„SKITS. 13 Ausstellungen in 9 Räumen“ in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden

Die kryptischen Rätsel des Michael Müller

„SKITS. 13 Ausstellungen in 9 Räumen“ ist ein ungewöhnlicher Titel für eine Ausstellung. Aber er beschreibt treffend das, was einen bis zum 19. Februar in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden erwartet. Michael Müller hat die Räume der Kunsthalle in ein vielseitiges Panoptikum verwandelt, in der Figuren aus der antiken griechischen Mythologie ebenso ihren Platz finden wie ein ausgestopfter Kakadu.

Die Schuhe der Besucher müssen bei der Reise durch 13 ganz unterschiedliche Welten eh draußen im Foyer bleiben.
Es ist als hätte der Künstler beschlossen, in Baden-Baden endlich mal das umzusetzen, was er immer schon thematisieren wollte. Natur, Mythologie, Sprache, Mode, einfach mal querbeet. Den ersten Raum hat Müller in ein sehr großes Beet verwandelt, in dem ein toter Baum seine faszinierend gedrehten Äste über 16 Tonnen feuergetrockneten Quarzsand ausbreitet. Ein echter Hingucker, der von scheinbar wahllos zusammengewürfelten Gegenständen umgeben wird. Zum Beispiel einem Seziertisch oder einem Paar silberner Pumps auf einem Spiegelsockel. Die passen auch nicht wirklich zur Sportmoden-Ausstellung im nächsten Raum.

Michael Müller erweist sich als Meister darin, alltägliche Dinge in kryptische Rätsel zu verwandeln. Was macht der ausgestopfte Kakadu vor dem Spiegel? Was will der Künstler mit dem Aquarium sagen, in dem zwei lebende Albino-Axolotl und eine Gruppe von Albino-Höhlensalmlern ein nicht alltägliches Biotop gefunden haben? Ein ganzer Raum ist mit Fotos ausgekleidet, auf denen Angler ihre „Trophäen“ präsentieren. Kern dieses Raums ist ein Kubus mit niedrigem Eingang, der direkt in einen Albtraum zu führen scheint, in einen gekachelten Raum, in dem grüne Farbe von den Wänden rinnt als wäre es Blut. Nicht umsonst heißt diese Installation „XI. Gesang“ nach der Stelle in Homers „Odyssee“, in der Odysseus in das antike Totenreich Hades hinab steigt.

An ein Kuriositätenkabinett der Renaissance erinnert ein weiterer Raum, in dem Müller die unterschiedlichsten Zitate und Dinge versammelt hat, von einem Dürer auf Pappe über Kopien barocker Gemälde bis zu Skulpturen, objets trouvés, einer Reisetasche und homoerotische Zeichnungen. Hier sind die Wände voller Texte, wer sich da literarisch vertiefen möchte, sollte warme Socken und Zeit mitbringen. Von vornherein aussichtslos ist der Versuch, den Geheimcode zu entziffern, in den Michael Müller den Roman „Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil auf eine wahre Zettelflut übertragen hat – auch diese Zettel nehmen die Wände eines ganzes Raumes ein.

Schwerelos durchs All lässt der Künstler in dem Videoloop „Hermes & Hermaphroditos“ zwei gülden leuchtende Gestalten auf einer eigenartigen Wippe schweben. Die Wippe selbst steht im Raum, daneben ein Paar Turnschuhe mit angeklebten goldglänzenden Flügeln – das Jonglieren mit Zitaten quer durch Zeit und Raum scheint Michael Müllers ganz besondere Spezialität zu sein. Staunend streift der Besucher umher, ein Effekt, der nach den Worten von Kunsthallendirektor Johan Holten bewusst angestrebt wird.

„SKITS. 13 Ausstellungen in 9 Räumen“, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Lichtentaler Allee 8a, Eintritt 7 Euro, Freitag frei, www.kunsthalle-baden-baden.de

Nike Luber