch damit, dass sich Sainte-Marie-aux-Mines die Wiege der Amish-Bewegung nennt. Und die fand bekanntlich in Amerika ihre zweite Heimat. Und so nehmen nicht eben wenige Vorträge, Kurse und Exkursionen Bezug auf diese evangelische Freikirche, die weltabgewandt ihre eigenen Traditionen pflegt. So fragt Jacques Legeret in einem Vortrag nach dem künstlerischen Charakter der Amish-Quilts, es findet aber auch eine Exkursion statt zu historischen Orten der Amish-mennonitischen Bewegung im Val d’Argent.
Doch die Tradition ist nur der eine Pol, nach dem sich das 17. Europäische Patchworktreffen ausrichtet, der andere ist zeitgenössische Textilkunst. Und der Wettbewerb, den Patchwork-Europe jährlich ausschreibt, möchte ausdrücklich textile Kreationen sowohl in traditionellem und zeitgenössischen Stil begünstigen. Anregungen versprechen aber auch die unzähligen Kurse und Ausstellungen, die das ganze Spektrum der Textilkunst abspiegeln. So werden Kurse mit besonderen Materialien angeboten, aber auch besondere Techniken wie die Applikation sowie das Arbeiten mit Seide und Motivgestaltung nach den Kuna Indianern aus Panama.
Kaum weniger vielfältig geben sich die Ausstellungen, die etwa Ralli-Quilts aus Südost-Pakistan und dem westlichen Indien vorstellen, die Patchwork, Stickereien und Applikationen miteinander verbinden. Sie entstehen vor allem in ländlichen Gebieten und werden von Nomadinnen gefertigt. Zu sehen sind aber auch Textilarbeiten von israelischen Quilterinnen, die moderne und traditionelle Techniken kombinieren. Dass Quilts Geschichten zu erzählen wissen, wird am Beispiel der australischen Decken deutlich. Sie entstanden während der Weltwirtschaftskrise und häufig sind abgetragene Kleidungsstücke eingearbeitet, die für ihren Besitzer einmal eine Bedeutung hatten. Präsentiert werden aber auch niederländische Quilts, die in der Zeit von 1700 bis heute entstanden sind. Viele Inspirationen in Stoff, die man sich während des Europäischen Patchworktreffens mitnehmen kann.
Europäisches Pachworktreffen vom 15. bis 18.9. Öffnungszeiten: do-sa 9.30-18.30 Uhr, so 9.30-18.00 Uhr. Weitere Infos unter patchwork-europe.com